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Gestrandet in Hongkong

Der erste Mann, der alle Länder der Welt bereisen will, ohne zu fliegen

Torbjørn „Thor“ Pedersen wollte zum Pionier werden
Torbjørn „Thor“ Pedersen wollte zum Pionier werden Foto: Torbjørn C. Pedersen
Sonja Koller Freie Autorin

12. November 2020, 6:17 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Torbjørn „Thor“ Pedersen will als erster Mensch alle Länder der Welt bereisen, ohne zu fliegen. Um sein Ziel zu erreichen, fehlen ihm nur noch neun Länder. Doch wegen Corona sitzt der Däne seit Monaten in Hongkong fest.

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Sieben Jahre ist es her, dass Thor Pedersen seine Heimat Dänemark verlassen hat. Bevor er nicht alle Länder der Welt bereist hat, wird er nicht zurückkehren. Das ist eine der Regeln, die er sich selbst auferlegt hat. Eine andere Regel lautet, dass er mindestens 24 Stunden in jedem Land verbringen muss und während seiner Reise um die Welt kein Flugzeug besteigen darf. Eigentlich wäre Pedersen jetzt mit einem Weltrekord in der Tasche heimgekehrt. Doch Corona hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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Neun Länder fehlen noch

„Mein Name ist Torbjørn C. Pedersen, was ein schrecklicher Name für einen Reisenden ist. Davon habe ich mich aber nie stoppen lassen – nennt mich einfach Thor“, schreibt er auf seinem Blog. Der Weltreisende will insgesamt 203 Länder besuchen. Das sind mehr als die 195 von der UN anerkannten Nationen.

Auf die Länderanzahl kommt er, indem er das Vereinigte Königreich in seine Bestandteile unterteilt. Auch die Färöer Inseln und Grönland zählt er als eigenständige Nationen, nicht als Teil Dänemarks. Palau, Tuvalu, Vanuatu, Samoa, Tonga, Neuseeland, Australien, Sri Lanka und die Malediven sind die einzigen Länder der Welt, die Pedersen noch nicht bereist hat.

Sieben Jahre ist Thor Pedersen mittlerweile unterwegs
Sieben Jahre ist Thor Pedersen mittlerweile unterwegs Foto: Mr. Torbjørn C. Pedersen

Gestrandet in Hongkong

Pedersen ist erfahren in Problembewältigung. Vor seiner Reise arbeitete er in der Versand- und Logistikbranche und arbeitete unter anderem in Libyen, Bangladesch, Kasachstan, Aserbaidschan, Grönland und Florida. Die Probleme, die durch Corona auf ihn zugekommen sind, hat aber selbst er nicht aus dem Weg schaffen können. Denn aktuell kann niemand Hongkong auf dem Seeweg verlassen; Corona brachte den Seeverkehr komplett zum Erliegen. Dabei war Pedersens Plan eigentlich, mit Containerschiffen die restlichen Inselstaaten zu bereisen.

„Ich war auf dem Weg von Mikronesien über Hongkong nach Palau, als das Virus ausbrach“, sagt Pedersen zu TRAVELBOOK. Ursprünglich habe er nur vier Tage in Hongkong zum Umsteigen bleiben wollen. Doch wegen des chinesischen Neujahrs, das auf den Zeitraum fiel, verlängerte er den Transitaufenthalt um weitere sieben Tage. Pech: In diesen Tagen schloss Palau seine Grenzen, bald folgten viele regionale Länder. „Schließlich wurde COVID-19 zu einer globalen Pandemie erklärt und ich steckte fest. Ich bin am 28. Januar angekommen und habe seitdem keinen Ausweg mehr“, resümiert Pedersen.

Frachtschiff
Bisher konnte er einige Distanzen auf Frachtschiffen zurücklegen Foto: Mr. Torbjørn C. Pedersen

„Es ist ein Wartespiel“

Dank der dänischen Gemeinschaft in der Stadt hat Pedersen eine Bleibe gefunden. Die Monate in Hongkong nutzt er, um seine Social-Media-Plattformen zu bewerben, Vorträge zu halten und die Sonderverwaltungszone Chinas kennenzulernen.

„Hongkong ist ein wunderbarer Teil unseres Planeten und ich habe alle Möglichkeiten genossen, die es mir in den letzten neun Monaten geboten hat. Ein Großteil meiner Zeit habe ich mit Wandern verbracht, da Hongkong zu meiner Überraschung zu 75 Prozent aus Natur und nur zu 25 Prozent aus Stadtgebieten besteht“, erzählt er. Außerdem habe er natürlich versucht, sein Projekt voranzutreiben. Aber: „Es ist fast unmöglich, ohne Flug auszureisen. Und ein Flug würde das Projekt ungültig machen“, so Pedersen.

Außerdem nutzt Thor seine Zeit in der Stadt um das lokale „Rote Kreuz“ zu unterstützen. Die Hilfsorganisation spielt während seiner gesamten Reise eine große Rolle. Er will das Hauptquartier des Roten Kreuz in jedem Land besuchen, um Aufmerksamkeit auf die Arbeit zu lenken. Damit will er bereits einen Weltrekord gebrochen haben. Denn bisher hat niemand außer ihm die Organisation in 189 Ländern besucht.

Seine Zeit in Hongkong nutzt Pedersen, um Gutes zu tun
Seine Zeit in Hongkong nutzt Pedersen, um Gutes zu tun Foto: Mr. Torbjørn C. Pedersen

Welche Region der Welt lässt sich am schwersten bereisen?

Thor startete seine Reise in Mitteleuropa, fuhr dann nach Nordamerika und Südamerika. Danach bereiste er Afrika, dann den Mittleren Osten, Osteuropa, Asien und schließlich die Inseln im Pazifik. Um von A nach B zu kommen, benutze er Züge, Taxis, Busse, Ridesharing-Dienste, Tuk-Tuks, Fähren und Containerschiffe. Einen Platz auf letzteren zu bekommen ist aber oft schwer. Denn die Firma muss die Mitfahrt im Vorhinein genehmigen. Das kostet Zeit und Nerven.

In Zentralafrika kamen die meisten Probleme auf den Weltreisenden zu
In Zentralafrika kamen die meisten Probleme auf den Weltreisenden zu Foto: Mr. Torbjørn C. Pedersen

In einem Teil der Welt stellte sich das Reisen als besonders schwer heraus, wie Thor berichtet. „Zentralafrika ist ein sehr schöner und interessanter Teil unserer Welt. Leider ist es auch eine sehr schwierige Region. Ich hatte dort viele Probleme mit Kontrollpunkten, Grenzübergängen und Bürokratie.“

Tägliches Budget des Weltreisenden: 17 Euro

Luxus darf sich Thor auf seiner Reise nicht gönnen. Sein tägliches Budget liegt bei knapp 17 Euro. Das muss für Transport, Essen, Unterkünfte und Visa reichen. Thors Tipps: die Transportmöglichkeiten nutzen, die auch die Einheimischen wählen, Streetfood essen und Schlafmöglichkeiten über Apps wie Couchsurfing organisieren. Visa allerdings können das Budget öfters sprengen.

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Das erste Land, das Thor auf seiner Reise um die Welt besuchte, war übrigens Deutschland. Bis er jedoch alle verbleibenden neun Länder bereist und auf dem Landweg wieder nach Dänemark zurückgekehrt ist, könnte noch einige Zeit vergehen. Selbst wenn er ein Schiff finden würde, das ihn aus Hongkong wegbringt, sind die Grenzen in Tuvalu, Vanuatu, Samoa, Tonga, Neuseeland, Australien, Sri Lanka und den Malediven für Touristen, die nicht mit dem Flieger ankommen, derzeit noch geschlossen. Einzig Palau bietet Grund zur Hoffnung: Die Grenzen des Inselstaats öffnen sich langsam. Allerdings verwehrt das Land Menschen, die sich in den letzten 14 Tagen in Hongkong aufgehalten haben, die Einreise.

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In acht Jahren um die Welt

Pedersen war bereits vor seiner Zwangspause schon deutlich länger unterwegs als ursprünglich geplant. Schon 2013 startete er die Reise, die ursprünglich dreieinhalb bis vier Jahre dauern sollte. Jetzt weiß er, dass er mindestens acht Jahre brauchen wird, bis er alle Länder bereist hat. Zu Hause wartet seine Verlobte auf ihn, die er eigentlich im vergangenen Sommer in Neuseeland heiraten wollte.

„Ich denke oft daran, das Projekt zu beenden“, gibt Pedersen zu. Er wolle eine Familie gründen, aber gleichzeitig auch nicht das bisher erreichte wegwerfen. „Ich weiß, dass ich die Regeln des Projekts nicht ändern werde“, betont er. Und für ihn ist klar: Er wird nicht nach Hause zurückkehren, ohne mindestens 24 Stunden in jeder Nation gewesen zu sein. Natürlich ohne Flüge.

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