6. Januar 2017, 16:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Kaum eine Landschaft in Deutschland beeindruckt so sehr wie das Elbsandsteingebirge mit seinen Tafelbergen, die schon Maler, Komponisten und Könige inspirierten. Ein Ausflug in die Sächsische Schweiz.
Kein Wunder, dass Hans Christian Andersen dieses Felsenreich an der Elbe liebte. Mit den bizarren Gesteinen und geheimnisvollen Schluchten erscheint das Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz als der ideale Ort für einen Märchendichter – so mystisch wie märchenhaft, so fantastisch wie melancholisch.
Andere fanden das Naturwunder südlich von Dresden vor allem romantisch, im ganz klassischen Sinne. Caspar David Friedrich malte hier im Jahr 1818 das wohl berühmteste Gemälde der Deutschen Romantik: „Der Wanderer über dem Nebelmeer“. Und er war bei Weitem nicht der einzige Maler, der die bizarren Felsen auf die Leinwand brachte. Heute verbindet der Malerweg all die Orte, wo die Künstler einst ihre Staffeleien aufstellten, es ist einer der schönsten Wanderwege Deutschlands.
Doch auch andere Künstler ließen sich im Elbsandsteingebirge inspirieren. Richard Wagner für seinen Lohengrin, Carl Maria von Weber für die Wolfsschluchtszene im Freischütz. Und Mary Shelley, Autorin von „Frankenstein“, wanderte hier schon durch den Uttewalder Grund, einem dichten Märchenwald, in dem Felsbrocken fantastische Schluchten und Tore bilden.
Auch das Freeclimbing wurde hier erfunden
Und dann gab es da noch die fünf Turner aus Schandau, dem heutigen Bad Schandau, die sich von den Felsen ihrer Heimat ebenfalls inspirieren ließen: nämlich zu einer gänzlich neuen Sportart. Als es ihnen am 6. März 1864 gelang, den Gipfel des Falkensteins zu bezwingen, hatten sie nicht nur Mut bewiesen, sondern mal eben den Klettersport erfunden – der sich von Sachsen schnell ausbreitete in der ganzen Welt.
Doch nicht genug: Zehn Jahre später bestiegen zwei Steinmetze den Felsen Mönch bei Rathen erstmals ohne Hilfsmittel – woraus sich bis 1910 das Freiklettern entwickelte. Dabei dürfen Seil, Ring und Karabiner lediglich als Sicherung dienen. „Freeclimbing” nannte man diese felsschonende, aber nicht ungefährliche Form des Kletterns in den USA, wo es sich bald großer Beliebtheit erfreute – wie auch in vielen anderen Ländern der Erde.
Bis heute verzichten sächsische Bergsteiger übrigens auf Hilfsmittel für den Aufstieg, wie Klemmkeile aus Metall oder Magnesia. Stattdessen legen sie Schlingen über hervorstehende Zacken, in enge Risse oder um Auswaschungen. Das, so finden sie, fordert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist.
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Die Tafelberge in Sachsen
Als Tafelberg bezeichnet man ein Gipfelplateau, das flach ist wie ein Tisch und fast senkrechte Steilhänge aufweist. Im Elbsandsteingebirge gibt es mehrere Dutzend Tafelberge mit Höhen zwischen 300 und 730 Metern.
Lilienstein: Bereits August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, war fasziniert von dem Tafelberg, den er mit 38 Jahren auch selbst bestieg. Dafür wurden eigens Stufen in den Fels gehauen. Noch heute erinnert ein meterhoher Obelisk an dieses sportliche Ereignis.
Hoher Schneeberg: Er ist mit 723 Metern der höchste Tafelberg des Gebirges und liegt in der Böhmischen Schweiz, etwa sechs Kilometer südöstlich von Rosenthal-Bielatal. Schon 1864 wurde hier ein Aussichtsturm errichtet.
Der Große Zschirnstein: Der 562 Meter hohe Berg liegt vier Kilometer südlich von Reinhardtsdorf-Schöna und ist der höchste Tafelberg der Sächsischen Schweiz.
Zirkelstein: Er ist mit seinen 389 Metern vergleichsweise klein, aber durch seine ebenmäßige Form besonders schön. Vielleicht deswegen hat ist er auch auf Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“ verewigt.
Königstein: Auf seinem Plateau befindet sich die gleichnamige, weit sichtbare Festung, ein eindrucksvolles Ensemble von Bauwerken der Spätgotik, der Renaissance, des Barock und des 19. Jahrhunderts.
Pfaffenstein: Er wird auch „Sächsische Schweiz im Kleinen“ genannt und ist bekannt für seine Felsnadel „Barbarine“. Hier wurde schon in der Steinzeit gesiedelt.