![Robin Hartmann Autorenkopf](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2023/11/unknown-scaled-4.jpeg?impolicy=square&imwidth=320)
9. Februar 2025, 7:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nur wenige Kilometer entfernt von der bolivianischen Stadt Sucre findet sich eines der faszinierendsten Zeugnisse der Erdgeschichte weltweit. Cal Orcko, ein gigantischer Sandsteinwall, auf dem die Spuren unzähliger Dinosaurier Millionen von Jahren quasi perfekt erhalten überdauert haben. Dass es sie heute noch gibt, ist einem glücklichen Umstand zu verdanken. Denn das Monument gehört zum Gelände eines Steinbruchs.
Wer einen direkten Blick zurück in eine längst vergangene Epoche der Erdgeschichte werfen möchte, dem ist ein Besuch in der bolivianischen Stadt Sucre zu empfehlen. Beziehungsweise einem faszinierenden Monument, welches sich etwa fünf Kilometer außerhalb der Stadtgrenzen befindet. Denn hier liegt mit Cal Orcko eine der größten Fundstätten von Dinosaurier-Spuren, die jemals entdeckt wurde. Dass sie heute überhaupt noch existiert, kann man wohl getrost als Glücksfall bezeichnen. Denn das einzigartige prähistorische Freilichtmuseum befindet sich auf dem Gelände eines Steinbruchs.
Bei Cal Orcko handelt es sich laut der Seite „The Archeologist“ an sich schon um ein kleines Wunder – nämlich eine beinahe senkrechte, anderthalb Kilometer lange und mehr als 100 Meter hohe, natürliche Mauer aus massivem Sandstein. Und in diesem haben Wissenschaftler in den mehr als 30 Jahren seit der ersten Entdeckung über 5000 Abdrücke von Dinosauriern gefunden. Auf diese Weise konnten sie nachweisen, dass bis zum Aussterben der Tiere vor etwa 66 Millionen Jahren hier mindestens acht verschiedene Spezies der gigantischen Echsen lebten. Insgesamt wurden bislang mehr als 460 verschiedene individuelle Spuren der Tiere entdeckt.
68 Millionen Jahre alte Dino-Spuren
Die ältesten davon auf der einstigen Ebene Cal Orcko datieren unglaubliche 68 Millionen Jahre zurück. Sie geben Aufschluss über Verhalten und Bewegungsmuster der Tiere so wie auch deren Interaktionen untereinander. So waren die hier vorkommenden Dinosaurier sowohl Herdentiere als auch Einzelgänger – oder noch präziser: Jäger. Unter anderem ließ sich so die Existenz einiger der gefürchteten fleischfressenden Theropoden nachweisen, zu denen auch Tyrannosaurus Rex gehörte. Der König der Prädatoren selbst wurde bisher allerdings nur in Nordamerika nachgewiesen. Das eigentliche Wunder aber ist, wie perfekt viele der Dino-Spuren in dem weichen Sandstein über die Äonen erhalten geblieben sind.
Auch interessant: Fast 400 Millionen Jahre! Ältester Wald der Erde entdeckt
Denn Cal Orcko war wohl ursprünglich eine flache Ebene, die tektonische Kräfte dann über Millionen von Jahren zu dem massiven Sandsteinwall aufschichteten, der das Monument heute ist. Die verschiedenen Sediment-Schichten, die sich über den Abdrücken ablagerten, schützten diese zunächst vor Erosion und versteinerten sie dann später. Die Veränderung der Landschaft durch den ungeheuren Druck der Erdkräfte formten aus einer einst schlammigen Ebene so die mit den Abdrücken übersäte Mauer, die heute einen Neigungswinkel von mehr als 70 Grad aufweist.
![Yonaguni Monument](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2021/04/gettyimages-575058701.jpg?impolicy=channel&imwidth=128)
Mysteriöse Strukturen unter Wasser Yonaguni Monument – liegt hier das „Atlantis von Japan“?
![Pfahlbauten von Unteruhldingen](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2018/05/89321923_1526552895.jpg?impolicy=channel&imwidth=128)
Ausflugsziele in Deutschland 7 Orte, an denen Sie in die Geschichte der Menschheit reisen können
![Cahokia-Hügel](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2022/10/gettyimages-520122012.jpg?impolicy=channel&imwidth=128)
Rituelle Menschenopfer Die Cahokia-Hügel in den USA: Die letzten Zeugen einer brutalen Hochkultur
Sensationeller Zufallsfund
![Cal Orcko](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2025/01/cal-orcko-gettyimages-589720258.jpg?impolicy=resize&width=992)
Dem „Guardian“ zufolge war der Fund von Cal Orcko in etwa so bedeutend, als wenn ein Theologe eine fehlende Seite in der Gutenberg-Bibel entdeckt hätte. Umso wichtiger ist der Fund einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass es unter Umständen vielleicht nie dazu gekommen wäre. Denn das Gelände, auf dem sich das massive Sandsteinmonument befindet, gehört der einheimischen Zementfirma Fabrica Nacional de Cemento SA (Fancesa). Und diese betrieb bis zu dem Sensationsfund im Jahr 1985 an gleicher Stelle einen Steinbruch. Zum Glück fielen den Arbeitern die ungewöhnlichen Muster im Fels auf. Nach ersten Untersuchungen durch Paläontologen war schnell klar, was für eine bedeutsame Entdeckung man hier gemacht hatte.
Schon kurze Zeit später begannen wissenschaftliche Untersuchungen, und auch erste geführte Touren zu Cal Orcko. Seit 2006 gibt es hier unter dem Namen „Parque Cretácico“ (Kreidezeit-Park) auch ein Museum und ein Besuchercenter für Dino-Fans aus aller Welt. Von einem Aussichtspunkt hat man einen spektakulären Blick auf die Felswand mit ihren prähistorischen Spuren, wie TRAVELBOOK-Redakteurin Gudrun Brandenburg bei einer kürzlichen Bolivien-Reise feststellte. Sie unternahm auch die etwa 45-minütige Führung und zeigte sich hinterher schwer beeindruckt. Und auch auf dem Portal Tripadvisor sind viele User voller Bewunderung für das Monument.
Auch interessant: Valley of 10.000 Smoke: Alaskas bizarre Vulkan-Landschaft
Einer meint: „Wir waren total von der interessanten Aufbereitung überrascht. Und für Dinosaurier-Interessenten ist es ein MUSS!“ Ein anderer sagt: „Mittels etwas Phantasie und der vorgängigen Erklärung ist man gut in der Lage sich ein Bild von dem damaligen Geschehen zu machen.“ Vom Hauptplatz in Sucre aus fährt laut zahlreichen Usern ein Linienbus direkt in Richtung Cal Orcko. Der Eintritt zu der Attraktion kostet demnach aktuell 30 Bolivianos, was umgerechnet etwa 4,30 entspricht. Ein kleiner Preis, für den man ein bedeutendes Puzzleteil der Erdgeschichte zu sehen bekommt.