29. August 2023, 13:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer in der Schweizer Stadt Genf auf der Brücke Pointe de La Jonction steht, kann Zeuge eines spektakulären Naturphänomens werden. Denn an diesem Punkt fließen mit der Arve und der Rhone zwei Flüsse ineinander. Besonders ist daran vor allem, dass das Wasser hier auf einer kurzen Fließstrecke unterschiedliche Farben aufweist. TRAVELBOOK fragte einen Experten, was dahintersteckt.
In der Schweizer Stadt Genf kann man ein spektakuläres Naturschauspiel beobachten. Besser gesagt: ein Farbspiel. Dieses ist so berühmt, dass der betreffende Stadtteil mit „La Jonction“ (auf Deutsch: „der Zusammenfluss“) danach benannt ist. Hier fließt die Arve in die Rhone und während das geschieht, hat das Wasser unterschiedliche Farben. Doch was genau steckt dahinter?
So kommt es zu dem Farbspiel der beiden Flüsse in Genf
„Die Rhone fließt aus dem Genfer See und führt daher klares, leicht grünliches Seewasser.“ Das erklärt Dr. Martin Pusch vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei auf TRAVELBOOK-Anfrage. „Ihr Wasser ist sehr sauber, weil sie nur wenige Schwebealgen aus dem See mit sich führt.“ Das Wasser der Arve hingegen sei trüb, weil diese als typischer Gebirgsfluss zahlreiche mineralische Schwebstoffe auf ihrer Reise nach Genf mitnimmt. Insbesondere bei Schneeschmelze oder Regen in ihrem Einzugsgebiet, das sich in Richtung des Mont Blanc erstreckt. Hierbei handele es sich um Gestein, das durch das Wasser langsam zerrieben werde, bis schließlich nur feiner Sand übrig ist. Dieser wird aufgewirbelt und färbt das Wasser der Arve dann braun. Doch warum sieht es beim Zusammentreffen der beiden Flüsse so wie oben in dem Foto aus?
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„Wenn die beiden Flüsse aufeinandertreffen, mischen sie sich nicht sofort“, sagt Pusch. „Vielmehr entsteht eine scharfe Trennlinie zwischen den beiden Wasserkörpern, die auch daher rührt, dass die beiden Flüsse unterschiedlich schnell fließen.“ Der Hauptgrund aber sei die Bewegung des Wassers an sich. „Es fließt niemals einfach geradeaus, sondern vielmehr in Wirbeln und Spiralen. Diese sind normalerweise unsichtbar. Aber dadurch, dass sich hier in Genf die beiden Flüsse mit unterschiedlichen Wasserfarben vereinen, werden diese Verwirbelungen sichtbar.“
Beliebter Ort bei Einheimischen
Der Fotograf András Barta, dem das obige Bild des Zusammenflusses von Rhone und Arve gelang, lebt selbst in Genf. „Es ist ein schöner und ruhiger Ort“, sagt er TRAVELBOOK. Doch nicht immer: Sobald im Frühling die ersten Sonnenstrahlen erscheinen, erwachte gerade die linke Flussseite zum Leben. Da hier auch gerne gebadet wird, fänden sich dann stets viele Leute. Auch, um das Schauspiel zu beobachten, wie sich hier die beiden Flüsse vereinen. „Es gibt eine Bar und die Stadt hat sogar öffentliche Duschen aufgestellt.“
Laut Barta sieht das Naturphänomen zudem nie gleich aus. „An manchen Tagen erkennt man eine klare Trennlinie zwischen den beiden Flüssen. Manchmal ist das Wasser aber auch ein einziges wirbelndes Chaos.“
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Kein einmaliges Phänomen
Das Naturphänomen von Genf ist dabei laut Experte Pusch zwar einmalig schön, aber keineswegs einzigartig. „Das berühmteste Beispiel weltweit ist wohl der Zusammenfluss des Rio Solimões mit dem Rio Negro in Manaus, Brasilien. Diese beiden vereinigen sich zum Amazonas, und auch hier kann man eine unterschiedliche Färbung des Wassers beobachten.“ In Deutschland ist ein solches Farbspiel Pusch zufolge oft in Koblenz am Rhein (Zufluss: Mosel) und Passau an der Donau (Zuflüsse Inn und Ilz) zu bewundern, insbesondere wenn die Zuflüsse Hochwasser führen.