10. Juli 2018, 10:51 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
281.000 Deutsche haben 2016 nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes das Land verlassen. Das Netzwerk InterNations präsentiert die sieben häufigsten deutschen Auswanderer-Typen und ihre Gründe, ins Ausland zu gehen.
InterNations, die nach eigenen Angaben weltweit größte Community für alle, die im Ausland leben und arbeiten, präsentiert eine Auswanderer-Typologie für Deutsche im Ausland. Die Liste der häufigsten deutschen Auswanderer-Typen basiert laut InterNations auf einer „ausführlichen Analyse der jährlichen Expat Insider Studie, an der sich über 18.000 Auswanderer aus 187 Ländern und Territorien beteiligten“.
Auf Platz eins der Liste der sieben häufigsten deutschen Auswanderer-Typen landeten die Karrieremenschen (19 Prozent), gefolgt von den Romantikern (16 Prozent), Entsandten (15 Prozent), Entdeckern (13 Prozent), Optimierern (elf Prozent), mitreisenden Partnern und Partnerinnen (acht Prozent) und Studenten (sechs Prozent). 20 Prozent der deutschen Auswanderer haben ihre neue Heimat in den USA gefunden, neun Prozent in der Schweiz und sieben Prozent im Vereinigten Königreich.
Die Recherche hat laut InterNations ergeben, dass sich deutsche Auswanderer „in vielerlei Hinsicht von ihren internationalen Pendants unterscheiden“. Die deutschen Karrieremenschen, die aus beruflichen Gründen umziehen, verfügten zum Beispiel oft über höhere Bildungsabschlüsse: 27 Prozent aller Karrieremenschen aus Deutschland hätten einen Doktortitel (vs. zehn Prozent weltweit). Unter den deutschen Romantikern, die der Liebe wegen ins Ausland gezogen sind, spreche ein weitaus höherer Anteil als der globale Durchschnitt die jeweilige Landessprache gut oder sehr gut (88 vs. 57 Prozent).
1. Der deutsche Karrieremensch (19 Prozent)
Der deutsche Karrieremensch zieht wegen der Arbeit ins Ausland. 65 Prozent der deutschen Auswanderer-Karrieremenschen fanden dort auf eigene Initiative Arbeit, 26 Prozent wurden von einer Firma angeworben und neun Prozent gründeten ein Unternehmen.
Deutsche Karrieremenschen, die ins Ausland ziehen, haben ein hohes Bildungsniveau. 27 Prozent von ihnen besitzen einen Doktortitel (17 Prozent mehr als der weltweite Durchschnitt dieses Auswanderer-Typs) und arbeiten vor allem im Bildungswesen und akademischen Bereich (13 Prozent), in Herstellung, Produktion und Ingenieurswesen (12 Prozent) und in der IT-Branche (elf Prozent).
Dass bei den im Ausland lebenden deutschen Karrieremenschen die Arbeit Vorrang hat, hinterlässt Spuren im Privatleben: 19 Prozent leben nicht im gleichen Land wie der Partner oder die Partnerin. Zudem hat fast die Hälfte (47 Prozent) der deutschen Karrieremenschen Schwierigkeiten, im Ausland neue Freunde zu finden. Dies mag einer Gründe sein, warum 24 Prozent angaben, sich in ihrem derzeitigen Aufenthaltsland niemals zu Hause fühlen zu können. Weltweit sind es nur 18 Prozent.
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2. Der deutsche Romantiker (16 Prozent)
Den deutschen Romantiker treibt die Liebe ins Ausland. Deutsche Auswanderer-Romantiker wollen bei ihrem Partner/ihrer Partnerin leben. Sie haben sehr gute Kenntnisse der Landessprache (72 Prozent) und sind in erster Linie mit Einheimischen befreundet (41 Prozent). 49 Prozent der deutschen Romantiker, die ins Ausland ziehen, bleiben eventuell dauerhaft dort. Zehn Prozent sind allerdings mittlerweile wieder Single. Jene, die noch oder wieder in einer Beziehung leben, sind mit ihrer Beziehung zufrieden (85 Prozent).
Die Hälfte (50 Prozent) der deutschen Romantiker hat im momentanen Aufenthaltsland kein Problem damit, neue Freundschaften zu schließen (weltweit sind es nur 44 Prozent). Daher wundert es nicht, dass deutsche Romantiker viele einheimische Freunde haben (41 Prozent). „Die Menschen hier sind warmherzig, sehr freundlich und hilfsbereit – sowohl untereinander als auch zu Ausländern,“ sagt beispielsweise ein deutscher Auswanderer auf den Philippinen.
3. Der deutsche Entsandte (15 Prozent)
Der deutsche Entsandte wird von seinem Arbeitgeber ins Ausland geschickt. 37 Prozent der deutschen Auswanderer-Entsandten beherrschen die Landessprache sehr gut, 16 Prozent sind in erster Linie mit Einheimischen befreundet und 23 Prozent bleiben möglicherweise dauerhaft in ihrem momentanen Aufenthaltsland.
Beinahe alle deutschen Entsandten (95 Prozent) haben einen Vollzeitjob und verbringen durchschnittlich mit 47,5 Stunden in der Woche die meiste Zeit am Arbeitsplatz (der Durchschnitt unter allen Entsandten weltweit beträgt 46,1 Stunden). 30 Prozent aller deutschen Entsandten haben ein jährliches Haushaltseinkommen von mindestens 150.000 US-Dollar brutto (vier Prozent mehr als der globale Durchschnitt). Ein deutscher Auswanderer in China schätzt sein „Arbeitseinkommen und das Gefühl, mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zu leisten“.
Annähernd drei von fünf deutschen Entsandten (57 Prozent) sind mit ihren Karrierechancen zufrieden (im globalen Durchnitt sind es bei diesem Auswanderer-Typ 61 Prozent). 62 Prozent der Entsandten aus Deutschland glauben ihren Arbeitsplatz als sicher (von allen deutschen Auswanderer-Typen der größte Prozentanteil). 67 Prozent aller deutschen Entsandten sind mit ihrem Job zufrieden (sechs Prozent weniger als der globale Durchschnitt).
Augenblicklich fühlen sich 18 Prozent der Auswanderer-Entsandten aus Deutschland in ihrem Gastland nicht zu Hause, und 24 Prozent halten es für unwahrscheinlich, sich jemals in dem Land einzuleben.
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4. Der deutsche Entdecker (13 Prozent)
Den deutschen Entdecker zieht es aus unterschiedlichen Gründen ins Ausland: Bei 48 Prozent der deutschen Auswanderer-Entdecker ist es reine Abenteuerlust und bei 35 Prozent der Wunsch, in einem anderen Land/in einer anderen Stadt zu leben. Die restlichen 17 Prozent genießen das Leben im Ausland.
56 Prozent der Entdecker aus Deutschland haben sehr gute Kenntnisse in der Landessprache, 25 Prozent sind vor allem mit Einheimischen befreundet und 44 Prozent bleiben möglicherweise dauerhaft in ihrem Aufenthaltsland.
Die meisten Entdecker aus Deutschland (75 Prozent) fühlen sich in ihrem Gastland bereits zu Hause. Sie arbeiten durchschnittlich 45,7 Stunden in der Woche (bei den Entdeckern weltweit sind es lediglich 42,4 Stunden). Daraus könnte sich ableiten, dass nur 59 Prozent der deutschen Entdecker (vs. 68 Prozent weltweit) mit der so genannten „Work-Life-Balance“ zufrieden sind.
5. Der deutsche Optimierer (11 Prozent)
Beweggründe für den deutschen Optimierer, ins Ausland zu gehen, sind: bessere Lebensqualität (69 Prozent), finanzielle Gründe (28 Prozent), Politik, Religion und persönliche Sicherheit (drei Prozent). Sehr gute Kenntnisse in der Landessprache haben 36 Prozent. 24 Prozent sind hauptsächlich mit Einheimischen befreundet und 44 Prozent bleiben möglicherweise dauerhaft in ihrem augenblicklichen Aufenthaltsland.
83 Prozent der Optimierer aus Deutschland sind mit dem Klima und Wetter im Zielland zufrieden (vs. 74 Prozent weltweit). 83 Prozent geben gute Bewertungen für den Faktor „persönliche Sicherheit“ ab, und 75 Prozent äußern sich zufrieden über ihre finanzielle Situation im Gastland. „Meine ständigen finanziellen Schwierigkeiten aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten in Deutschland haben sich hier erledigt,“ sagt etwa ein deutscher Auswanderer in Bulgarien.
85 Prozent der Optimierer aus Deutschland arbeiten in ihrem Aufenthaltsland Vollzeit (vs. 81 Prozent weltweit). Allerdings glaubt nur die Hälfte (50 Prozent vs. 58 Prozent weltweit), dass ihr Einkommen dort höher ist als das bei einer vergleichbaren Tätigkeit im Heimatland.
Wie die deutschen Entdecker (73 Prozent) gewöhnen sich auch die Optimierer (71 Prozent) schnell in ihrer neuen Heimat ein. 63 Prozent der deutschen Optimierer finden im Gastland einheimische Freunde (sieben Prozent mehr als im globalen Vergleich).
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6. Der/die deutsche mitreisende Partner/in (8 Prozent)
Deutsche mitreisende Partner/innen ziehen aufgrund der Karriere- oder Ausbildungswünsche ihres Partners/ihrer Partnerin ins Ausland. 45 Prozent haben sehr gute Kenntnisse in der Landessprache, acht Prozent sind vor allem mit Einheimischen befreundet und 25 Prozent können sich vorstellen, möglicherweise dauerhaft im Aufenthaltsland zu leben.
88 Prozent aller mitreisenden Partner aus Deutschland sind Frauen. 22 Prozent der mitreisenden Partner/innen bleiben zu Hause, um sich um den Haushalt und/oder die Kinder zu kümmern. Acht Prozent suchen derzeit eine Arbeit. 24 Prozent der deutschen mitreisenden Partner/innen haben im Ausland eine Anstellung (vs. 13 Prozent weltweit).
45 Prozent der Auswanderer-Partner aus Deutschland finden es schwer, einheimische Freunde zu finden. 36 Prozent fühlen sich in der Kultur des Gastlands nicht zu Hause (im globalen Durchschnitt unter allen mitreisenden Partner/innen sind es 33 Prozent).
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7. Der deutsche Student (6 Prozent)
89 Prozent der deutschen Auswanderer-Studenten gehen ins Ausland, um dort eine Schule oder Universität zu besuchen, elf Prozent wollen ihre Sprachkenntnisse aufbessern. Sehr gute Kenntnisse der Landessprache haben 63 Prozent, 25 Prozent sind vorwiegend mit Einheimischen befreundet und 33 Prozent wollen eventuell dauerhaft im derzeitigen Aufenthaltsland bleiben.
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60 Prozent aller deutschen Auswanderer-Studenten fühlen sich in der Kultur des Gastlandes zu Hause (vs. 54 Prozent weltweit). Von den deutschen Studenten besitzen 21 Prozent einen Doktortitel, zehn Prozent mehr als der globale Durchschnitt bei allen Studenten. 63 Prozent der deutschen Auswanderer-Studenten sind mit ihrer finanziellen Situation im Gastland zufrieden, mehr als der weltweite Durchschnitt mit 56 Prozent.