25. Februar 2020, 12:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bislang hat außerhalb Frankreichs wohl kaum jemand je von Plougastel-Daoulas gehört. Doch im Mai 2019 macht die beschauliche 13.000-Einwohner-Gemeinde, die sich auf einer Halbinsel im äußersten Nordwesten der Bretagne erstreckt, international von sich reden. Auslöser für die plötzliche Bekanntheit war eine mysteriöse Inschrift auf einem großen Stein nahe der Atlantikküste. Jahrelang gelang es niemandem, die Schriftzeichen zu entziffern. Doch jetzt gibt es endlich Fortschritte!
Der Felsbrocken mit den geheimnisvollen Schriftzeichen liegt an einer schwer zugänglichen Stelle an der Steinküste, die nur bei Ebbe erreichbar ist, und bis vor Kurzem gelang es niemandem, die Zeichen darauf zu entschlüsseln. Deshalb versprach die Gemeinde sogar demjenigen, der das Rätsel endlich löst, eine Belohnung von 2000 Euro.
„Die Inschrift ist ein Rätsel und deshalb haben wir diesen Aufruf gestartet“, sagte damals Véronique Martin von der Gemeinde Plougastel-Daoulas, die das Projekt betreut, auf Nachfrage von TRAVELBOOK. „Auf den Betrag von 2000 Euro haben wir uns geeinigt, weil uns das als angemessen und ehrlich für die Arbeit erschien, die man dafür erbringen muss.“ Und nun wurde dieser Betrag tatsächlich an zwei Teams ausgezahlt, die sich den Gewinn teilen. Ist das Rätsel also gelöst? Naja, nicht ganz – denn die Gewinner haben unterschiedliche Übersetzungen, wie unter anderem die BBC unter Berufung auf die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet.
Kundenservice, Erstattungen, Vorwürfe „Nie wieder!“ Wie der Flugvermittler Opodo Kunden verprellt
UNESCO-Weltkulturerbe 11 Geheimnisse der weltberühmten Felsenstadt Petra in Jordanien
Geheimnisvolle Stätten, Bauten und Seen Die 11 mysteriösesten Orte der Welt
Was ist auf dem Felsen zu sehen?
Auf einer glatten Oberfläche des Felsens sind größtenteils Großbuchstaben eingraviert, aber auch Zeichnungen, darunter ein Segelboot, sowie die Jahreszahlen 1786 und 1787. Bei einigen Punkten sind sich die Gewinner einig: So geht es in der Geschichte scheinbar um den Tod eines Mannes, die Jahreszahlen stünden für den Zeitraum der beschriebenen Ereignisse. Auch, dass die Sprache bretonisch sei, steht laut den Gewinnern fest. Früher hatte man noch vermutet, es könnte Baskisch sein. Doch bei der genauen Handlung der Geschichte gehen die Meinungen auseinander.
Noël René Toudic, einer der Gewinner, der Anglist und Keltologe ist, meint, es gehe um das Schicksal eines Soldaten namens Serge, der während eines Sturms im Meer ertrank. Er gehe davon aus, dass der Verfasser des Texts unterdurchschnittlich gebildet war und es sich bei der Sprache um Bretonisch aus dem 18. Jahrhundert handelt.
Seine Konkurrenten, das Gewinner-Team bestehend aus dem Historiker Roger Faligot und dem Künstler Alain Robet, glauben ebenfalls, dass es sich um Bretonisch handelt, allerdings mit walisischen Einflüssen. In ihrer Übersetzung wird der Mut eines Freundes beschrieben, der „irgendwo auf der Insel“ getötet wurde.
Auch wenn der Inhalt nun zumindest in Ansätzen geklärt ist, scheint das Rätsel nicht endgültig gelöst zu sein. Bis das Geheimnis um die Zeichen vollständig gelüftet sei, sei es noch „ein Weg“, räumte Bürgermeister Dominique Cap gegenüber AFP ein. Es bleibt also spannend.