15. Januar 2018, 12:28 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Dass Reisen Spaß macht, steht außer Frage. Darüber hinaus lehrt es uns aber auch Dinge, die wir nutzen können, um unsere Karriere voranzutreiben. Wer ferne Länder bereist, weiß zum Beispiel, was es bedeutet, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und für jedwedes Problem ad hoc eine Lösung parat zu haben. Elf Gründe, warum Reisen förderlich für die Karriere ist.
So schön und entspannt der jährliche Strandurlaub an einem der vielen Pauschalurlaub-Ziele auch ist, sei eines gleich vorweg gesagt: Darum geht es hier nicht. Sondern um das Reisen, das Entdecken ferner Länder mitsamt seiner Menschen und Sprachen, dem mal gewöhnungsbedürftigem, aber meist leckerem Essen und das Zurechtkommen an einem Ort, an dem man niemanden kennt.
Reisen ist anstrengend. Jeden Tag neue Dinge zu entdecken, ist auf angenehme Weise ermüdend. Man muss sich und Fremden immer wieder vertrauen, sich neuen Herausforderungen und Problemen stellen, Lösungen finden, sich organisieren und kommunizieren. Alles Dinge, die der ein oder andere bestimmt schon mal im Anforderungsprofil einer Stellenausschreibung gelesen hat – und exakt dem entspricht, was in vielen Berufen verlangt wird. Warum also nicht das Reisen als eine Art Weiterbildung nutzen?
„Reisen fördert zahlreiche persönliche und soziale Kompetenzen“, sagt Elke Wagenpfeil, Diplom-Psychologin und Karriereberaterin, im Gespräch mit TRAVELBOOK.de. Wichtig ist dabei laut Wagenpfeil das bewusste Gestalten einer Reise und weniger das bloße Sammeln von Sehenswürdigkeiten.
Ein Aspekt, der auch für Heiner Diepenhorst, Führungskräfte-Coach und Team-Entwickler, entscheidend ist: „Man muss nicht unbedingt weit weg reisen, um etwas aus sich herauszuholen, seine Persönlichkeit regelrecht aufzuladen“, erklärt er TRAVELBOOK.de. „Und dennoch können Extrem-Reisen dabei helfen. Wichtig ist nur, dass man sich das Reisen bewusst macht, sonst kann es sein, dass man genauso blind zurückkommt, wie man gestartet ist.“
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11 Gründe, warum Reisen erfolgreich im Job macht:
1. Sie lernen, sich verständlich zu machen
Kennen Sie das Buch „Point it“, das kleine Bildwörterbuch von Dieter Graf, in dem 1300 Alltagsgegenstände als Piktogramm abgebildet sind? Seit seiner 1. Auflage im Jahr 1992 wurde es rund zwei Millionen Mal verkauft. Mit einem Fingerzeig auf ein Motiv weiß Ihr Gegenüber, was Sie brauchen – ein Brathähnchen zum Beispiel oder einen Arzt. Das Buch ist ein Genie-Streich und ein Beispiel dafür, wie einfach Kommunikation sein kann. Doch gleichzeitig ist genau das die wohl größte Herausforderung auf Reisen.
Was tun, wenn man die Sprache nicht spricht, die Kultur nicht kennt und sich schlichtweg nicht verständigen kann? Entweder Sie haben das kleine Bilderbuch dabei, oder Sie nutzen Ihre Hände und Füße, um sich verständlich zu machen. Haben Sie es geschafft, ist es ein Erfolgserlebnis, das Ihnen auch im Job helfen kann. Zum Beispiel dann, wenn Sie ein Projekt vorstellen möchten, andere auf kreative und unkonventionelle Weise von Ihrer Idee überzeugen wollen. Denken Sie an den Moment zurück, in dem Sie einem Wildfremden etwas erklärt haben – dann klappt es im Büro allemal.
2. Sie erwerben neue Fremdsprachenkenntnisse
Sie sprechen ein paar Brocken der Sprache, in deren Land Sie gerade reisen? Dann trauen Sie sich, sprechen Sie einfach drauf los, auch wenn Sie Fehler machen – nirgendwo lernt sich eine Sprache besser als auf Reisen. Eine zweite, dritte, vierte Fremdsprache zu sprechen, auch wenn es oft nur Grundkenntnisse sind, hilft in den meisten Jobs weiter, und kann Ihnen ganz neue Chancen eröffnen. In manchen Terminen, in denen Partner oder Kunden aus anderen Ländern vertreten sind, können ein paar Sätze in der Landessprache des Gegenüber die Gesprächssituation auflockern. Hinzu kommt, dass derjenige, der sich in bestimmten Sprachen verständigen kann, auch eher mal auf Geschäftsreisen in die jeweiligen Länder geschickt wird.
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3. Sie lernen, mit neuen Situationen und Problemen umzugehen
Nicht nur die Kommunikation ist eine Herausforderung, der man sich auf Reisen stellen muss. Es gibt Hunderte Probleme, zuweilen auch Notfallsituationen, mit denen man plötzlich konfrontiert sein kann. Dann gilt es, sie – wie auch immer – zu lösen. Das ist zwar ähnlich im Alltag, nur mit dem Unterschied, dass man auf Reisen oft alleine ist bzw. an einem Ort, den man nicht kennt. Hier ist Kreativität und Flexibilität gefragt, beides Eigenschaften, die im Berufsleben gern gesehen werden.
4. Sie stärken Ihr Selbstvertrauen
Wer nach einer Reise zurückkehrt nach Hause, ist oft selbstbewusster als zuvor. Man hat die eigene Komfortzone verlassen, sich zurechtgefunden und etwas Neuem gestellt. Das stärkt das Selbstvertrauen. Mit diesem Antrieb präsentieren Sie sich vor Chef und Kollegen viel selbstsicherer und treten auch bei Präsentationen, Vorträgen und Gehaltsverhandlungen sicherer auf. Gleichzeitig ist man sich seiner eigenen Schwächen und Fähigkeiten bewusster geworden. Wetten, dass Sie nach letzterem in einem Bewerbungsgespräch gefragt werden?
5. Sie fördern Ihr Organisationstalent
Wer schon mal eine Reise mit mehreren Stopps oder gar eine Weltreise geplant hat, weiß, wie viel Planung das im Voraus und unterwegs bedarf. Nicht selten sieht man an Flughäfen oder in Hostels Menschen mit einem Ordner voller Papiere, die mit Klebezetteln versehen sind und an verschiedenen Stellen in Neonfarben markiert. Wer selbst in chaotischen Zeiten den Überblick behält und es schafft, auch bei 30 verschiedenen Flug- und Busverbindungen den Überblick zu behalten, den kann auch ein Stapel Dokumente im Büro nicht aus der Fassung bringen.
6. Sie lernen, mit Stresssituationen umzugehen
Ein Unfall auf Reisen kann genau so schnell passieren wie zu Hause – mit dem Unterschied, dass die medizinische Versorgung in vielen Teilen der Welt nicht annähernd mit denen hierzulande mithalten kann. Und dennoch muss man in Extremfällen wie diesen einen kühlen Kopf bewahren, sich und die Situation unter Kontrolle bekommen. Diese Eigenschaft bringt Sie auch im Berufsleben weiter und beweist Ihnen, dass Sie die Frage Ihres potentiellen Vorgesetzten im Bewerbungsgespräch, ob Sie auch unter Druck gut arbeiten können, guten Gewissens mit einem Ja antworten können.
7. Sie verbessern Ihre Menschenkenntnis
Wo lernt man besser – und mehr – Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen kennen als auf Reisen? Weil es immer wieder zu Situationen kommen wird, in denen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl oder, besser gesagt, Ihre Menschenkenntnis verlassen müssen, ist es wichtig, diese zu schulen. Wer neu in ein Büro kommt, kann mit diesem Wissen besser entscheiden, wer zu einem passt, und von wem man sich zumindest privat fernhalten sollte.
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8. Sie lernen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren
Gerade zu Hause gibt es viele Dinge, mit denen man sich ablenken und beschäftigen kann (oder muss). Fernsehen, unzählige Telefonate, soziale Netzwerke, Haushalt, etc. Auf Reisen ist man meist gezwungen, sich und sein Leben zu reduzieren, und zwar auf das, was wirklich relevant ist. Das fängt schon damit an, dass im Gepäck nicht alles reinpasst und man zwangsläufig die Entscheidung für die wichtigsten Sachen treffen muss. Eine Eigenschaft, die im Job sehr positiv ist. Man denke nur an all die 40-Seiten-Präsentationen, in denen die Kernaussage eigentlich auch auf vier Seiten passen würde. Der Rest: oftmals unnötiger Ballast – und der gehört wie beim Reisen idealerweise über Bord.
9. Sie werden toleranter
Wer reist, wird tolerant – zumindest dann, wenn man sich auf andere Kulturen einlässt, die Dinge hinterfragt, versucht, die Lebensweisen anderer Menschen zu verstehen und zu akzeptieren, dass woanders andere Regeln und Sitten gelten. „Wer gelernt hat, während Reisen offen auf Menschen anderer Kulturen zuzugehen, dem fällt es auch im Job leichter, mit Kollegen oder Kunden aus anderen Ländern umzugehen“, so Elke Wagenpfeil zu TRAVELBOOK.de.
10. Sie werden Teamplayer
Ob bei einer Sightseeing-Tour mit anderen Urlaubern oder unter Umständen im Hostel: Auf Reisen ist man häufig gezwungen, Zeit und Raum mit anderen Menschen zu teilen. Um das Beste daraus zu machen, entwickelt man mehr oder weniger bewusst Strategien – und trainiert diese –, sich in der Gruppe mit den Wünschen und Bedürfnissen der anderen zu arrangieren. Manchmal offenbart sich dabei sogar das Talent, Konflikte zwischen anderen lösen zu können und Kompromisse zu fördern.
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11. Man macht Platz für neue Ideen
Einfach mal raus, den Kopf freibekommen – diesen Wunsch hört man oft unter Kollegen. Und tatsächlich kann eine (längere) Reise dabei helfen, neue Ideen zu bekommen und mit einem gewissen Abstand ganz anders an Aufgaben heranzugehen.
Auch kann man sich so aus einer versteiften Rolle lösen, weiß Heiner Diepenhorst. „Wir stecken in verschiedenen sozialen Rollen, in einer beruflichen – des Arbeitnehmers oder Unternehmers –, und in einer privaten: der Mutter, des Vaters, Freundes, Partners. Wir haben alle diese Rollen. Doch häufig ist es so, dass man sich sehr auf die berufliche konzentriert. Da kann ich von Erfolgen profitieren, mich aber auch von Misserfolgen herunterziehen lassen. Eine Reise kann man dafür nutzen, Abstand zu gewinnen und eine gesunde Distanz zum Job zu schaffen.“