31. August 2021, 6:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo liegt mit dem Bacalar-See ein echtes Naturwunder. Hier existieren die ältesten Lebensformen der Welt. Es gab sie sogar schon lange vor den Dinosauriern. Doch jetzt sind sie bedroht.
An der Grenze zu Belize liegt im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo der Bacalar-See. Aufgrund seiner außergewöhnlich schönen Färbung heißt er auch „lago de siete colores“. Der See der sieben Farben. Doch das wahre Naturwunder liegt unter der Wasseroberfläche. Denn hier verbirgt sich die älteste Lebensform der Welt.
Es gab sie schon vor dem Menschen, vor den Dinosauriern und sogar lange, bevor überhaupt Pflanzen existierten. Laut „BBC“ haben diese Wesen ein geradezu unglaubliches Alter, nämlich schätzungsweise 3,5 Milliarden Jahre. Wer sich jetzt aber ein Wesen wie einen Fisch oder Krebs vorstellt, liegt falsch. Die Rede ist von sogenannten Stromatolithen. Dabei handelt es sich um eine Art lebendes Gestein am Boden des Bacalar-See.
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Die ältesten Lebewesen der Welt sind akut bedroht
Stromatolithen erinnern in ihrer Struktur entfernt an Blumenkohl, und wachsen wahrlich seit Urzeiten aus dem kalkhaltigen Grund des Bacalar-See. Das passiert, indem sich durch die Aktivität von Cyanobakterien immer neue Sedimentschichten von Stromatolithen übereinander ablagern, ähnlich dem Wachstum einer Koralle. Es ist aber nicht beobachtbar, findet über unvorstellbar lange Zeiträume nur Millimeter für Millimeter statt.
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Nur an wenigen Orten auf der Welt können die Stromatolithen überhaupt existieren. Wissenschaftler erhalten durch sie Aufschluss über Temperaturen oder die Zusammensetzung des Wassers aus längst vergangenen Zeiten. Im Bacalar-See helfen sie sogar dabei, das Klima zu verbessern, denn sie können CO2-Verbindungen aufspalten und den Kohlenstoff im Boden des Sees ablagern. Doch die älteste Lebensform der Welt ist zumindest hier extrem bedroht – und das liegt auch an der Schönheit des Sees.
Umweltverschmutzung und Tourismus sind die größten Probleme
Zunächst einmal aber ist es die wachsende Verschmutzung des Wassers im Zuge der Regenwald-Abholzung, die die Stromatolithen bedroht. Der Wald, in gesundem Zustand ein Wasserspeicher, kann nun besonders zur Regenzeit nicht mehr verhindern, das Abwässer, Dünger, Chemikalien und Fäkalien in den Bacalar-See gelangen. Der damit ebenfalls ansteigende Gehalt an Stickstoff und Ammonium ist für die Stromatolithen pures Gift.
Ein anderes, vielleicht sogar schlimmeres Problem ist der geradezu explodierende Tourismus rund um den Bacalar-See. In nur drei Jahren nahm er um 600 Prozent zu, in normalen Zeiten besuchen etwa 100.000 Menschen jährlich das Gewässer. Durch den ebenfalls gestiegenen Bootstourismus auf dem See werden die Stromatolithen nicht selten verletzt, was unweigerlich zu ihrem Tod führt. Es ist das gleiche Drama, das man auch bei den Korallenriffen weltweit beobachten kann.
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Nur ein Umdenken kann die Stromatolithen retten
Dr. Luisa Falcón, eine einheimische Mikrobiologin, die die Stromatolithen im Bacalar-See untersucht, sagte dazu der „BBC“, dass weder die Stadt noch der See überhaupt auf eine derartige Menge an Touristen vorbereitet sei. Zudem kümmerten sich die Einheimischen nicht um die älteste Lebensform der Welt, solange sich mit dem Tourismus gutes Geld verdienen ließe.
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Die Biologin Silvana Ibarra, die ebenfalls hier forscht, sagte der „BBC“, das ausgerechnet die Corona-Pandemie dem Bacalar-See eine Chance gegeben habe, sich wieder zu erholen. Zudem appelliere man nun an die Touristen, den Stromatolithen nicht zu nahe zu kommen. Den See solle man nur barfuß betreten, dazu niemals Sonnencreme oder Make-Up tragen. Beides könne zu einer Ausbleichung und damit zum Absterben der ältesten Lebewesen führen.
Auch die Einheimischen möchte man überzeugen, in Zukunft auf ihre schädlichen Motorboote zu verzichten. Und stattdessen auf umweltfreundlichere Kayaks, Segelboote oder Stand-Up-Paddelbretter umzusatteln. Ob dieses Angebot auf offene Ohren stößt, bleibt abzuwarten. Und damit auch, ob der Bacalar-See das bleiben wird, was er ist: Heimat der ältesten Lebewesen der Welt.
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Quelle
- „BBC“