24. September 2014, 10:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Felix Starck hat mit seinen 24 Jahren schon mehr von der Welt gesehen als so mancher 90-Jähriger – und das innerhalb von nur zwölf Monaten. Durch 22 Länder ist der Pfälzer gereist, hat 18.000 Kilometer zurückgelegt, alles per Fahrrad. Mit TRAVELBOOK sprach Felix Starck über die schönsten und schlimmsten Erlebnisse seiner Weltreise, darüber, was er am meisten vermisst hat und warum er zweimal kurz davor stand, aufzugeben.
Am Anfang war es nur eine vage Idee, der Traum, eine Weltreise zu machen, wie ihn so viele träumen. Dass er es am Ende wirklich durchzieht, und dann auch noch mit dem Fahrrad, hätte ihm keiner in seinem Umfeld wirklich zugetraut. Am allerwenigsten hatte er selbst aber eine Vorstellung davon, wie hart es wirklich werden würde – und zugleich: wie schön.
Seit zwei Monaten ist Felix Starck nun wieder zu Hause. Am 22. Juni ist er zurückgekehrt – exakt 365 Tage nach seiner Abreise. Und er sagt: „Ich habe in diesem einen Jahr mehr für’s Leben gelernt als in 16 Jahren Schulzeit.“
Die Idee, die Weltreise mit dem Rad zu machen, kam ihm und seinem Kumpel Fynn damals recht spontan. Anfangs waren sie noch zu zweit unterwegs, überstanden die ersten Wochen auf dem fahrbaren Untersatz, die für Muskeln und Ausdauer die härtesten waren. Doch dann wurde Felix krank und seinem Freund alles zu viel. Das war in der serbischen Hauptstadt Belgrad. „Nach mehreren durchzechten Nächten bekam ich eine Lungenentzündung. Oder zumindest war es der Verdacht auf Lungenentzündung“, erzählt Felix im Gespräch mit TRAVELBOOK. Mit 40 Grad Fieber flog Felix wieder nach Deutschland, um sich dort behandeln zu lassen, sein Freund begleitete ihn.
Alleine um die Welt
Das wäre wohl ein Moment gewesen, in dem viele andere aufgegeben hätten. Aber Felix wollte nicht aufgeben, er wollte seinen Plan, die Welt zu umrunden, unbedingt weiter durchziehen. „Ich habe bewusst mein Gepäck in Belgrad gelassen. Also musste ich zurück“. Nur sein Kumpel, der hatte offenbar keinen Elan mehr und blieb in Deutschland. Heute haben Felix und Fynn keinen Kontakt mehr.
Von Belgrad aus fuhr Felix also alleine weiter. Die Einsamkeit sei schon manchmal sehr schwierig gewesen, erzählt der 24-Jährige. Eigentlich war geplant gewesen, auch den Iran zu durchqueren. „Aber das hab ich allein dann lieber sein lassen“. Stattdessen stieg er in einen Flieger nach Thailand, fuhr von Bangkok nach Kambodscha und durch Laos bis hoch zur chinesischen Grenze.
Nicht nur schöne Momente
Sein Gepäck: ein Zelt, Campingausrüstung, Kamera, Laptop, Schlafsack und ein paar Klamotten. Alles verstaut in den Gepäcktaschen seines Fahrrads. In Kambodscha wurde es einmal brenzlig, als zwei Polizisten ihn überfielen und ihm sein gerade abgehobenes Geld nahmen, 400 Dollar. „Meine Kamera und meinen Laptop haben sie aber nicht bemerkt, insofern war es halb so schlimm. Außerdem waren die ganz nett, haben sich am Ende sogar für das Geld bedankt.“ Allerdings musste Felix danach 150 Kilometer bis zur nächsten Stadt radeln – ohne Wasser. „Das war echt knapp, da wäre ich fast verdurstet.“
Von Südostasien ging es mit dem Flieger weiter nach Neuseeland, wo Felix die Nord- und Südinsel komplett mit dem Rad erkundete. „Dieses Land hat mich auf meiner Reise am meisten beeindruckt“, sagt Felix im Nachhinein. „Einfach alles hat gepasst: das Wetter, die netten Menschen, die Landschaft.“ Überhaupt seien die Leute überall auf der Welt unglaublich gastfreundlich gewesen. „Wildfremde Menschen haben mich einfach so bei sich aufgenommen und für mich gekocht, das war wirklich beeindruckend.“
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Kurz vor dem Abbruch
Einmal war Felix dennoch kurz davor, alles abzubrechen und nach Hause zu fliegen. „Das war, als mein Opa gestorben ist. Der war einer der wichtigsten Menschen für mich, mein Mentor.“ Doch Felix blieb, brachte die Reise zu Ende – auch für seinen Opa. Bereut hat er das nie.
Nach Neuseeland folgte die nächste Station seiner Weltreise: Nordamerika. Dort befuhr Felix sowohl die West- als auch die Ostküste der USA, also von Los Angeles bis Seattle und von Miami bis nach New York. Danach sollte es eigentlich nach Südamerika weitergehen. „Mir ist allerdings das Geld ausgegangen“, sagt Felix mit ein bisschen Wehmut in der Stimme. Statt direkt zurück nach Frankfurt sei er aber von New York nach Oslo geflogen und fuhr durch Schweden und Dänemark bis nach Hause in die Pfalz.
Kaum wieder zu Hause, schmiedet Felix schon neue Pläne: „Mich hat die Wanderlust wieder gepackt.“ Sein nächstes Ziel: Südamerika. Ein bisschen wird es aber noch dauern, bis der Pfälzer aus Herxheim wieder auf Tour geht – erst mal muss neues Geld verdient werden. Durch Südamerika will Felix aber nicht mit dem Fahrrad reisen. Ein Camper soll es diesmal ein.