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Second Avenue Subway

New York hat nun die teuerste U-Bahn der Welt

Bald ein Jahrhundert ist vergangen, seit die ersten Pläne im Jahr 1929 für die Erweiterung an der Second Avenue im Gespräch waren.
Bald ein Jahrhundert ist vergangen, seit die ersten Pläne im Jahr 1929 für die Erweiterung an der Second Avenue im Gespräch waren. Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

9. Januar 2017, 17:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Sage und schreibe ein Jahrhundert hat es gedauert, bis die Erweiterung der New Yorker U-Bahn nun endlich fertig wurde. Herausgekommen ist ein Streckenabschnitt mit drei neuen Bahnhöfen. New Yorks überlastetes Subway-Netz jedoch hilft das kaum.

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Rob und Mary Ann Gorlin sind ganz entzückt. Statt einer der vielen New Yorker Sehenswürdigkeiten steht auf dem Programm der beiden Touristen aus Detroit heute früh: 72nd Street Station, der neu eröffnete U-Bahnhof an der Upper East Side von Manhattan.
„Er ist so makellos und wunderschön innen“, sagt Mary Ann über den sauberen, hellen Bahnsteig. Nach einem Blick auf das neue Streckennetz fahren die beiden in einem blitzenden Zug in Richtung Downtown davon.

Bald ein Jahrhundert ist vergangen, seit die ersten Pläne im Jahr 1929 für die Erweiterung an der Second Avenue im Gespräch waren. Erst kamen der Börsencrash und die Weltwirtschaftskrise dazwischen, dann verzögerten schlechtes Planen und Haushalten den Bau. Zwar war die Red Line in Los Angeles ähnlich kostspielig, doch im Fall von New York ist noch eine zweite Bauphase geplant, die insgesamt weitere 6 Milliarden Dollar (5,7 Mrd. Euro) kosten soll.

Neue Strecke bringt kaum Entlastung

Makellos und wunderschön – für das zu Stoßzeiten überlastete, im Sommer stickige und von Ratten geplagte Streckennetz eine seltene Beschreibung. Der C-Train etwa gleicht einem rumpelnden Stahlungetüm, Verspätungen sind Alltag. Die ratternden, klappernden Züge nutzen an einem Wochentag im Schnitt 5,7 Millionen Menschen und passen so gar nicht zum modernen Image der Metropole.

, schätzt etwa Scott Schwamp seine Zeiteinsparung, der nach einem Kundentermin gerade zurück nach New Jersey will. „Wenn ich zum 6-Train gelaufen wäre, wäre ich zu spät gekommen“, sagt Bäckerei-Managerin Latifah Williams.

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Doch der Sprung ins 21. Jahrhundert gelingt der 1904 eröffneten Subway nur schleppend. Große Teile von Brooklyn, Queens und Staten Island fährt die U-Bahn überhaupt nicht an und lässt so manchen New Yorker in der „Subway-Wüste“, wie ein Designer-Team die schlecht erreichbaren Gegenden getauft hat, nahverkehrstechnisch verdursten. Zwar versorgen die drei neuen, blitzblanken Stationen nun die Upper East Side – ob die erweiterte Q-Linie wie erhofft bis nach Harlem oder an die Südspitze Manhattans führen wird, steht in den Sternen, eben wegen jener 6 Milliarden Dollar, die dafür aufgebracht werden müssten.

Die Veränderung der Strecke war längst überfällig

Dabei hätte die Millionenstadt neue Streckenabschnitte bitter nötig: Im Berufsverkehr werden die schon jetzt mit höchstmöglicher Taktung fahrenden Züge dem Anstieg an Passagieren um zwölf Prozent zwischen 2009 und 2016 kaum noch gerecht, Knotenpunkte sind stark überlastet. Wer Pech hat, muss auf viel genutzten Strecken mehrere Züge abwarten, um sich dann in einen der vollen Waggons zu zwängen. Anzeigen oder Ansagen zu Abfahrtszeiten sind eher die Ausnahme.

Dass manche Passagiere sich mit weit gespreizten Beinen auf den Sitzen ausbreiten und Frauen begrapscht werden, macht das Gedränge nicht angenehmer. Die MTA hat mittlerweile eine eigene Plakatkampagne gegen das „manspreading“ mit breiten Beinen gestartet, das auch als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird. Grapschern kommt die Polizei auch mit Aufnahmen von Überwachungskameras nur schwer auf die Spur.

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Viele Bahnhöfe sollen modernisiert werden

Immerhin: Guter Handy-Empfang und kostenloses WLAN werden in der New Yorker U-Bahn langsam zur Normalität. Nach Plänen von Gouverneur Andrew Cuomo sollen für 27 Milliarden Dollar (25,4 Mrd Euro) mehr als 30 bestehende Bahnhöfe über die nächsten fünf Jahre modernisiert und wie in London, Paris und Berlin durchgehend begehbare Züge angeschafft werden. Auch bessere Beleuchtung, digitale Anzeigetafeln und Ladestationen mit USB-Anschluss in den Zügen sind Teil des Plans.

Bis dahin können sich die New Yorker über die Netz-Erweiterung über etwa 30 Straßenblocks freuen, deren Bau fast 100 Jahre dauerte. An der 72nd Street, wo am Donnerstag früh immer mehr Menschen in den dunklen Tunnel blicken und in langer Stille auf das nahende Rumpeln abwarten, sagt ein Mann: „Neue Station, dieselben Verspätungen.“

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