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Die dicken Pullis der Färöer

Das Verbrechen hat sie berühmt gemacht

Auf den Färöer Inseln ist Stricken eine Art Volkssport – und die Muster der Pullis haben oft eine lange Geschichte
Auf den Färöer Inseln ist Stricken eine Art Volkssport – und die Muster der Pullis haben oft eine lange Geschichte Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

29. Dezember 2014, 13:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Mitten im Nordatlantik, auf halbem Weg zwischen Schottland und Island, herrschen die Nadeln: Auf den Färöer Inseln wird gestrickt, was die Maschen halten. Und seit kurzem sind die dicken Pullis auch in diverse Verbrechen verstrickt.

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Kaum haben sich die zwei älteren Frauen hingesetzt, ziehen sie Nadeln und Garn aus ihren Taschen. Während der Bus sich um die engen Kurven windet – rechts grüne schroffe Hügel, links der Nordatlantik – stricken sie Pullover. Die Damen sind unterwegs nach Tórshavn, der Hauptstadt der Färöer Inseln – und eigentlich auch der Hauptstadt des Strickens. Denn dort gibt es die wenigen Designer-Geschäfte mit echt färöischer Strickware.

Der Laden von Gudrun & Gudrun ist auf den ersten Blick unscheinbar: ein kleines weißes Holzhaus auf der Einkaufstraße Niels Finsens gøta. Ihre Mode ist es nicht. Ein beigefarbener Wollpulli mit Sternenmuster Marke Gudrun & Gudrun hat quasi eine filmreife Karriere hingelegt: Er war das Lieblingskleidungsstück von Fernsehkommissarin Sarah Lund. „Es war einfach nur Glück, dass wir in ‘Das Verbrechen‘ gelandet sind“, sagt Gudrun Rógvadóttir. Eine Stylistin des Dänischen Rundfunks fand einige ihrer Kleidungsstücke, Hauptdarstellerin Sofie Gråbøl wählte den Sternenpullover aus.

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Sofie Gråbøl alias Kriminalkommissarin Sarah Lund. Foto: Tine Harden/ZDF

Seitdem haben deutlich mehr Menschen die färöische Strickmode für sich entdeckt. Dabei hätten sie eigentlich schon viele Jahre und Jahrzehnte Zeit dafür gehabt. Denn das Stricken ist in Geschichte und Kultur der Inseln verwurzelt. „Die traditionellen Muster haben ihren Ursprung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“, erzählt Árni Brattaberg, der das Modelabel Sirri mitbegründet hat. Zu dieser Zeit waren Pullover für Fischer das am meisten exportierte Produkt der Inseln, sagt Brattaberg. Die Muster verdankten ihre Existenz einem rein pragmatischen Grund: „Die Pullover wurden so wärmer.“

Dafür mussten die Maschen sehr eng sein. „Das macht die Qualität aus, das ist typisch Färöer“, sagt Súsan i Jákupsstovu. Auf dem Arbeitstisch der Textilkünstlerin liegt die „Føroysk Bindingarmynstur“, quasi die Strickbibel der Färinger. Hier sind die traditionellen Muster und Farbkombinationen aufgelistet. Früher hatten die Männer eher blaue Kombis an, die Frauen rote, Fischer schwarze oder graue. Heute experimentieren die Färinger mit Mustern, Farben und Formen und tragen das traditionelle Trachtenoberteil sogar zu Shorts, sagt Jákupsstovu.

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Textilkünstlerin Súsan i Jákupsstovu. Foto: dpa

Die ursprünglichen, dichten Muster haben zwar moderne Konkurrenz bekommen, es gibt sie aber noch: Sirri zum Beispiel produziert Pullover, Cardigans oder Jacken mit heimischer Wolle, die eher roh ist und deshalb warm hält und gegen den Regen schützt – „und es regnet viel“, sagt Brattaberg. Gudrun & Gudrun stricken hingegen mit dicken Nadeln, ganz leicht. „Das ist jetzt modern,“ erklärt Jákupsstovu.

Ob grob- oder feinmaschig, rot, blau oder schwarz – die färöische Strickmode ist auch dank der Fernsehkommissarin mittlerweile über die Grenzen der Inseln bekannt. Den Färingern kann es eigentlich auch egal sein, sie stricken einfach weiter. Wie Susan i Jákupsstovu: „Ich stricke immer, wenn ich nichts anderes mache.“

Kommissarin Lund – Das Verbrechen (Dänisch Forbrydelsen, Englisch The Killing) ist eine dänische Kriminalfilmserie. In ihrem Zentrum steht eine fiktive Kopenhagener Polizeistation mit der Kommissarin Sarah Lund, gespielt von Sofie Gråbøl. Inzwischen gibt es drei Staffeln.

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