20. Mai 2015, 9:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Vier Jahre hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert, jetzt ist es so weit: Am 23. Mai öffnet der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Das Schutzgebiet ist das erste von Rheinland-Pfalz und dem Saarland – und nicht nur besonders, weil es zwei Bundesländer verbindet.
Rund 100 Quadratkilometer groß ist der Park, der neben ungewöhnlich vielen Wildkatzen auch ausgeprägte Moorlandschaften sowie alten Buchen- und Lindenwäldern bietet. Ein Mix, wie er in den anderen 15 deutschen Nationalparks kaum zu finden ist, die sich von der Boddenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern bis zum alpinen Nationalpark Berchtesgaden in Bayern erstrecken.
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„Hotspot der Biodiversität“
„Der Nationalpark ist notwendig, um der Natur in Rheinland-Pfalz vor dem Hintergrund des weltweiten Artensterbens eine Entwicklungschance zu geben“, sagt die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Der Hochwald sei heute bereits ein „Hotspot der Biodiversität“, der zu schützen sei. In den nächsten Jahrzehnten werde in den Naturwäldern eine Landschaft ursprünglicher Wildnis entstehen, die für manche Käfer, Insekten und Pilze die einzige Überlebenschance darstelle.
Der Weg „zurück zur Wildnis“ wird zunächst forstwirtschaftlich begleitet: Jedes Jahr sollen rund 200.000 bis 300.000 Buchen unter Fichten gepflanzt werden. Damit solle der Bestand der heimischen Buche von derzeit 47 Prozent wieder steigen, sagt Wilhelm Zimmermann. Er ist im Nationalparkamt in für die Waldentwicklung zuständig. „Wir wollen aber kein reiner Buchen-Nationalpark werden.“ Auch die anderen 35 Baumarten im Park sollten erhalten bleiben. Rund 90 Prozent des Parks liegen in Rheinland-Pfalz, 10 Prozent im Saarland.
Ansonsten gilt: „Natur Natur sein lassen“. Seltene Tiere wie Schwarzstörche, Fledermäuse und Wildkatzen sollen weiter ihre Rückzugsräume behalten. „Die Wildkatzen finden hier perfekte Reviere“, sagt Luise Reis, Leiterin des Wildfreigeheges Wildenburg in Kempfeld. In rheinland-pfälzischen Wäldern lebten rund 3000 Wildkatzen, davon etwa 1000 Exemplare im Hunsrück. „Wir sind ein Kerngebiet“, sagt Reis. Sie betreibt auch eine Auffang- und Auswilderungsstation für Wildkatzen.
An der Burg Wildenburg im rheinland-pfälzischen Kempfeld soll auch eines der drei Nationalparktore entstehen, durch die Besucher künftig den Weg in die Natur finden – ebenso am Hunsrückhaus am Erbeskopf. Ein weiteres ist am Keltenpark in Otzenhausen im Saarland geplant. 16 ausgebildete Ranger, die Fauna und Flora bestens kennen, stehen bereits in den Startlöchern.
„Es gibt insgesamt sieben Rangertouren“, sagt Tobias Jerusalem, der beim Nationalparkamt in Birkenfeld für den Einsatz der Ranger zuständig ist. Etwa eine „Ringtour“ am Keltenpark Otzenhausen, eine „Felsentour“ an der Wildenburg oder eine „Waldtour“ auf der Muhl. Insgesamt solle es später einmal 32 Ranger geben. Hinzu kommen 20 Naturparkführer, die private Touren anbieten.
Der Nationalpark kostet das Land im Jahr zwischen fünf und sechs Millionen Euro. Davon seien 1,75 Millionen Euro zusätzlich im Haushalt eingestellt worden.
Im Nationalparkamt werden dann künftig 56 Mitarbeiter arbeiten. Und in zehn Jahren wird nach einer für den Nationalpark erstellten Tourismusstudie mit jährlich rund 350.000 zusätzlichen Besuchern in der Region gerechnet.
Wenn die Eröffnung am Erbeskopf gefeiert wird, geht die Arbeit erst richtig los. „Jetzt beginnt die 30-jährige Entwicklungsphase“, teilt das Ministerium mit. Zudem müssten die Gremien des Nationalparks noch eingerichtet werden. Im Park heißt es dann: Gatter entfernen, Schilder aufstellen, Wildbeobachtungskanzeln bauen. „Was zu 100 Prozent steht, sind die Rangertouren. Alles andere kommt nach und nach später“, sagt Ober-Ranger Jerusalem.