1. Februar 2021, 11:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie ist so gewaltig, dass sie erst vom Weltraum aus entdeckt wurde, die mysteriöse Gesteinsformation, die mitten in der Wüste von Mauretanien liegt. Wie sie genau entstand, ist noch nicht eindeutig geklärt – und im Netz kursiert sogar die Theorie, dass sich hier einst Atlantis befunden habe.
Es war im Juni 1965, als die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA ihre Astronauten James McDivitt und Ed White mit der „Gemini IV”-Mission für fünf Tage in den Weltraum schickte — ein Flug, der weltweit für Aufsehen sorgte. Denn White ging in die Geschichtsbücher ein als der zweite Mensch, nach dem sowjetischen Kosmonauten Alexei Archipowitsch Leonow, der jemals seine Raumkapsel verließ und sich frei schwebend im All bewegte. „Gemini IV“ hatte aber auch die Mission, mit einer Kamera Strukturen auf der Erde aufzunehmen. Und was dabei entdeckt wurde, gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf.
Wie die Seite „Business Insider“ berichtet, hatten die Astronauten explizite Anweisung, auf der Erdoberfläche nach sichtbaren Einschlägen von Meteoriten zu suchen. Durch deren Untersuchung erhoffte man sich Daten über die Geschichte unseres Planeten sowie eine Möglichkeit, zukünftige Einschläge präziser berechnen zu können. Doch niemand hatte wohl damit gerechnet, was die Crew schließlich über der Wüste von Mauretanien fotografierte. Eine riesige kreisförmige Anordnung, die „Guelb er Richat“ getauft wurde und bald auch bekannt wurde als Richat Structure bzw. Richart Struktur. Eindrucksvoll ist aber vor allem ihr Beiname: das Auge der Sahara.
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Guelb er Richat ist 100 Millionen Jahre alt
Tatsächlich erinnert Guelb er Richat von oben betrachtet an das Auge eines Wirbelsturmes oder ein überdimensionales Schneckenhaus, aber es handelt sich dabei laut der von der NASA betriebenen Seite „Earth Observatory“ um eine Art Krater mit einem Durchmesser von 45 Kilometern, der mehrere steinerne Ringe aufweist. Seine schiere Größe erklärt auch, warum die Struktur nicht schon vorher entdeckt worden war: Ähnlich wie die berühmten Nazca-Linien von Peru ist sie einfach zu groß, um sie von der Erde aus als Ganzes wahrnehmen zu können.
Die Guelb er Richat ist laut „Business Insider“ vermutlich etwa 100 Millionen Jahre alt. In einem Bruchteil dieser Zeit entstanden nach ihrer Entdeckung teilweise wirklich wilde Theorien um ihre Entstehung. Die fantasievollste ist wohl, dass sich hier einst die sagenumwobene Stadt Atlantis befunden haben könnte. 2018 machte ein Youtuber mit genau dieser Behauptung auf sich aufmerksam, Zeitungen wie der britische „Daily Star“ berichteten. Demnach stimme der Durchmesser von Guelb er Richat genau mit jenem von Atlantis überein, den der Philosoph Platon in einer Abhandlung über die Stadt beschrieben habe.
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Wie entstand das Auge der Sahara wirklich?
Aber auch die zunächst vorherrschende Theorie der Wissenschaft, es handele bei der Richat Structure um den Einschlag-Krater eines Meteoriten, stimmt wohl nicht. Vielmehr entwickelten laut „Business Insider“ zwei kanadische Geologen eine andere Hypothese: Das Auge der Sahara soll entstanden sein, als vor etwa 180 Millionen Jahren der Superkontinent Pangea auseinanderbrach und daraufhin die heutigen Erdteile Afrika und Südamerika begannen, auseinander zu driften.
Dabei drängte geschmolzenes Gestein in Richtung Erdoberfläche, erkaltete aber bereits vor dem Austritt, und im Laufe der Zeit lagerten sich mehrere Schichten dieses Gesteins übereinander ab, wobei sich mutmaßlich die charakteristische, ringförmige Struktur gebildet habe. Die Ringe selbst bestehen je nach der Zeit ihrer Entstehung aus unterschiedlichen Mineralien und sind durch Wind und Erosion bereits unterschiedlich stark verwittert.
Guelb er Richat befindet sich unweit der mauretanischen Stadt Ouadane, die heute den Status eines UNESCO-Welterbes genießt. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ kann man dorthin Touren buchen. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass die Sahara einer der heißesten Orte der Welt ist, und man die Gesteinsformation vom Boden aus gar nicht in voller Größe wahrnehmen kann. Und mal ehrlich: Allein die Bilder dieser Naturgewalt sind schon spektakulär genug.