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Touristenattraktion

Cueva de Nerja – spektakuläres Naturwunder in Südspanien

Cueva de Nerja
Die Cueva de Nerja wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Welt. Dabei wurde sie erst 1959 zufällig entdeckt Foto: picture alliance / Design Pics | Charles Bowman
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

17. Juni 2023, 6:12 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Nerja an Andalusiens Costa del Sol war bis 1959 wenig mehr als ein verträumter kleiner Ort. Dann entdeckten fünf Schüler durch Zufall eine Höhle von unvergleichlicher Schönheit: die Cueva de Nerja. Doch niemand hätte wohl auch nur in seinen kühnsten Träumen mit den Folgen gerechnet, die das für die kleine Stadt haben sollte.

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Es gibt wohl nicht viele Orte auf der Welt, von denen man sagen könnte, ein einziger Tag habe sie schlagartig für immer verändert. Nerja an der spanischen Costa del Sol ist so ein Ort. Und das hängt mit der Entdeckung einer spektakulären Tropfsteinhöhle vor mehr als 60 Jahren zusammen. Mit der Cueva de Nerja befindet sich hier eines der atemberaubendsten Naturwunder des Landes, wenn nicht der ganzen Welt. Doch niemand hätte damals ahnen können, was der spektakuläre Fund wirklich für die Kleinstadt bedeuten würde.

Es ist der 12. Januar 1959, als nach Schulschluss fünf Freunde einen Ausflug in die Hügel um Nerja machen. José Torres, die Brüder Miguel und Manuel Muñoz, Francisco Navas sowie José Luis Barbero sind laut der Zeitung „El Diario“ in dem Vorort Maro unterwegs, als sie aus einem Brunnenschacht einen riesigen Fledermausschwarm aufsteigen sehen. Angetrieben von Neugier und ausgerüstet mit Laternen und Hämmern, beschließen sie, der Spur der Tiere unter die Erde zu folgen. Doch was sie bereits nach kurzer Zeit entdecken, hätte wohl kein Fantasy-Autor in seinen kühnsten Träumen erdenken können.

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Die Entdeckung, die Nerja für immer veränderte

Vor ihnen öffnet sich eine gewaltige Tropfsteinhöhle, die schon wenig später als die Cueva de Nerja Weltruhm erlangen soll. Schier unglaubliche Formationen von Stalaktiten und Stalagmiten türmen sich vor den Jungen zu bizarren Formationen empor. Doch sie finden auch noch etwas anderes, das sie panikartig die Flucht ergreifen lässt: menschliche Skelette. Wieder daheim, erzählen sie ihrem Lehrer von ihrem Fund, und nur einige Tage danach kehren sie mit einem Fotografen in die Höhle zurück. Schon wenig später überschlagen sich die Ereignisse.

Die Bilder von der Cueva de Nerja erscheinen zuerst in der Tageszeitung Sur in Malága, und verbreiten sich von dort wie ein Lauffeuer über Publikationen auf der ganzen Welt. In Nerja, bis dahin ein verschlafener Ort, in dem die Menschen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Landwirtschaft und Fischerei verdienen, erkennt man schnell das riesige touristische Potenzial der außerirdisch schönen Höhle. Und so eröffnet sie nur anderthalb Jahre nach dem Fund für Besucher. Der Ansturm lässt nicht lange auf sich warten.

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Die Höhle steht auch im Guinness-Buch

Denn was es in der Cueva de Nerja zu sehen gibt, ist wohl weltweit wirklich einmalig. Auf einer Länge von 4328 Metern liegen in drei Sektoren majestätische Hallen voller teils riesiger Tropfsteine. Ihr Alter wird auf bis zu fünf Millionen Jahre geschätzt, und einer von ihnen steht sogar im Guinness-Buch der Rekorde. Ein mächtiger Trumm vom 32 Metern Umfang und 18 Metern Durchmesser, und doch nur einer der magischen Höhepunkte der Naturgewalt.

Die Folge ist ein nahezu ungezügelter Tourismus, der für die Cueva de Nerja schnell zur Bedrohung wird. Und so sind heute weite Teile der Höhle der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Auch, weil hier sensible und einzigartige Flora und Fauna gedeihen. Doch immer noch kommen laut der offiziellen Webseite der Höhle pro Jahr über 400.000 Menschen, um das Naturwunder mit eigenen Augen zu sehen. Und das muss man auch, denn angesichts dieses Schauspiels wäre wirklich jeder hier geschriebene Superlativ lachhaft.

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Wie ein Paralleluniversum

Cueva de Nerja
Einmalige Aussicht: Vom Balcón de Europa hat man einen spektakulären Blick auf die Küste und das Meer Foto: Getty Images

Ich kann nur sagen, dass sich der Abstieg in die Cueva de Nerja angefühlt hat wie ein Ausflug in eine Traumwelt. Die spärliche Beleuchtung trägt zu der mystischen Atmosphäre bei, in der die gigantischen Felsformationen wirken wie Riesen aus einem Paralleluniversum. Auch wenn es eine fast unmöglich zu bestehende Prüfung ist: Versuchen Sie hier, hauptsächlich mit den eigenen Augen zu sehen, und nicht durch die Kamera. Auch so schon ist es schwer genug zu begreifen, dass die Höhle tatsächlich real ist.

Wer die Cueva de Nerja besuchen möchte, fährt am besten mit dem Linienbus nach Maro, und nimmt von dort einen kurzen Fußweg auf sich. Man kann die etwa sechs Kilometer von Nerja aus auch komplett laufen. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass die Strecke trotz toller Blicke auf das Meer nicht besonders reizvoll ist, zumal sie an einer Schnellstraße verläuft. Eine weitere und weitaus teurere Alternative ist der von Nerja abfahrende Touristenzug, der dafür aber auch an allen wichtigen Hotels der Stadt anhält. Besonders für ältere Besucher mag das eine gute Alternative sein.

Und auch wenn die 15 Euro Eintritt auf den ersten Blick happig erscheinen mögen, können Sie Ihr Geld kaum besser ausgeben. TRAVELBOOK-Geheimtipp: Wer mittags gegen 13 Uhr kommt, umgeht die ganz großen Touristenmassen, denn dann sitzen viele Einheimische zu Tisch. Im Eintrittspreis inbegriffen ist auch das (Montags geschlossene) Museum, in dem man alles über die Cueva de Nerja und ihre Geschichte lernen kann. Auch, woher die menschlichen Knochen kamen, die die fünf Freunde damals fanden. Doch das würde an dieser Stelle zu weit führen.

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Das Beste aus dem Meer und vom Land

Cueva de Nerja
Calahonda ist nur einer der zahlreichen schönen Strände, die Nerja zu einem beliebten Urlaubsort machen Foto: Getty Images

Stattdessen begeben wir uns von der Cueva de Nerja in die Stadt selbst, denn die ist auch an sich sehr sehenswert. Spektakulär an einer mit Stränden gesäumten Steilküste gelegen, ist Narja heute ein Touristenort durch und durch. Aber nicht auf unangenehme Art, denn besonders unter der Woche kann man hier noch relativ „ungestört“ durch die kleinen Sträßchen und Gassen wandeln. Dabei locken neben den obligatorischen Souvenirläden vor allem die kulinarischen Reize von Nerja. Die Stadt an der Küste bietet für jeden Geschmack das Beste und Frischeste aus dem Meer und vom Land.

Freunde von Fisch und Meeresfrüchten haben hier die freie Auswahl. Besonders hoch ist die Qualität im „Puerta del Mar“, wo man sich seinen ganz persönlichen Fang des Tages selbst aus der eisgekühlten Theke wählen kann. Dieser wird dann nach Wunsch vorbereitet und am Tisch filetiert, während man an einem der Tische den Ausblick auf die Küste und das Meer genießt. Dieser wird nur noch besser im „Antica Roma“, das über die wohl spektakulärste Terrasse von Nerja und eine sehr gute Küche verfügt.

Spielzeugladen für Erwachsene

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Ein Pflichtbesuch für Freunde von Schinken, Käse und Wurst ist die „Jamoneria Alcauza“. Bereits seit 1974 bezieht Inhaber Antonio wie schon sein Vater vor ihm die exquisiten Köstlichkeiten von derselben Familie aus Salamanca. Die Region ist besonders für ihren Schinken bekannt und geschätzt. Und so hängen dann auch die ganzen Beine und dicken Würste von der Decke des Ladens, der wie ein Spielzeugladen für kulinarisch begeisterte Erwachsene ist.

Zu empfehlen ist hier die gemischte Tapasplatte. Da haben Sie von allem etwas, und Antonio schneidet es vor Ihren Augen frisch per Hand. Die Geschmäcker, Gerüche und alle anderen Eindrücke sind die gehobenen Preise mehr als wert, und am Ende kann man sich sogar noch etwas mit nach Hause nehmen. Wirklich ein absolutes Muss in Nerja. Ich wollte hier eigentlich nur kurz etwas naschen und bin geblieben, bis der Laden zugesperrt hat.

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Kultur und tolle Ausblicke

Cueva de Nerja
Der Balcón de Europa ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten im Ort Nerja Foto: Getty Images

Und auch in punkto Kultur und Nachtleben bietet der kleine Ort etwas, man muss es nur finden. Einzigartig ist das „El Molino“, eine alte Olivenöl-Presse, die 1963 zur Bar umfunktioniert wurde. Wenn Sie Glück haben, sitzt Eigentümer Fernando selbst an der Flamenco-Gitarre und schmettert mit seiner mächtigen Stimme ein paar melancholische Lieder. Das Interieur erinnert auch deshalb an eine Filmkulisse, weil es tatsächlich mal eine war. Hier wurden in der 1980er-Jahren Teile der in Spanien sehr populären Serie „Verano Azul“ gedreht.

Ein schöner Abschluss ist dann ein Besuch des „Balcón de Europa“, der am Meer gelegenen Promenade von Nerja. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Wellen und die Weite der Welt bis zum Horizont. Größer könnte der Kontrast zur unterirdischen Schönheit der Cueva de Nerja kaum sein, doch genau darin liegt auch der Reiz dieses ganz besonderen Ortes. Und nicht ärgern, wenn zu Hause die Bilder nicht so spektakulär aussehen wie in Ihrer Erinnerung. Denn Sie wissen ja: Man sieht nur mit dem Herzen gut.

Themen Europa Spanien
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