7. Juli 2022, 13:31 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Im US-Bundesstaat Georgia stand mehr als 40 Jahre ein mysteriöses Monument. Doch nun sind die Steine Geschichte: Bislang unbekannte Täter haben die sogenannten „Guidestones“ gesprengt. Um die Explosion ranken sich, wie um das „amerikanische Stonehenge“ selbst, wilde Verschwörungstheorien.
Etwa 180 Kilometer von der Stadt Atlanta entfernt stand auf einem Hügel im Elbert County im US-Bundesstaat Georgia das geheimnisvolle, Monument, das seit seiner Errichtung im Jahr 1980 Rätsel aufgab. Denn eingraviert waren krude Inschriften, die Verschwörungstheoretikern Anlass zu den wildesten Spekulationen gaben. Es wären die Zehn Gebote der Neuzeit oder es sei ein Aufruf der Illuminaten zu einer neuen Weltordnung, behaupteten einige. Andere sahen in den sogenannten Georgia Guidestones nicht weniger als ein „amerikanisches Stonehenge“. Doch das war einmal. Denn am Mittwoch, dem 6. Juli wurde das Monument von noch unbekannten Tätern gesprengt und musste danach aus Sicherheitsgründen abgerissen werden.
Übersicht
Wilde Theorien über die Zerstörung
Ein Blitzeinschlag, Erdbeben, Jesus selbst: Im Netz gibt es diverse Theorien rund um die zerstörten Guidestones. Die Polizei hingegen spricht von unbekannten Tätern, einem detonierten Sprengsatz und veröffentlichte ein Video vom Fluchtwagen.
Auch wenn das Monument durch die Explosionen nur in Teilen zerstört wurde, mussten die Überreste aus Sicherheitsgründen abgerissen werden. Somit endet nun die Geschichte um eines der vermutlich mysteriösesten Monumente der USA, das sogar so bekannt war, dass etwa John Lennons Witwe Yoko Ono sich in einem Lied auf die Guidestones bezog. Doch warum waren ausgerechnet diese Steine so sagenumwoben?
Die Geschichte des mysteriösen Monuments
Es waren obskure Theorien, die die Guidestones weit über ihre Grenzen hinaus bekannt machten. Sicher ist, die Inschriften auf den vier 5,87 Meter hohen und rund 20 Tonnen schweren symmetrisch angeordneten Steintafeln waren zumindest verwirrend, wenn nicht gar beunruhigend. Die zehn Botschaften, die allesamt auf Englisch, Spanisch, Swahili, Hindi, Hebräisch, Arabisch, Alt-Chinesisch und Russisch eingraviert waren, lauten wie folgt:
Die 10 Botschaften auf den Georgia Guidestones
- „Halte die Menschheit unter 500.000.000 in andauerndem Gleichgewicht mit der Natur.“
- „Vereine die Menschheit mit einer neuen Sprache.“
- „Steuere die Fortpflanzung weise – um Tauglichkeit und Vielfalt zu verbessern.“
- „Beherrsche Leidenschaft – Glaube – Tradition und alle Dinge mit gemäßigter Vernunft.“
- „Schütze Menschen und Nationen durch faire Gesetze und gerechte Gerichte.“
- „Lass alle Nationen ihre eigenen Angelegenheiten intern regeln und internationale Auseinandersetzungen vor einem Weltgericht beilegen.“
- „Vermeide kleinliche Gesetze und unnütze Beamte.“
- „Schaffe ein Gleichgewicht zwischen den persönlichen Rechten und den gesellschaftlichen Pflichten.“
- „Würdige Wahrheit – Schönheit – Liebe – bei der Suche nach Harmonie mit dem Unendlichen.“
- „Sei kein Krebsgeschwür auf dieser Erde – lasse Raum für die Natur – lasse Raum für die Natur.“
Wer ließ die Steine einst errichten?
In Alt-Griechisch, babylonischer Keilschrift, Sanskrit und ägyptischen Hieroglyphen stand auf dem Monument zudem ein Motto geschrieben: „Let these be guidestones to an age of reason.“ Zu Deutsch: „Lasse diese (gemeint sind höchstwahrscheinlich die Steintafeln, Anmerk. d. Red.) Leitsteine in ein Zeitalter der Vernunft sein.“ Eine Tafel gab zudem Hinweise auf eine ominöse Zeitkapsel, die unter den Guidestones vergraben liegen sollte.
Als Schöpfer und Autor der Guidestones wurde auf einem Stein ein gewisser R. C. Christian genannt, allerdings mit dem Hinweis, dass es sich hierbei um ein „Pseudonyn“ handele. Ja, nicht Pseudonym, sondern offensichtlich bewusst falsch geschrieben Pseudonyn. Was es damit auf sich hat, bleibt ebenso rätselhaft wie die wahre Identität des Mannes. Dass es sich um einen Mann handelt, wurde laut der US-Website „Wired“ von der Firma Elberton Granite Finishing bestätigt. Dort war 1979 ein Mann vorstellig geworden, der sich Robert C. Christian nannte. Für viele war jedoch schon das Pseudonym Anlass für Spekulationen. So heißt es auf der nebulösen Webseite „Transinformation“, R. C. stehe „Rose and Cross“, was wiederum auf die mystische Ordensgemeinschaft der Rosenkreuzer hinweise. Als Geldgeber für die Guidestones wurde auf einer Inschrift am Monument „Eine kleine Gruppe Amerikaner, die nach dem Zeitalter der Vernunft trachten“ genannt. Manche glaubten, dahinter könnten nur die Illuminaten stecken.
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Eigentlich sollten die Guidestones die „Apokalypse“ überdauern
Natürlich wurde auch darüber spekuliert, wie die geheimnisvollen Inschriften auf den Steinen denn zu deuten seien. Vor allem die ersten beiden Botschaften ließen viele an wohlwollenden Zielen der geheimen Gruppe zweifeln. Schließlich solle die bereits auf Milliardengröße angewachsene Menschheit auf maximal 500.000.000 begrenzt werden. Heißt das also, dass ein Großteil der Menschheit eliminiert werden soll, um einer neuen Elite Platz zu machen, die Kontrolle über alles ausübe, von der Fortpflanzung über die Gesetze bis hin zur Sprache? Schnell wurde eine Analogie zu den Nazis gesehen, weshalb die Guidestones zu Zeiten ihres Bestehens nie eine „klassische Attraktion“ waren.
Und dann war da noch die Voraussetzung, die das Monument laut R. C. Christian haben müsse: Nämlich, dass es so robust sein sollte, um eine Katastrophe zu überdauern. Abgesehen davon, dass es die Guidestones nun nicht mehr gibt, stellte sich damals die Frage, wer für diese Katastrophe verantwortlich sein sollte? Plant(e) die „kleine Gruppe Amerikaner, die nach dem Zeitalter der Vernunft trachten“ womöglich selbst eine? Oder ging sie nur fest von einer aus?
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Sicher ist: Die Guidestones implizierten, dass es eine Art Apokalypse geben wird, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Apropos Datum: Zwei Datumsangaben fehlten auf dem Monument. So wurde der Platz, der auf den Steinen für die Angabe des Datums der Platzierung der Zeitkapsel vorgesehen war, leer gelassen – und auch der Zeitpunkt, an dem die Kapsel geöffnet werden soll. Ein Zeitpunkt, der nun, ebenso wie die Aufklärung des rätselhaften Monuments, nie kommen wird.