13. Mai 2015, 17:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Lebensmittelpreise, Internetzugang, Transport- und Energiekosten – viele Faktoren spielen bei der Ermittlung der Verbraucherpreise in einem Land eine Rolle. Eine Website hat nun veranschaulicht, wie teuer bzw. günstig das Leben im weltweiten Vergleich ist. Dabei zeigt sich: Deutschland schneidet bei den Kosten noch relativ gut ab – ganz im Gegensatz zu einem unserer Nachbarn.
Für einen Urlaub oder gar ein Leben in der Schweiz spricht derzeit leider nicht vieles. Nicht nur hat die Abkoppelung des Franken vom Euro die Preise aus Sicht von Reisenden schlagartig erhöht, das Land ist, wie jetzt eine Infografik von „Movehub“ zeigt, ohnehin schon das teuerste der Erde.
Grundlage für den internationalen Vergleich sind die Preise, die in der globalen Datenbank Numbeo hinterlegt sind. In den Preisindex fließen unter anderem die Kosten für Lebensmittel – Fleisch, Brot, Reis, Eier, Obst, Gemüse und Alkohol –, Restaurantbesuche, Nahverkehr, Benzin, Strom, Heizung, Wasser und Internetzugang sowie für einen Kleinwagen ein. Etwaige Mietkosten bzw. Immobilienpreise wurden nicht berücksichtigt. Schon diese Auswahl ist kritisch zu betrachten – mehr dazu unten –, allerdings haben die meisten Indizes, die Verbraucherpreise ermitteln, ihre Schwächen.
Um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen, wurde das Preisniveau in New York mit dem Wert 100 angesetzt und als Basis genommen. Demnach ist die Schweiz mit 126,03, was die Verbraucherpreise angeht, 26,03 Prozent teurer als der Big Apple. Gefolgt wird die Schweiz von Norwegen (118,59) und Venezuela (111,51). Deutschland ist mit einem Wert von 76,27 im Schnitt 23,73 Prozent günstiger als die US-Metropole. Dies liegt vor allem an den niedrigen Preisen für Lebensmittel.
Am preiswertesten ist das Leben in Indien, das mit einem Wert von 26,27 laut Numbeo das günstigste Land der Erde wäre. Dort zahlen die Menschen für die ausgewählten Güter und Dienstleistungen im Schnitt 73,73 Prozent weniger als in New York. Fast so günstig ist das Leben in Nepal (28,85) und Pakistan (30,71).
Wie bereits erwähnt: Es gibt einige Argumente, diesen Vergleich anzuzweifeln, schließlich muss auch die Kaufkraft in den jeweiligen Ländern berücksichtigt werden, möchte man aus den Preisen wirklich Rückschlüsse auf die tatsächlichen Bedingungen ziehen.
Natürlich sind die Zahlen von Numbeo, die als Grundlage für die von „Movehub“ erstellte Infografik dienen, mit Vorsicht zu genießen. So werden etwa einige Länder, viele davon in Afrika, gar nicht erfasst, auch ist bei der Ermittlung der Verbraucherpreise der Warenkorb entscheidend, der berücksichtigt wird. Hier fließen auch immer Faktoren ein, die einen länderübergreifenden Vergleich problematisch machen.
Beispiel: Da Alkohol im Iran verboten ist und dessen Konsum schlimmstenfalls die Todesstrafe bedeuten kann, spielt er im Alltag der Iraner eine viel geringere Rolle als etwa in Deutschland. Dennoch taucht Bier im Warenkorb von Numbeo auf und wird mit einem Preis beziffert. So kostet es im Iran, wie die Datenbankabfrage zeigt, zwischen 4,32 Euro (importiert) und 6,92 Euro (iranisch) – was in etwa den Schwarzmarktpreisen entspricht – und ist damit laut Numbeo zwischen rund 44 und 130 Prozent teurer als in Deutschland. Allerdings macht es wenig Sinn, Güter miteinander zu vergleichen, die in einem Land verboten sind und entsprechend wenig konsumiert werden und im anderen Land, wie in diesem Fall, ein Nationalgetränk darstellen.
Natürlich relativieren sich diese Diskrepanzen, je mehr Güter bei der Betrachtung einfließen, zudem findet auch eine Gewichtung der verschiedenen Preise statt; gänzlich außer Acht gelassen werden können sie jedoch nicht.
Ein weiteres Problem stellt die unglaubliche Masse an Daten dar, die bei Numbeo erfasst wird, und die im Detail nicht überprüfbar ist. Allerdings macht sich die Datenbank als Korrektiv das Wissen der Community zunutze. Weltweit kann jeder die Datenbank mit Preisinformationen füllen, parallel greift die Website auf Shop-Daten oder Ähnliches zurück. Mithilfe von Filtern werden die Zahlen bereinigt und Durchschnittswerte errechnet. Problematisch ist hier jedoch, dass die Datenlage für einige Regionen und Länder besser ist als in anderen. Je weniger Nutzer Preise eingeben, desto höher ist die potentielle Fehlerquote. Um möglichst aktuell zu bleiben, greift Numbeo nur auf Zahlen zurück, die nicht älter 18 Monate sind.