10. Juni 2017, 16:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Caño Cristales ist ein Fluss in Kolumbien, dessen Wasser eine kurze Zeit im Jahr in allen Farben des Regenbogens leuchtet. Jahrelang konnte man ihn nicht besuchen, weil er im Rebellengebiet der FARC lag. Doch kaum herrscht Frieden, bedroht schon eine andere Gefahr das einzigartige Gewässer.
Etwa 170 Kilometer entfernt von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá liegt versteckt im Nationalpark Serranía de La Macarena ein Naturwunder von weltweit einzigartiger Schönheit. Der Caño Cristales ist ein kleiner Fluss, der für eine kurze Zeit im Jahr in einer wahren Farbexplosion erstrahlt, wenn sich aufgrund einer besonderen Pflanze das Wasser scheinbar verfärbt: Die Macarenia clavigera oder Wassernymphe, die nur hier vorkommt, und den Fluss bei Sonnenschein in einen Rausch aus Rot, Gelb, Grün, Blau, Rosa, Schwarz und Weiß verwandelt. Das Sonnenlicht ist dabei der entscheidende Faktor für die magische Verfärbung.
So einzigartig ist der Anblick, dass der Fluss vielen als der schönste auf der ganzen Welt gilt, das renommierte „Forbes Magazin“ verlieh ihm sogar ganz offiziell diesen Titel. Nur für wenige Monate im Jahr sorgt die Blüte der Wassernymphe für das unvergleichliche Farb-Phänomen – und doch kamen bisher kaum Touristen hierher. Der Grund: Der Caño Cristales liegt in einem Gebiet, das laut der britischen Zeitung „The Guardian“ bis vor Kurzem von den kolumbianischen FARC-Rebellen gehalten wurde.
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Mit dem Frieden kommen die Besucher
Doch jetzt, wo der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und die Rebellen am Beginn historischer Friedensverhandlungen stehen, macht man sich in dem kleinen Dorf La Macarena, in dessen unmittelbarer Nähe der Caño Cristales sich befindet, wieder Hoffnungen auf mehr Besucher. Die müssen allerdings einiges beachten, so darf man zum Beispiel keine Zigaretten oder Plastikflaschen mitbringen. Auch ist es verboten, die Fische zu füttern oder auf die Wasserpflanzen zu treten.
Zudem ist es relativ schwierig, La Macarena zu erreichen, denn von Bogotá aus fliegen nur kleinmotorige Maschinen, und von der Stadt aus selbst muss man laut „Atlas Obscura“ entweder zu Fuß oder auf Pferde- bzw- Eselsrücken zum Caño Cristales pilgern – dort zu übernachten oder zu kochen ist natürlich ebenfalls nicht gestattet. Verschiedene Agenturen bieten eine mehrtägige Reise nach La Macarena und zum Caño Cristales an, laut „The Guardian“ geht die Saison von Juli bis Dezember.
Im Internet schwärmen Tripadvisor-Nutzer von dem einzigartigen Naturwunder: „Die Flüsse und die verschiedenen Farben waren unglaublich“, schreibt ein User. Einen anderen scheint der Besuch insgesamt verzaubert zu haben: „Begeistert von der Schönheit von Caño Cristales, aber La Macarena und die Leute dort waren der Höhepunkt.“ Und ein Dritter meint: „Spektakulär, Magic River, etwas teure Attraktion, aber unvergessliche Erfahrung.“
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Das Paradies ist schon wieder bedroht
Doch kaum scheint der Ort vor einer neuen Blütezeit zu stehen, wird der Caño Cristales auch schon wieder von einer neuen Gefahr bedroht, und zwar der Ölindustrie: Das schwarze Gold wurde in unmittelbarer Nähe entdeckt und natürlich gibt es nun nicht wenige, die fürchten, es solle auf Kosten der Natur gefördert werden.
Erst Anfang 2016 gab es laut diversen spanischsprachigen Portalen wie „Caracol“ einen Aufschrei, als die kolumbianische Umweltbehörde ANLA, die unter anderem die Vergabe von Lizenzen zur Ausbeutung der Natur regelt, der US-amerikanischen Firma Hupecol gestattete, auf dem Gebiet der Serranía de La Macarena nach Öl zu bohren. Wieder trat daraufhin Präsident Juan Manuel Santos in Aktion und revidierte persönlich die Genehmigung, ein paar Tage später ruderte dann auch die ANLA zurück.
Bleibt zu hoffen, dass es auch in Zukunft nicht zu einer Genehmigung kommt und Kolumbiens einzigartiges Naturwunder der Menschheit weiterhin erhalten bleibt.