10. März 2022, 6:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auf der Insel Kefalonia findet sich eines der spektakulärsten Naturwunder von Griechenland. Der Melissani-See liegt unterirdisch in einer gewaltigen Höhle und verzaubert Besucher durch sein überirdisch blaues Wasser. Um seine Entstehung rankt sich eine traurige Legende.
Nahe des kleinen Ortes Karavomylos liegt auf der griechischen Insel Kefalonia ein atemberaubendes Naturwunder. Die Rede ist von einem riesigen unterirdischen Höhlensystem, beziehungsweise dem, was sich darin befindet: Nämlich der wahrhaft magische Melissani-See. Heute eine der größten Touristenattraktionen der Insel, war der Ort schon vor tausenden von Jahren eine Kultstätte für die alten Griechen. Und der Legende nach auch der Schauplatz einer tragischen Liebesgeschichte.
Was den Melissani-See vor allem zu einem Besuchermagneten gemacht hat, ist seine einzigartige Lage. Denn die Höhle, in der er sich befindet, hat in ihrer Decke ein gewaltiges Loch. Wenn durch dieses die Sonne in die Höhle strahlt, erhellt sie das Wasser des unterirdischen Sees auf geradezu magische Weise. Es erstrahlt dann in einem fast ätherischen Blau. Laut „Visit Greece“ entstand die Höhle einst dadurch, dass eindringendes Wasser den weichen Kalkstein aushöhlte und zersetzte.
Antiker Götterkult in der Höhle
Erst im Jahr 1951 wurde der Melissani-See von dem einheimischen Höhlenforscher Giannis Petrochilos entdeckt. Wiederentdeckt müsst man wohl sagen, denn der Fund zahlreicher Artefakte legte schnell nahe, dass die Höhle bereits in der Antike eine wichtiger Kultort war. Hier wurde dem Gott Pan gehuldigt, worauf unter anderem eine Tonfigur der Gottheit hindeutet, die heute im archäologischen Museum der Insel-Hauptstadt Argostoli zu sehen ist. Doch es war eine andere Sagengestalt, die dem Melissani-See seinen Namen gab.
Denn der Legende nach soll in seinen wunderschönen Wassern einst die Nymphe Melissani ertrunken sein. Sie stürzte sich demnach vor Verzweiflung in das blaue Wasser, weil Pan ihre Liebe nicht erwidern mochte. Diesem antiken Drama verdankt der Ort auch seinen Beinamen: Die Höhle der Nymphen. Einige weitere Fundstücke, auf denen die Fabelwesen unter anderem beim Tanz abgebildet sind, fand man ebenfalls bei der Erforschung der Höhle.
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Entstanden durch eine Katastrophe
Die Höhle hat es sprichwörtlich in sich, denn der Melissani-See ist nur ein Teil von ihr. Insgesamt ist sie 3,5 Kilometer lang, bis zu 40 Meter breit und 36 Meter hoch. Der Seite „Discover Greece“ zufolge finden sich in ihr auch bis zu 20.000 Jahre alte Tropfsteine und eine im See liegende Insel, auf der man einst die historischen Artefakte entdeckte. Besonders spektakulär ist es für Touristen, die Höhle mit einem Guide per Ruderboot zu entdecken.
Denn je nach Tageszeit und Einfallwinkel des Lichts kann der Melissani-See seine Farben auf spektakuläre Weise wechseln. Dieser Umstand ist Resultat einer Katastrophe. Am 12. August 1953 suchte ein gewaltiges Erdbeben Kefalonia heim, zerstörte fast alle Gebäude auf der Insel. Infolge der Erschütterungen brach auch ein Teil der Decke der Melissani-Höhle ein. Und so erschuf erst die Tragödie einen der heute beliebtesten Orte des Eilandes.
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Am besten genießen lässt sich das Naturwunder in den Monaten Mai bis Oktober, wenn die Höhle täglich ab 9 Uhr morgens geöffnet ist. Anbieter wie „Kefalonia Excursions“ nehmen Touristen mit in die magische Unterwelt. Auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert vom Melissani-See. „Ein sehr schöner Ort, beeindruckendes klares Wasser“, schreibt einer. Ein zweiter meint: „Wenn man schon auf Kefalonia ist, sollte man diese Tour unbedingt machen.“ Es gibt allerdings auch Beschwerden über lange Wartezeiten und die Kürze der Tour. Wer Kefalonias schönstes Naturwunder sehen möchte, der wird das wohl in Kauf nehmen müssen.