18. Dezember 2018, 11:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im Wüstenstaat Bahrain steht ein Baum, der Wissenschaftlern Rätsel aufgibt – obwohl es in der Gegend nirgendwo Wasser gibt, überlebt er hier seit hunderten von Jahren. Manche vermuten hinter dem Phänomen sogar ein biblisches Wunder.
Mitten in der Wüste des kleinen Golfstaates Bahrain liegt ein Naturwunder, das für manche sogar biblische Ausmaße erreicht: Der Schadscharat al-Haya, der „Baum des Lebens“ – ein Mesquite-Baum, der hier als weit und breit einzige Pflanze seine Äste zehn Meter hoch in den Himmel streckt. Biblisch ist auch sein geschätztes Alter, das bei etwa 400 Jahren liegen soll. Doch der Mythos um diesen Baum ist viel größer…
Laut „Welt“ vermuten zahlreiche Gläubige in Bahrain den biblischen Garten Eden, und so sehen sie den Schadscharat al-Haya als Beleg dafür, dass dieser sich einst tatsächlich hier befand. Fakt ist: Schon im jahrtausendealten babylonischen Schöpfungsepos, dem „Gilgamesch“, wird Bahrain, hier Dilmun genannt, als Wohnort der Götter Enki und Ninhursag bezeichnet – der Gott des Süßwassers und die Göttin der Erde, wie „Lonely Planet“ berichtet.
Ein lebendes Rätsel
Der Baum ist deswegen ein so großes Rätsel, da niemand weiß, woher er sein Wasser bezieht – die Süßwasserquellen, die Bahrain/Dilmun vor mehr als 4000 Jahren zu einer blühenden Hochkultur machten, sind längst versiegt. Die Gegend, in der er steht, symbolisiert heute vor allem den biblischen Reichtum, zu dem der Bahrain ab 1932 dank seiner Erdölförderung gelangte. Hier verlaufen heute Öl- und Gas-Pipelines.
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Woher bezieht dieser mystische Baum des Lebens also das Wasser, um zu wachsen und weiter zu existieren? Auf TRAVELBOOK-Nachfrage mutmaßt eine Sprecherin des Botanischen Gartens in Berlin: „Ein Baum sorgt ja auch für ein gewisses Mikroklima. Luftfeuchtigkeit kann an den Blättern hängen bleiben und dort zu Wasser kondensieren.“ Eine andere Erklärung könnten die Wurzeln des Baumes sein, die der Legende nach besonders tief reichen. Und tatsächlich gibt es mit dem „Arbre de Ténéré“ ein ähnliches Beispiel eines extrem tief wurzelnden Baumes, der mitten in der Sahara-Wüste im Niger stand, bis er im Jahr 1973 tot aufgefunden wurde – entweder umgefahren von einem betrunkenen Lastwagenfahrer oder von einem Sturm entwurzelt.
Der letzte Überlebende
Das französische Militär versuchte demnach bereits 1939 durch den Bau eines Brunnens dem Geheimnis des einsamen Baumes sprichwörtlich auf den Grund zu gehen und stieß erst nach neun Monaten Grabungen in einer Tiefe von 35 Metern auf Wasser und Wurzeln, die tatsächlich bis dorthin vorgedrungen waren. Ihre Erklärung: Der„Arbre de Ténéré“ sei der letzte Überlebende einer einst blühenden Oase – vielleicht teilt auch der „Baum des Lebens“ im Bahrain dieses Schicksal.
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Die endgültige Antwort wird wohl im Dunkeln bleiben, doch wahrscheinlich gerade deshalb zieht der Baum immer mehr Besucher an und ist bereits zu einem Highlight in Bahrain auf Seiten wie Tripadvisor und Instagram geworden.