25. November 2016, 11:39 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Ein riesiger Affenmensch, Blutsauger oder gefährliche Seeungeheuer: In allen Teilen der Welt ranken sich Gerüchte um seltsame Gestalten, die mal mehr mal weniger unter den verängstigten Einheimischen ihr Unwesen treiben. Auf Spurensuche.
Das angesagteste Fabelwesen dieser Tage ist ohne Zweifel das Taschenmonster, das Pocket Monster. Kurz: Pokémon. Es taucht auf Smartphone-Bildschirmen auf und lässt sich sogar fangen.
Für die meisten mythischen Kreaturen dieser Erde gilt das nicht. Sie wurden nie zur Strecke gebracht, auch gibt es keine handfesten Beweise für ihre Existenz – was es gibt, sind: Gerüchte, manchmal verwackelte Aufnahmen und Aberglaube. 16 Kreaturen, die auf der Welt nicht nur Legenden befeuern, sondern auch Touristen anziehen.
Bigfoot (USA)
In Nordamerika wurde er in den vergangenen Jahrhunderten angeblich immer wieder gesichtet: der Bigfoot. Ein riesiges, stark behaartes Tier von Menschengestalt mit überdimensionalen Füßen. Die Bigfoot Field Researchers Organization nimmt an, es handele sich um ein seltenes Tier, wahrscheinlich einen Primaten. Andere Wissenschaftler sehen ein kulturelles Phänomen: Der Bigfoot werde durch Sichtungen bekannter Tiere, Wunschdenken und gefälschte „Beweise“ am Leben gehalten. Wie dem auch sei: USA-Touristen, die ein mannshohes Wesen mit dunklem Fell erspähen, sollten auf jeden Fall gewarnt sein: Bekanntlich können sich auch Bären aufrecht auf den Hinterbeinen bewegen.
Yowie (Australien)
Auch bei dieser mystischen Gestalt soll es sich um einen Affenmenschen handeln, der einen üblen Gestank aussendet und Füße von erheblicher Größe besitzt. Der Yowie, auch Yahoo genannt, taucht immer wieder in den Volkslegenden der Aborigines auf. Die erste vermeintliche Sichtung in Australien gab es 1881. Seitdem wollen mehr als 3200 Menschen diese Kreatur gesehen haben. Einige soll er angegriffen haben, anderen kam er ganz friedlich vor. Fotografiert hat ihn niemand. Lediglich Phantomzeichnungen des riesigen Wesens existieren. Die Existenz des Yowie wird von Experten generell als sehr unwahrscheinlich eingestuft.
Troll (Skandinavien)
Die herausragende mythische Kreatur im Norden Europas ist der Troll: allgegenwärtig, bucklig, langnasig, plump. Der Troll spielt in den norwegischen Volksmärchen eine große Rolle, man findet ihn aber auch an den Souvenirständen zwischen Hammerfest und Malmö oder in Island und Dänemark. Der Troll ist ein beliebter Namensgeber, besonders in Norwegen; zum Beispiel ist die Wanderregion Trollheimen dem Unhold benannt, der angeblich kleine Kinder stiehlt. Das verschweigt man im Familienurlaub besser. Stattdessen erklärt man mit dem Troll alles Unerklärbare: Wer war’s? Der Troll war’s!
Mothman (USA)
Vor dieser schwarzen, menschengroßen Gestalt mit riesigen Flügeln und leuchtend roten Augen fürchten sich die Menschen viel weniger wegen seiner Gestalt, sondern vielmehr wegen dem, was passiert, wenn er wieder geht. Denn der Mothman gilt als Prophet des Unglücks. Seit den 1960er-Jahren wurde er angeblich hundertfach gesehen, vor allem in Point Pleasant im US-Bundesstaat West Virginia, wo er angeblich gesichtet wurde, bevor dann die Silver Bridge über dem Ohio River zusammenbrach. Auch außerhalb der Vereinigten Staaten soll der Mothman bzw. eine eine ihm Mothman ähnliche Kreatur Katastrophen angekündigt haben: in Tschernobyl, bevor das Kernkraftwerk explodierte und in China, bevor der Banqiao-Damm brach.
Einige Verschwörungstheoretiker glauben, der Mothman sei ein Außerirdischer, ein Geist oder eine unentdeckte Tierart, die den Fabelwesen zugeordnet wurde, ein sogenannter Kryptid. Skeptiker hingegen erklären sich die Erscheinungen des Mothmans als große Eule oder Kanadakranich. Ob Kranich oder Kryptid, eines bleibt rätselhaft: dass eine Kreatur überhaupt Katastrophen voraussagen kann.
Auch interessant: Auf den Spuren des gruseligen Mothman – Das Rätsel um das Monster von West Virginia
Yeti (Himalaya)
Zwei bis drei Meter soll das Wesen groß sein und Fußabdrücke von mehr als 40 Zentimetern im Schnee hinterlassen. Zu Hause ist der Yeti im höchsten Gebirge der Welt, dem Himalaya. Reinhold Messner hat ein Buch über den „Schneemenschen“ geschrieben und damit nicht unmaßgeblich zur Legendenbildung beigetragen. Der Bergsteiger kommt – wie auch Zoologen – zu der Auffassung, dass der Yeti mit dem sogenannten Tibetbären identisch sein könnte.
Allghoi Khorkhoi (Mongolei)
Glaubt man den zahlreichen Schilderungen der mongolischen Nomaden, so hat der „Mongolischer Todeswurm“ einen wurmförmigen, über einen halben Meter langen weichen Körper und eine glatte, leuchtend rote Haut. Der Wurm soll unter der Erde in der Wüste Gobi leben und nur von der Farbe Gelb oder von feuchtem Boden an die Oberfläche gelockt werden. Deshalb soll er auch einen mongolischen Jungen getötet haben, der mit einer gelben Spielzeugkiste im Sand gespielt hatte.
Bei Gefahr richtet sich der Allghoi Khorkhoi vor seinen Opfern auf und bespritzt sie mit tödlichem Gift, das aus seiner Haut hervorschießt. Bewiesen ist die Existenz des Allghoi Khorkoi natürlich nicht. Es könnte sich bei dem Wurm jedoch um ein Reptil, etwa eine Schlange handeln. So graben zum Beispiel die Doppel- oder Ringelschleichen Tunnelsysteme und bewegen sich nicht schlängelnd fort, sondern – ähnlich wie Regenwürmer – einer Ziehharmonika gleich.
Nessie (Schottland)
Eines der bekanntesten Fabelwesen der Welt ist Nessie. Das Ungeheuer von Loch Ness soll eine Seeschlange von bis zu 20 Metern Länge sein. Das legen Erwähnungen und angebliche Sichtungen nahe, die bis ins 6. Jahrhundert zurückreichen. Richtig berühmt wurde Nessie ab 1933 durch Zeitungsberichte. Ein Dutzend Filme widmeten sich seitdem der „Bestie aus der Tiefe“. Die meisten Wissenschaftler glauben an absichtliche Falschmeldungen oder grobe Fehlbestimmungen anderer Tiere. Fest steht: Loch Ness, mit 230 Metern der tiefste See Schottlands, ist wegen Nessie eine der populärsten Touristenattraktionen des Landes.
Ogopogo (Kanada)
„Kanadas Nessie“ soll bis zu 14 Meter lang sein, dunkelgrüne bis bräunlich-schwarze Haut, einen schlangenartigen Körper und einen Kopf wie ein Schaf haben. Häufig wird auch von Höckern und einem gespaltenen Schwanz berichtet. Mit diesem Schwanz könne das Ogopogo Wellen höher schlagen und Boote kentern lassen. Ein einfacher Atemzug von ihm verursache einen Sturm.
Das erste Mal beobachtet wurde das Ogopogo angeblich von Indianern im Okanagan-See in Kanada. Diese nannten es Naitaka (Seeschlange) und glaubten zunächst an einen Dämon. Wenn sie den See mit dem Kanu überquerten, warfen sie der Schlange zur Ablenkung lebendige Hühner zum Fraß vor. Ab den 1920er-Jahren wurden Sichtungen des Ogopogo fast schon alltäglich. Wie zuvor die Indianer, begannen nun auch die Fährbetreiber Angst zu bekommen und statteten ihr Fährpersonal sicherheitshalber mit Waffen aus. Der Mythos um das Ogopogo wird sogar auf einer kanadischen Briefmarke verbildlicht:
Forscher erklären sich die Kreatur als einen Überlebenden einer ausgestorbenen Walgattung oder einen Verwandten des Cadborosaurus, eines Seeungeheuers der Nordpazifikküste. Trotz einiger Fotos und Videos konnte die Existenz des Ogopogo jedoch nicht geklärt werden.
Meerjungfrau (Dänemark)
Zugegeben, die Meerjungfrau ist kein Ungeheuer. Und es gibt eine klare Vorstellung von ihr: oben Mensch, unten Fisch. Dafür sorgte nicht zuletzt der dänische Dichter Hans Christian Andersen mit seinem Märchen „Die kleine Meerjungfrau“. Die entsprechende Gestalt steht heute im Hafen von Kopenhagen, verewigt in Bronze. Die Meerjungfrau geht auf die Sagenfigur der Undine zurück, einen weiblichen Wassergeist, der erst von einem Bräutigam erlöst wird.
Mapinguari (Brasilien)
In der Nähe des Amazonas im brasilianischen Regenwald soll das nachtaktive Mapinguari, ein riesiges Monster, sein Unwesen treiben. Aus Angst vor dem mysteriösen Tier ist sogar schon mal ein ganzes Dorf umgezogen: Denn das angeblich bis zu 272 Kilogramm schwere Ungeheuer fresse neben Pflanzen wohl auch Tiere und Menschen. Die Kreatur sei zudem übelriechend und unverwundbar, Gewehrkugeln prallten einfach an ihrem Körper ab. Wer sich nachts an den Amazonas traut, kann das bis zu drei Meter große Untier kaum überhören, denn sein lautstarkes Röhren bringt alles auf die Bäume, was Beine hat. Einige Forscher haben die Theorie, es könnte sich bei dem Mapinguari um ein Riesenfaultier handeln, bei dem man bisher davon ausging, dass es seit 10.000 Jahren ausgestorben sei.
Skinwalker (USA)
Die Navajo-Indianer im Reservat zwischen den US-Bundesstaaten Utah, Arizona und New Mexico fürchten sie bis heute vor Skinwalkern. Dabei handelt es sich der Legende nach um böse Menschen, die sich in beliebige Tiere wie Kojoten, Füchse oder Wölfe verwandeln können – oder sogar in andere Menschen. So verbreiten sie Unheil. Wer mehr erfahren will, hat wahrscheinlich Pech: Über „den, der auf allen Vieren geht“, redet der Navajo mit Fremden für gewöhnlich nicht.
Auch interessant: Aufgenommen in Arizonas Antelope Canyon – Das ist das teuerste Foto der Welt
Kappa (Japan)
Dieser niedliche Kobold ist genauso süß wie heimtückisch und in Japan eine große Nummer. Die Mischgestalt – ein Affe mit Schildkrötenpanzer auf dem Rücken und Schwimmhäuten – lebt dem Volksglauben nach in Gewässern und zieht andere unter Wasser. Die größte Schwäche des Kappa ist zugleich sein eigentümlichstes Merkmal: Er hat eine Delle in der Schädeldecke, die stets mit Wasser gefüllt sein muss. Sonst verliert der Dämon seine Kraft. Was heißt das für abergläubische Reisende? Sie müssen sich nur vor dem Kappa verbeugen, worauf sich dieser freundlich wie alle Japaner ebenfalls verbeugt – und damit das Wasser in seiner Schädeldecke vergießt.
Chupacabra (Lateinamerika)
Zu den bevorzugten Opfern des Chupacabra gehören Ziegen, Schafe, aber auch Federvieh und andere Tiere. Alle angeblich von der Kreatur getöteten Tiere weisen zwei oder drei kleine Bisslöcher auf, und die Kadaver sind blutleer. Den Beschreibungen von Augenzeugen zufolge handelte es sich bei dem Chupacabra um eine reptilähnliche Kreatur mit Stacheln auf dem Rücken, blutroten Augen und riesigen Fangzähnen.
Einige Zeugen berichteten von einem entsetzlichen Gestank nach Schwefel, andere von Batteriesäure und Urin. Die Beschreibungen des Ungeheuers haben sich jedoch über die Jahre gewandelt: von reptilähnlichen Wesen zu haarlosen, hundeähnlichen Kreaturen mit langen Vampirzähnen. Analysen von toten „Chupacabras“ ergaben, dass es sich dabei um Überreste von Kojoten handelte, auch wenn diese haarlosen Kadaver nicht danach aussahen: Die Tiere besaßen kein Fell mehr, da die Haut der Wildhunde von Räudemilben zerfressen war.
Auch interessant: El Chupacabra – das seltsame Biest, das in Amerika Tiere aussaugt
Drop Bear (Australien)
Dieses Beuteltier soll auf australischen Bäumen leben und sich von oben herab auf den Kopf seiner Opfer fallen lassen. Daher der Name: Drop Bear, Fall-Bär. Das Wesen sieht dem Koala ähnlich und kann auf vielerlei Art abgeschreckt werden, beispielsweise durch Zahncreme hinter den Ohren.
Vampir (Südosteuropa)
Er ist der Filmstar unter den Fabelwesen. Sein Mythos geht auf den Aberglauben zurück, dass das Trinken von Blut neues Leben spendet. Der Vampir ist demnach ein wiederbelebter menschlicher Leichnam auf Nahrungssuche. Sein bekanntester Vertreter: Dracula.
Ein Vampir schläft im Sarg, hat spitze Eckzähne, um die Halsschlagader seines Opfers anzuzapfen, und er ist unsterblich – es sei denn, man schlägt ihm einen Holzpflock mitten durchs Herz oder köpft ihn. Auch mit Weihwasser, Knoblauch und einem Kruzifix sind schreckhafte Reisende in Transsilvanien, Bulgarien oder Albanien gut ausgerüstet.
Interessiert an Ungeheuern und ihren Geschichten? Dann erkunden Sie die TRAVELBOOK-Monstermap. Hier geht es zur Weltkarte der Monster-Mythen
Nessie, Bigfoot, Ogopogo… Diese Monster sollen überall auf der Welt verteilt lauern!
In Amerika El Chupacabra – das rätselhafte Biest, das Tieren angeblich das Blut aussaugt
Nahuelito sieht aus wie Nessie Das rätselhafte Urzeit-Monster von Argentinien
Wolpertinger (Bayern)
Wer im Freistaat Urlaub macht, hat gute Chancen, bei der Einkehr im Wirtshaus einen echten Wolpertinger zu erleben – Tierpräparatoren sei Dank. Leichtgläubige Touristen, die eines der legendären bayerischen Fabelwesen ihr Eigen nennen wollten, gab es früher offenbar viele. Jeder Wolpertinger scheint einzigartig, unterschiedliche Tierarten geben ihm ein Gesicht. Oft hat er einen gehörnten Hasenkopf und Flügel statt Vorderläufe. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wie auch die Legende zeigt: Einen echten Wolpertinger können nur junge, hübsche Frauen bei Vollmond erblicken, wenn sie vom Mannsbild in den Wald begleitet werden. Da haben sich die Bayern sicher etwas bei gedacht.