11. Februar 2021, 5:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Stellen Sie sich vor, Sie haben sich endlich dazu entschlossen, Ihren Traum von einer Weltreise in die Tat umzusetzen, kündigen Ihren Job, Ihre Wohnung, verkaufen Ihr gesamtes Hab und Gut. Und dann kommt Corona. Genau das ist einer kleinen Familie aus Nürnberg Anfang 2020 passiert. Bei TRAVELBOOK berichtet Amy, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind.
An ihrem Hochzeitstag 2018 in einem Restaurant auf den Kanaren kamen Amy (35) und ihr Mann Steffen (36) auf die Idee, gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Samuel (3) eine Weltreise zu machen. Nicht irgendwann, in ferner Zukunft, sondern schon bald. „Unsere Planung ging gleich gezielt los“, sagt Amy zu TRAVELBOOK. Mindestens 12 Monate wollten sie ab April 2020 unterwegs sein, ganz ohne Druck. Ausgangspunkt: Südostasien.
Trotz Beginn der Corona-Pandemie gingen sie auf Weltreise
„Im Dezember 2019 kündigten wir unsere Wohnung und unsere Jobs“, sagt Amy, die genau wie ihr Mann zu diesem Zeitpunkt im internationalen Tourismus-Management tätig war. Im Januar 2020 kamen dann die ersten Meldungen eines neuartigen Virus, das sich in China ausbreitete. „Als wir das erste Mal von Covid-19 hörten, gingen wir nicht davon aus, dass unsere Reise dadurch beeinträchtigen würde“, erinnert sich Amy. „Also haben wir unsere Reiseplanung weiter aufrecht gehalten. Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Welt zum Stillstand kommt.“
Doch genau das passierte, und zwar in einer Geschwindigkeit, mit der damals wohl niemand gerechnet hat. Zunächst breitete sich das Virus in Asien und Südostasien aus. Dann trat es in Ländern auch auf anderen Kontinenten auf, erreichte am 25. Januar zum ersten Mal Europa, immer mehr Menschen infizierten sich. Am 30. Januar erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Coronavirus zur „gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite“.
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„Wir waren an einem ‚Point of no return‘“
„Als wir bemerkten, wie ernst die Situation ist, empfanden wir es sehr beängstigend, in welchem Tempo sich die Welt verschließt und sich die Staaten abschotteten“, sagt Amy rückblickend. Trotzdem hätten sie nicht darüber nachgedacht, ihre Weltreise abzusagen. „Wir waren bereits über den ‘Point of no return‘ hinaus, hatten ja bereits Wohnung und Job gekündigt und einen Großteil unseres Hab und Guts verkauft.“
Die Alternative wäre gewesen, sich mitten in der Pandemie auf einen neuen Job und eine neue Wohnung zu bewerben – das sei für sie nicht infrage gekommen. „Unser Umfeld hat gemischt auf diese Entscheidung reagiert. Von ‘ihr seid verrückt‘ bis ‘es ist das beste, was ihr gerade machen könnt‘, war alles dabei.“
Corona hat die Planung der Weltreise über den Haufen geworfen
Weil sie jedoch wegen der Grenzschließungen im April nicht starten können, verschieben sie den Start ihrer Weltreise um zwei Monate, kommen zwischenzeitlich bei ihren Eltern unter. „Nach einer kleinen Umplanung der ersten Destination sind wir im Juni nach Spanien gestartet. Immer mit der Hoffnung, dass unsere ursprüngliche Startposition Südostasien bald wieder für Touristen öffnet.“
Doch dazu kam es nicht. „Corona hat unsere Planung einmal umgedreht und dann komplett über den Haufen geworfen“, sagt Amy. Ursprünglich hätten sie auf dem Landweg von Vietnam über Laos, Kambodscha und Thailand und dann Richtung Indonesien und Neuseeland reisen wollen.
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Weltreise führte in die Karibik statt nach Südostasien
„Im Endeffekt sind wir dann auf der anderen Seite der Welt in der Karibik gelandet.“ Zunächst seien sie auf der Insel Martinique gewesen, einem französischen Überseedepartement. Dort hätten sie sich zwei Wochen in häuslicher Quarantäne isolieren müssen, allerdings sei dies kaum kontrolliert worden. Seit drei Wochen sind sie nun in Guadeloupe, das als Überseegebiet ebenfalls zu Frankreich gehört.
Bis dato habe es keinen Moment gegeben, in dem sie nach Deutschland hätten zurückkehren wollen, sagt Amy. Ihr dreijähriger Sohn Samuel genieße die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner Eltern sehr und liebe es die Welt zu entdecken. „Endlich haben wir auch die Zeit, an persönlichen Projekten zu arbeiten und gleichzeitig nicht erforschte Horizonte zu entdecken.“
Wann und wohin sie weiterreisen können, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. „Momentan schauen wir, welche Länder überhaupt internationalen Touristen Einlass gewähren. Unser Fokus liegt dabei auf dem afrikanischen Kontinent.“ Ihr Fazit: „Wir würden diese Weltreise auch unter diesen Bedingungen definitiv wieder antreten, da uns die Zeit als Familie sehr guttut.“