11. September 2021, 6:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In der bergigen Provinz Hunan im südlichen China liegt eines der größten Naturwunder des Landes: der Zhangjiajie Nationalpark. Seine Landschaften inspirierten James Cameron 2009 bei seinem Mega-Blockbuster „Avatar“. Doch der Ort bietet noch mehr Attraktionen der absoluten Superlative.
Im Süden Chinas erheben sich, eingebettet in den Zhangjiajie Nationalpark, etwa 3000 Felsnadeln, die wie aus einem Märchen zu sein scheinen. Gemeint sind die Tianzi-Berge, bizarre, Millionen Jahre alte Sandsteinskulpturen, geformt über unvorstellbare lange Zeiträume von Wind und Wetter. Bäume klammern sich in die Felsen. Es ist ein Anblick, bei dem selbst erfahrenen Reisenden der Atem stocken dürfte.
Ihnen kommen die Tianzi-Berge irgendwie bekannt vor, obwohl Sie noch nie selbst im Zhangjiajie Nationalpark waren? Gut möglich. Denn nach ihrem Beispiel erschuf der Regisseur James Cameron 2009 seine zumeist am Computer erschaffene fiktive Welt „Pandora“, Schauplatz des Mega-Blockbusters „Avatar“. Der Film wurde einer der erfolgreichsten aller Zeiten, die Tianzi-Berge quasi über Nacht weltweit berühmt. So sehr sind sie für die meisten mit dem Film verknüpft, dass sie auch den Beinamen „Avatar-Berge“ tragen.
Die Weltrekord-Seilbahn zu den Bergen
Aber natürlich weisen die Tianzi-Berge auch eine große Ähnlichkeit mit einem deutschen Naturwunder auf. Gemeint sind die Sandsteinfelsen in der Sächsischen Schweiz , die ihren „Cousins“ in China teilweise zum verwechseln ähnlich sehen. Steht hierzulande allerdings das Klettern auf die Felsnadeln bei Bergfreunden ganz hoch im Kurs, geht es in Fernost sehr viel spektakulärer auf den Gipfel. Nämlich mit einer Weltrekord-Fahrt.
Gemeint ist die Seilbahn, die vom Fuß des Zhangjiajie Nationalpark bis auf den Gipfel des Berges Tianmenshan verkehrt, der unter den Einheimischen auch „Himmelstor“ genannt wird. Die Fahrt mit einer der knapp 100 Gondeln dauert bis zu einer halben Stunde, die zu überwindende Strecke ist mit über sieben Kilometern und gut 1200 Höhenmetern die längste der Welt. Wer zu den Tianzi-Bergen möchte, steigt bereits vorher aus.
Chinas eigener Grand Canyon
Doch auch der Fußweg hinauf zu den „Avatar-Bergen“ ist nicht weniger beeindruckend, geht es doch über insgesamt 99 Kurven auf einer steilen Straße hinauf, wobei die Ausblicke mit zunehmender Höhe immer spektakulärer werden. Und so unglaublich es klingen mag, sind die Tianzi-Berge noch nicht einmal die Hauptattraktion des Zhangjiajie Nationalpark.
Dieser Titel dürfte unumstritten an den „Zhangjiajie Grand Canyon“ gehen: Eine Schlucht, über die sich in schwindelerregender Höhe eine Glasbodenbrücke spannt. Gut 400 Meter lang, führt sie über die etwa 300 Meter tiefe Schlucht darunter. Ein Besuch hier dürfte allerdings nicht nur Menschen mit Höhenangst beklemmen, sondern auch solche mit Abneigungen gegenüber Menschenmassen. Ursprünglich ausgelegt für maximal 8000 Besucher täglich, kommt in der Hochsaison die zehnfache Menge an Menschen an den Ort.
Auch interessant: Skywalk in China versetzt Besucher in Panik
Ein Fahrstuhl für Todesmutige
Doch es gibt noch mehr Attraktionen der Superlative im Zhangjiajie Nationalpark. Da wäre zum Beispiel der Bailong Glas-Fahrstuhl, der an der Seite eines Berges 300 Meter in die Höhe schießt. Natürlich alles mit freier Sicht, denn der „Fahrstuhl der Hundert Drachen“ ist, wie sein Name nahelegt, vollständig aus Glas. In weniger als zwei Minuten katapultiert er mutige Besucher auf einen Gipfel. Seit 2015 steht er im „Guinness-Buch der Rekorde“ als höchster und schwerster freistehender Aufzug der Welt.
Mehr zu dem Aufzug lesen Sie hier: Bailong-Elevator: der höchste Outdoor-Aufzug der Welt
Und dann ist da noch der Tianmenshan, mit gut 1500 Metern der höchste Berg im Zhangjiajie Nationalpark. Berühmt ist er wegen seines Himmelstors, einem riesigen, natürlichen Loch in seiner Flanke. Hier befindet sich mit dem „Coiling Dragon Cliff“ eine weitere schwindelerregende Attraktion: ein etwa 100 Meter langer Glasboden-Skywalk direkt über dem vertikalen Abgrund.
Wiedersehen auf der großen Leinwand
Der Zhangjiajie Nationalpark hat bereits 1992 eine ganz besondere Ehrung erhalten. Er zählt, wie die gesamte ihn umgebende Gegend Wulingyuan, seit nun fast 30 Jahren zum UNESCO-Welterbe. Damit war er die erste Stätte in China überhaupt, der diese Ehre zuteilwurde. Insgesamt umspannt Wulingyuan eine Fläche von 26.000 Hektar.
Touristen können sich hier entweder selbst auf Erkundungstour begeben oder einen (englischsprachigen) Guide buchen. Reisen sind momentan weiterhin eher schwierig, aber es gibt eine kleine Entschädigung. Denn die Fortsetzungen von „Avatar“ sind für 2022 bzw. 2024 angesetzt. Dann dürfte es auch ein Wiedersehen mit den Tianzi-Bergen – und hoffentlich sind dann auch wieder Urlaube in Chinas erste Unesco-Weltberbestätte möglich.