16. Januar 2022, 6:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Im Antelope Canyon kann man sehen, was passiert, wenn Sandstein, trockenes Klima, ein Bach und gelegentliche Sommergewitter zusammenarbeiten: Landschaften mit bizarren Felsen, die ein bisschen wie mitten im Rühren erstarrte Eiscreme in Rot, Orange oder Gelb aussehen. Der Canyon im US-Bundesstaat Arizona ist seit Jahrzehnten eine beliebte Touristenattraktion – und ein begehrtes Fotomotiv.
Wer den Antelope Canyon Tribal Park zum ersten Mal besucht, ist überwältigt von diesem Anblick. Die von hellen Linien durchzogenen Sandsteinfelsen rechts und links scheinen bis in den Himmel zu ragen und halten die Schlucht im Schatten. Bei jedem Schritt zeigen sich neue Gebilde. Skurrile Steinfiguren, Nischen, in die einzelne Sonnenstrahlen fallen und das Licht, das zwischen Orange, Gelb, Rot und einem intensiven Lila variiert. Der Fotoapparat bekommt bei der Wanderung kaum eine Verschnaufpause.
Kein Wunder also, dass der Antelope Canyon auch schon Starfotografen wie den australischen Landschaftsfotografen Peter Lik angelockt hat. Sein Bild mit dem Titel „Phantom“, das er vor Jahren im Antelope Canyon aufnahm, gilt sogar als das teuerste Foto der Welt. Lik soll es eigenen Angaben zufolge im Jahr 2014 für 6,5 Millionen Dollar (damals rund 5,2 Millionen Euro) versteigert haben.
Antelope Canyon – Übersicht und Entstehung
Der Canyon, der wie zum Beispiel die Everglades und der Yellowstone Nationalpark zu den Top-Natur-Sehenswürdigkeiten der USA gehört, liegt in der Navajo Nation Reservation und wird von dem indianischen Volk als heiliger Ort verehrt. Er gehört nicht zu den Nationalparks der USA, genießt aber einen ähnlichen Schutz. Die Navajo haben übrigens ihren eigenen Namen für den oberen Teil des Canyons (Upper Antelope Canyon). Sie nennen ihn „Tse‘ bighanilini“, was soviel heißt wie „Der Platz, wo das Wasser durch Steine fließt“. Der untere Teil wird „Hasdestwazi“ genannt, „Spiral-Stein-Bögen“. Alle Namen passen perfekt, während der aktuelle Namen Antelope Canyon nicht mehr wirklich stimmt. Die Gabelantilopen, die früher dort frei herumliefen, sind heute nicht mehr zu sehen.
„Slot Canyons“ nennen die Amerikaner die schmalen Schluchten, die sich im Antelope Canyon gebildet haben. Wobei dieses „Bilden“ einige Millionen Jahre gedauert hat. Der Antelope Creek, der fast immer trocken ist (aber gelegentlich nach Gewittern mächtige Sturzfluten bildet), Staub, starker Wind und lange Trockenheit sind für die Entstehung des Canyons verantwortlich. Die Staubpartikel übernahmen die Rolle von Sandpapier, das den Felsen glatt schmirgelte. Wind und Wasser sorgten für die bizarren Formen.
Upper und Lower Antelope Canyon
Der Antelope Canyon teilt sich, wie schon erwähnt, in den Upper und den Lower Canyon auf. Der obere, etwa 400 Meter lange Teil ist noch ein bisschen spektakulärer. Hier findet sich der überwiegende Teil der bizarren Sandstein-Formationen. Wer zur richtigen Zeit kommt, kann vor allem zur Mittagszeit einzelne Sonnenstrahlen sehen, die durch schmale Schlitze in die bis zu 44 Meter tiefe Schlucht fallen und für eindrucksvolle Farbspiele sorgen. Der Lower Canyon fordert einiges vom Besucher. Man kann die schmale Schlucht nur über Leitern erreichen und muss sich an manchen Stellen durch schmale Spalten zwängen. Das Licht in diesem Teil ist vormittags oder am frühen Nachmittag am besten.
Betreten nur mit Erlaubnis der Navajo
Wenn man den Antelope Canyon besuchen möchte, der etwa 450 Kilometer von Las Vegas entfernt liegt, muss man einige Regeln beachten. Für das Betreten des Navajo-Landes braucht man eine Erlaubnis (permit), und man darf die Canyons nur mit Tour-Guide betreten. Die maximale Aufenthaltsdauer im Upper und Lower Antelope Canyon liegt bei jeweils zwei Stunden. Im Sommer kann es trotzdem sehr voll werden, weil unzählige (Hobby-)Fotografen versuchen, die schönste Aufnahme der Felsformation zu bekommen.
Vorsicht, Sturzfluten!
Generell sollte man beachten, dass es gelegentlich nach Regenfällen zu heftigen Sturzbächen kommen kann – und dabei sind schon Touristen tödlich verunglückt. Im Sommer (Juli bis September) ist die Gefahr am größten. Bei Regengefahr können die Canyons deshalb kurzfristig für Besucher gesperrt werden.
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Abstecher zu Horseshoe Bend und Rainbow Bridge
Übrigens: Wer den Antelope Canyon besucht, sollte sich unbedingt auch noch den Horseshoe Bend ansehen. Kurz vor Page macht der Colorado River eine hufeisenförmige Kurve – und sorgt für einen grandiosen Ausblick. Auch die Rainbow Bridge, eine der höchsten Naturbrücken der Welt mit einer Spannweite von 82 Metern und einer Höhe von 88 Metern, ist einen Besuch wert. Für das Volk der Navajo ist die Brücke ein Heiligtum, sie sehen sie ganz passend als versteinerten Regenbogen. Durchschreiten sollte man das Monument deshalb nicht. Informationen bekommt man im Büro der Navajo Nation.
Antelope Canyon: Infos für Besucher
Anreise: nächste Flughäfen sind der Municipal Airport in Page, der Grand Canyon National Park in Tusayan und der Airport in Phoenix. Anfahrt mit dem Auto: ab Page auf dem Highway 89 bis zum Lake Powell Navajo Tribal Park Office (NPRD).
Geführte Touren: Eine Liste mit Touranbietern finden Sie auf dieser Seite.
Corona-Regeln: Eine Übersicht über die aktuellen Corona-Regeln und -Beschränkungen im Antelope Canyon gibt es auf dieser Seite.
Infos zu den Einreisebestimmungen und zur aktuellen Corona-Lage in den USA finden Sie auf der Webseite des Auswärtigen Amts.
(Text: Silke Böttcher)