5. Januar 2025, 7:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Im Salzburger Land befindet sich nahe dem Ort Werfen eines der größten Naturwunder Europas. Ein Höhlensystem von gewaltigen Ausmaßen, in dem sich innerhalb von mehreren tausend Jahren faszinierende, ganz besondere Formationen gebildet haben. Denn die sogenannte Eisriesenwelt gilt als die größte Eishöhle auf der ganzen Welt. Besucher erwartet hier ein magischer Ausflug.
Etwa 40 Kilometer von der österreichischen Stadt Salzburg entfernt befindet sich nahe der kleinen Marktgemeinde Werfen eines der größten Naturwunder Europas. Ein Ort wie aus einem Märchenbuch, oder vielleicht noch treffender, einem Fantasy-Film. Denn wer die Eisriesenwelt zum ersten Mal betritt, wird seinen Augen nicht trauen.
Übersicht
Wie der Name schon nahe legt, finden sich hier, in einem gewaltigen Höhlensystem, das als das größte seiner Art überhaupt gilt, bizarre Formationen, von der Natur über Jahrtausende aus Eis geschaffen. Bereits seit mehr als 100 Jahren ist es nun einer der größten Besuchermagneten in Österreich.
Laut einer Untersuchung der Universität Innsbruck begann sich das einzigartige Naturschauspiel vor etwa 3000 Jahren zu formieren. Ein Großteil der noch heute bestehenden Gebilde in der Eisriesenwelt formte sich demnach wohl im 13. Jahrhundert während einer Periode, die heute als „Kleine Eiszeit“ bekannt ist. Dennoch war die Höhle im Tennengebirge, die auf einer Höhe von mehr als 1600 Metern liegt, noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts völlig unbekannt. Heute können Besucher entweder vom Tal hinauf wandern, oder sich von der steilsten Seilbahn Österreichs bequem transportieren lassen.
Die größte Eishöhle der Welt
Die Entdeckung und Erschließung der Eisriesenwelt als heutiges Touristenhighlight ist gleich mehreren österreichischen Pionieren zu verdanken. Der offiziellen Seite des Ortes zufolge wurde sie erstmals im Jahr 1879 von dem Salzburger Naturforscher Anton von Posselt-Czorich begangen. Dieser erschloss bei seinem Vorstoß aber gerade einmal 200 Meter des gewaltigen Höhlensystems, von dem heute unglaubliche 42 Kilometer bekannt sind. Die Eisriesenwelt ist damit nicht weniger als die größte begehbare Eishöhle auf der ganzen Welt. Und trotzdem geriet die magische Welt zunächst einmal wieder in Vergessenheit.
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Denn obwohl Posselt über seine Entdeckung 1880 einen Bericht publizierte, dauerte es bis 1912, bis erstmals wieder andere Menschen die Eisriesenwelt betraten. Ab dem 22. September dieses Jahres drangen die Salzburger Forscher Alexander Mörk und Benno Pehany bei mehreren Touren weiter in die Höhle vor. Sie entdeckten und benannten damals, inspiriert von der nordischen Mythologie, diverse der teils riesigen, faszinierenden Eisformationen, die Besucher auch heute noch bestaunen können. Und sie waren es auch, die dieser einzigartigen Schönheit ihren Namen gaben: die Eisriesenwelt.
Seit über 100 Jahren Besucher-Highlight
Tragisch: Während des Ersten Weltkrieges ruhte die weitere Erforschung des Höhlensystems, und beide Pioniere kamen auf dem Schlachtfeld ums Leben. Doch bereits ab 1920 gab es dann hier den ersten zarten Tourismus. Gegen Ende desselben Jahres waren bereits 18 der heute 42 bekannten Kilometer des Höhlensystems erkundet worden. Im ersten Jahr ihres Betriebes zog die Schauhöhle schon 400 Besucher an, die alle den beschwerlichen Aufstieg zu Fuß auf sich nehmen mussten. Erst seit 1955 gibt es auch die Möglichkeit, zur Eisriesenwelt mit der Seilbahn aufzufahren. Heute kommen laut Angaben der offiziellen Website jährlich mehr als 150.000 Besucher.
Schon ab 1924 konnte man den Teil der Eisriesenwelt, in dem sich die einzigartigen Eisgebilde befinden, vollständig auf Stegen begehen. Auf etwa einem Kilometer ist sie heute für Besucher zu besichtigen, eine Tour ist nur mit einem Guide im Zeitraum von Mai-Oktober möglich. Während der 75-minütigen Führung erfahren Gäste alles Wissenswerte zur größten Eishöhle der Welt. Von 1978 bis 2009 ruhte allerdings die Erforschung der Höhle, weil im Zuge ihrer Erschließung auch immer mehr Pseudoforscher kamen, der Ort zusehends vermüllte. Im Sinne des Naturschutzes wurden daher die Expeditionen in die magische Welt auf ein Minimum begrenzt.
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Bedrohung durch den Klimawandel
Mittlerweile ist die Eisriesenwelt aber durch einen anderen Faktor bedroht: den Klimawandel. So sind heute nur noch die ersten 500 Meter der Höhle vereist. Geologische Funde belegen, dass die Eismasse früher viel gewaltiger gewesen sein muss. Aufgrund ihrer Größe und der Höhenlage wird sie aber der Nachwelt wohl vermutlich noch mindestens die kommenden Jahrzehnte erhalten bleiben. Das ist auch dem sogenannten Kamin-Effekt zu verdanken, der in dem Höhlensystem herrscht. Durch dessen weit verzweigten Gänge gelangt durch Unterdruck kalte Luft in die Räume. Das wiederum sorgt für ein Absinken der Temperatur und begünstigt die Bildung von neuem Eis.
2025 öffnet die Eisriesenwelt am 1. Mai wieder für Besucher, und ist bis zum 31. Oktober täglich zugänglich. Führungen finden dann im Zeitraum von 9.30 bis 15.45 Uhr statt. Nicht nur die Höhle ist aber gewaltig, sondern auch die hier verlangten Eintrittspreise: 42 Euro zahlt ein Erwachsener aktuell an der Tageskasse, bei einer Online-Buchung spart man vier Euro. Menschen bis 18 Jahre zahlen immer noch 29 respektive 27 Euro. Immerhin ist in diesem Preis aber die Fahrt mit der Seilbahn bereits enthalten.