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Natur-Idylle und besondere Speisen

Tipps für einen Urlaub an der „Höga Kusten“ in Schweden

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dpa

11. August 2023, 7:34 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

450 Kilometer nördlich von Stockholm liegt ein auf dem Globus einzigartiger Ort. Nirgendwo geht die Landhebung schneller vor sich als an der Höga Kusten. Fast wähnt man sich an norwegischen Fjorden.

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Für einen Augenblick geistert einem der Gedanke ans Aufgeben durch den Kopf. Die Holzbohlen, die zu Beginn noch über butterweichen, mit Moosen und Farnen gespickten Waldboden führten, ließen einen Spaziergang vermuten. Doch das entpuppte sich als falsche Fährte. Mit jedem Meter, den sich der Rundweg durch den schwedischen Nationalpark Skuleskogen an der Ostsee weiter nach oben schraubt, wird das Terrain herausfordernder, anspruchsvoller.

Gewaltige Baumstümpfe, vom letzten Wintersturm gefällt, erschweren das Weiterkommen; ein wild geknüpftes Netz aus Wurzeln zwingt zu höchster Aufmerksamkeit, will man nicht unsanft auf dem Allerwertesten landen. An der Ostflanke des Slåttdalsberget wartet das größte Hindernis: ein schier endloses Feld aus glatt geschliffenem Geröll, das in einem steilen Kamin endet. Hier sind große Balancierkünste gefragt. Die Schufterei wird mit der größten Attraktion des Skuleskogen belohnt: die Schlucht Slåttdalsskrevan, in der angeblich Trolle und Riesen hausen und wo einst Räuber ihr Unwesen trieben.

Bis zu 40 Meter türmen sich die steil aufragenden Felswände aus rotem Granit beiderseits des schmalen Schlunds auf, an dessen Grund es selbst an heißen Sommertagen angenehm kühl ist. Man kann es sich kaum vorstellen, doch über dieses steinerne Meer schwappte einst die Ostsee und die Brandung brach sich an den Granitklippen.

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Die Slåttdalsskrevan ist eine enge Schlucht mit gigantischen Felswänden an beiden Seiten

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Highlight: Der Skuleskogen-Nationalpark an der Höga Kusten

Der Skuleskogen-Nationalpark ist wie ein gigantisches Geografie-Schulbuch. Es erzählt, wie Inlandeis, Landhebung und Erosion Schwedens Küste geformt haben und weshalb diese imposante Landschaft 450 Kilometer nördlich der Hauptstadt Stockholm am Bottnischen Meerbusen seit 2000 zum Weltnaturerbe zählt. Denn hier an der Höga Kusten – der „hohen Küste“ – ist die Landhebung noch lange nicht abgeschlossen. „Um acht Millimeter wächst der Landstrich jedes Jahr, mehr gibt es an keinem anderen Ort der Welt“, sagt Verkehrsamtsleiterin Anna Hellgren.

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Auf den glatt geschliffenen Felsen, wo man nicht nur Hunde, sondern auch Kinder lieber an die Leine nehmen sollte, zeigt sich der ganze Zauber dieses Küstenabschnitts zwischen den drei Orten Härnösand, Kramfors und Örnsköldsvik. Deutsche Touristen kommen eher selten hierher. Den meisten ist schlicht der Weg zu weit zu diesem Küstenabschnitt, der ein wenig an Norwegens Fjordlandschaft erinnert – mit dem Unterschied, dass die Berge der Höga Kusten kaum die 300-Meter-Marke erreichen.

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Die Höga Kusten zieht vor allem im Sommer Touristen an – übernachtet wird zum Beispiel in zu Unterkünften umgebauten Fischerhütten

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Die Högakustenbron – die Golden Gate Bridge von Skandinavien

Winzige Inseln grüßen aus den Weiten der Bottnischen Meerbusens. Wasserarme schlängeln sich tief ins Land. Klitzekleine Dörfer mit einer Hand voll Holzhäuser verstecken sich zwischen Wäldern und mit Wildblumen übersäten Wiesen. In den Sommermonaten erwachen die Dörfer zum Leben, wenn Karawanen aus Wohnmobilen über die Högakustenbron rollen, die der Golden Gate Bridge nachempfunden wurde. Oder wenn Jachten in den malerischen Häfen von Barsta oder Bönhamn anlegen.

Einst waren beide Orte arme Fischerdörfer, deren Bewohner kaum genug zum Überleben hatten. Heute residiert zahlungskräftige Kundschaft in den aufgemöbelten Fischerhütten, wo das Anschlagen der Ostseewellen die müden Bewohnerinnen und Bewohner in den Schlaf begleitet.

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Das Bier zur hohen Küste: Das Logo der Dose zeigt die bekannteste Landmarke der Region, die Högakustenbron, die der Golden-Gate-Bridge nachempfunden wurde

Das Land hebt sich stetig

Während der jüngsten Eiszeit war die Eisdecke im Gebiet der Höga Kusten bis zu drei Kilometer dick. Durch das immense Gewicht dieser Schicht wurde das Land stetig nach unten gedrückt – Berechnungen zufolge rund 800 Meter. Als das Eis vor rund 20 000 Jahren zu schmelzen begann, setzte die entgegengesetzte Bewegung ein: Der Druck verringerte sich und der Boden begann sich zu heben. Dieser Prozess dauert noch immer an.

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Der Skuleberget, auf den 1732 Carl von Linné „kroch, robbte und sich von Stein zu Stein zog“, wie der berühmte schwedische Naturforscher schrieb, hat mittlerweile die 295 Meter geknackt. Und wer in 1000 Jahren das Prachtstück mit seiner Moränenkappe besucht, wird einen veritablen Dreihunderter vorfinden.

Kurzer Anstieg mit Schwitzgarantie

„Kein Wald ist so wild wie der Skuleskogen“, schwärmte die schwedische Schriftstellerin Kerstin Ekman über den Zauberforst im Nationalpark, wo es dunkle Klammen, verwunschene Seen und glasklare Bäche gibt. Doch der Skuleberget, der wie ein Monolith über dem Landstrich thront, ist nicht weniger wild. Ganze Heerscharen machen sich morgens auf, den Gipfel über den östlichen und südlichen Bergpfad zu erklimmen. Die beiden Wanderwege hinauf sind zwar nur je 2,5 Kilometer lang, von der Länge sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Es geht über Fels und Stein, durch nasse Senken und blühendes Heidekraut. Die Anstiege sind schweißtreibend und knackig.

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Blick vom Skuleberget: Mit knapp 300 Metern nicht sehr hoch, hält der Berg dennoch schweißtreibende Anstiege bereit

Die ganz Sportlichen wagen sich an den Grottstigen, den „Höhlenpfad“, dessen Leitern fast senkrecht in Richtung Gipfel führen, oder nehmen – ausgerüstet mit Helm und Klettergurten – die verschiedenen Routen der Via Ferrata in Angriff, den Klettersteigen an den Felswänden des Skuleberget. Egal, welchen Weg man genommen hat: Oben angekommen gibt es für alle eine typische schwedische Fika, also eine kurze Pause mit Kaffee und Zimtschnecke, im Gipfelcafé Toppstuga – gekrönt vom schönsten Panorama der Höga Kusten.

Die Gefahr, in dem Café zu versumpfen, ist angesichts der astronomischen Preise für Bier und Wein zwar nicht allzu groß, doch mancher Aufsteiger fährt dennoch lieber mit der Seilbahn herunter.

Ein Abstecher auf die Ulvön-Inseln

Wer schwedische Sommerfrische pur erleben möchte, muss mit dem Boot nach Ulvön fahren. Dabei handelt es sich um zwei Inselzwerge vor der Höga Kusten, die nur durch ein schmales Wasserband getrennt sind. Die meisten Touristen steigen in Norra Ulvön aus, wo die einzige Siedlung liegt. Vierzig Einwohner halten es hier draußen das ganze Jahr über aus; in den Sommermonaten, wo es um 2 Uhr nachts noch taghell ist, steigt die Bevölkerungszahl auf ein Mehrfaches an.

Dann ziehen Schweden in die falunroten Holzhäuschen ein, vor denen rote Stockrosen und lila Flieder blühen und um die abends der Duft von Grillwürstchen weht. Dann ist der Hafen voll mit Segelbooten, an deren Heck deutsche, französische oder dänische Flaggen flattern. Tagestouristen, die mit der „M/S Kusttrafik“ aus dem Örtchen Docksta gekommen sind, flanieren über die einzige – autofreie – Dorfstraße, besuchen die 400 Jahre alte Kapelle von Ulvön oder klettern Hunderte Stufen zum Lotsenberg hinauf, wo einem die beiden Inselteile zu Füßen liegen.

Surströmming – eine stinkende, fischige Weltspeise

Die ganz Mutigen wagen sich an ein sehr spezielles Geschmackserlebnis: Der Surströmming, fermentierter Fisch, ist nichts für Menschen mit einer feinen Nase. Faulig und stinkend sind noch die milderen Beschreibungen für diese Delikatesse, um die sich viele Legenden und noch mehr Schauermärchen ranken. Tatsache ist: Da Salz früher rar und teuer war, ließen die Fischer den Ostseehering kurzerhand in Fässern mit Salzlake gären. Schweden, die sich vom speziellen Geruch nicht abschrecken lassen, decken sich auf Ulvön mit Konservendosen der traditionsreichen Mahlzeit ein.

Für wagemutige Touristen gibt es vom Verkäufer ein paar Tipps für das Abenteuer auf dem Teller: „Die Konserve beim Anstechen stets schräg halten, damit die Lake nicht auf Klamotten oder Ähnliches spritzt“, rät der Mann im Lanthandel, einem der wenigen Geschäfte auf Ulvön. Denn den Gestank bekomme man so schnell nicht wieder los.

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Tipps für die Höga Kusten in Schweden im Überblick

Die Höga Kusten liegt etwa 450 Kilometer nördlich von Stockholm und wird durch die Fernstraße E4 erschlossen. Die Region erstreckt sich über 100 Kilometer von Süd nach Nord, ziemlich in der Mitte liegt der Skuleskogen-Nationalpark. Der Skuleskogen-Nationalpark ist über drei Eingänge zu erreichen. In der Hochsaison sollte man früh aufstehen, wenn man noch einen Platz auf den Parkplätzen ergattern möchte. Im Park gibt es 30 Kilometer Wanderwege, Strände sowie Campingareale und Schutzhütten zum Übernachten.

Zu Füßen des Skuleberget liegt das Infozentrum Naturum, das über Geologie, Geschichte sowie die Fauna und Flora der Höga Kusten informiert. Der Eintritt ist frei. Dort beginnen auch die Wanderwege auf den Gipfel. Nahe des Feriendorfes Friluftsbyn startet die Seilbahn auf den Gipfel. Gut 100 Kilometer weiter im Landesinnern, beim Wasserfall von Nämforsen, sind Felsritzungen aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit zu finden – eine der größten Petroglyphenkonzentrationen in Nordeuropa. An häufigsten wurden Elche abgebildet. Aber auch Hunde, Menschen, Vögel und Sonnenräder wurden im Stein verewigt.

An der Höga Kusten gibt es Unterkünfte für jeden Geschmack und Geldbeutel. Besonders beliebt sind Ferienwohnungen für Selbstversorger oder Hütten auf einem der zahlreichen Campingplätze. Hotels sind rar. Vor allem in der Hochsaison von Juni bis August steigen die Preise kräftig.

Themen Europa Schweden
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