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Liefert bis zu 172 Millionen Kubikmeter jährlich

Der Bodensee ist der größte Trinkwasserspeicher Europas

Bodensee
Der Bodensee ist nicht nur das mächtigste Gewässer Deutschlands, sondern auch der größte Trinkwasserspeicher Europas. Im Bild zu sehen der Blick auf Langenargen Foto: Getty Images/Westend61
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

9. September 2024, 10:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der Bodensee ist nicht nur das mit Abstand größte Gewässer Deutschlands, sondern hält auch noch einen anderen beachtlichen Rekord. Denn er dient bereits seit Jahrzehnten als größter Trinkwasserspeicher in ganz Europa, versorgt Deutschland, Österreich, die Schweiz sowie Liechtenstein und damit Millionen von Menschen. Doch heute steht sein ökologisches Gleichgewicht auf dem Spiel.

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Über die beiden süddeutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern erstreckt sich einer der größten Naturschätze unseres Landes. Und das ist wörtlich gemeint, denn der Bodensee ist das mit Abstand mächtigste Gewässer hierzulande. Auch Österreich, die Schweiz und Liechtenstein haben Anteil an der Versorgung aus dem gewaltigen See, der mit seiner Oberfläche von 536 Quadratkilometern auch noch einen anderen beachtlichen Rekord hält. Denn der Bodensee ist Europas größter Trinkwasserspeicher, liefert täglich Millionen von Menschen das kostbare Grundnahrungsmittel. Umso mehr besorgt, dass er aktuell in Gefahr ist.

Verblüffende Zahlen

Die nackten Zahlen um das Gewässer der Superlative sind absolut verblüffend: So enthält es laut der Website des Werkes der „Bodensee-Wasserversorgung“ 48 Milliarden Kubikmeter Wasser. Mehr als 200 Bäche und Flüsse in seinem 11.500 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet versorgen es jährlich mit 11,5 Milliarden Liter der lebenswichtigen Flüssigkeit. Alleine der Rhein trägt dazu pro Sekunde 360.000 Liter bei. Davon profitieren die Anrainerstaaten massiv: Insgesamt werden innerhalb eines Jahres etwa 172 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Bodensee entnommen.

Gesundes Alpen-Wasser

Klingt dies zunächst erst einmal wie eine unfassbar gigantische und unvorstellbare Menge, muss man sich eines klarmachen. Etwa die doppelte Menge verliert der Bodensee in 365 Tagen durch Verdunstung. Die Entnahme, die allein im Bundesland Baden-Württemberg 320 Städte und Gemeinden mit etwa fünf Millionen Einwohnern mit Trinkwasser versorgt, fällt also insgesamt kaum ins Gewicht. Insgesamt entnehmen in Deutschland und der Schweiz 16 Werke dem See Trinkwasser. Dieses ist deshalb von so guter Qualität, weil es sich dabei zumeist um Schmelz- und Regenwasser aus Zuflüssen in den Alpen handelt. Dieses ist schon von Natur aus besonders klar und daher gesund.

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Fließen jährlich also wie bereits erwähnt 11,5 Milliarden Liter Trinkwasser in den Bodensee, so entnimmt allein die „Bodensee-Wasserversorgung“ in Sipplingen in Baden-Württemberg davon gerade einmal etwas mehr als einen Prozent. Pro Tag darf sie maximal 670 Millionen Liter aus dem Gewässer fördern, eine immer noch völlig unvorstellbare Menge. Dass der Bodensee so bekömmliches Trinkwasser liefert, hat übrigens gleich mehrere Gründe. Zum einen ist da die starke Durchströmung des Sees. Gelangen einmal Schadstoffe hinein, werden sie in der Regel auch genauso schnell wieder aus ihm heraus gespült. Ein weiterer Vorteil ist seine große Tiefe.

Bedrohter Schatz

Denn der Bodensee ist bis zu 251 Meter tief. Schadstoffe, die sich zumeist an der Oberfläche sammeln, können nicht auf die Tiefe von 60 Meter sinken, in der das Wasser für die Versorgung entnommen wird. Dafür sorgt eine thermische Barriere, die das Nass bei einer Temperatur von fünf Grad Celsius hält. Zu kalt, als das sich schadhafte Partikel hier halten könnten. Das war aber nicht immer so. Laut der Website „Vierländerregion Bodensee“ drohte unser Rekord-Gewässer umzukippen. Noch in den 1950er-Jahren war es nämlich normal, Abwässer ungeklärt in den See zu leiten. 1959 gründete sich zu seinem Schutz schließlich die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB). Sie wacht seitdem über die zum Glück wieder außergewöhnlich gute Qualität des Trinkwassers.

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Das heißt aber leider nicht, dass es Europas größtem Trinkwasserspeicher heute uneingeschränkt gut geht. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, droht heute vor allem Gefahr durch den Schiffsverkehr. Demnach sind auf dem Bodensee 38.000 Boote mit Verbrennungsmotoren zugelassen. Sie produzieren jährlich eine Schadstoffmenge von 52.000 Tonnen CO2. Die Anrainerstaaten haben daher erst jüngst beschlossen, dass die Schifffahrt auf dem Bodensee bis spätestens 2040 klimaneutral werden soll. Bedenklich ist aber auch die immer stärkere und schnellere Erwärmung des Wassers an sich.

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Es herrscht Handlungsbedarf

Dies hat zur Folge, dass im Winter das sauerstoffreiche Wasser aus seinen Zuflüssen nicht mehr in die Tiefe des Bodensees gespült werden kann. Es findet somit auch keine Durchmischung mehr statt, und Schadstoffe können sich nun so länger halten. Zudem sorgt der immer mehr abnehmende Schneefall auch in den Alpen dafür, dass immer weniger Frischwasser in Europas größten Trinkwasserspeicher einfließen kann. Es gibt aber auch weiter Anzeichen zur Hoffnung. So wurde erst Anfang 2023 mit dem Tiefseesaibling eine eigentlich als ausgestorben geltende Art im Bodensee nachgewiesen. Der Handlungsbedarf, den für unseren Kontinent so wichtigen See zukünftig noch stärker zu schützen, sollte hoffentlich trotzdem jedem Verantwortlichen klar sein.

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