26. Juli 2023, 17:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In der kanadischen Provinz Ontario liegt eine einzigartige, bizarre Landschaft. Die Cheltenham Badlands sind eine über 400 Millionen Jahre alte Gesteinsformation, und gelten heute als wichtiges Naturerbe des Landes. Dabei ist es eigentlich nur einem Versehen zu verdanken, dass sie überhaupt in dieser Form existieren.
Überall auf der ganzen Welt lässt sich teils auf tragische Weise beobachten, wie sich das Eingreifen des Menschen auf unsere Natur auswirkt. Wohl nur in den seltensten Fällen passiert es, dass durch den Menschen ein einzigartiges Biotop überhaupt erst erschaffen wird. Noch viel weniger wahrscheinlich ist das, insofern es quasi ungewollt passiert. Daher müssen die Cheltenham Badlands in der kanadischen Provinz Ontario wohl als einmaliger Glücksfall gelten.
Denn eigentlich würden die Menschen, die heute leben, diese einzigartige Gesteinsformation wohl niemals zu Gesicht bekommen. Einst der Boden eines Ur-Meeres, lagen die Cheltenham Badlands seit Urzeiten unter sie überlagernden Erdschichten sprichwörtlich begraben. Laut Schätzungen des Ontario Heritage Trust, der den Ort heute verwaltet, ist die rostrot gefärbte Hügellandschaft bereits etwa 450 Millionen Jahre alt. Heute gilt sie auch als wichtiges Naturerbe, und hat sich ob ihrer Schönheit zu einem Touristenmagneten entwickelt.
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Eingriff mit ungeahnten Folgen
Dabei hätte es die Cheltenham Badlands in ihrer heutigen Form vermutlich nie gegeben, wären nicht europäische Siedler in die Gegend gekommen. Ursprünglich siedelten die Ureinwohner Kanadas auf dem heute 36 Hektar großen Gebiet. Sie jagten und fischten hier und betrieben höchstens eine minimalinvasive Form der Landwirtschaft. Ganz anders die Siedler, die ab 1850 in der Gegend ankamen. Sie versuchten, das Land nach ihren Ansprüchen umzugestalten – mit ungeahnten Folgen.
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Denn um hier Gemüse und Obst anbauen zu können und das Vieh weiden zu lassen, rodete man die Landschaft großflächig. Dies öffnete einer rapiden Erosion des ohnehin sehr flachen Oberbodens Tür und Tor, und so kam darunter langsam das Gestein der Cheltenham Badlands zum Vorschein. Regen, Schneeschmelze und Tauwetter beschleunigten den Prozess wiederum, und legten so im Laufe der Jahre immer mehr von dem nackten Felsen frei.
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Betreten verboten
Spätestens ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Fläche völlig frei, so dass Wind und Wetter sie weiter zu der einmaligen Hügellandschaft formen konnten, die heute die Cheltenham Badlands sind. Dabei bestehen nur 20 Prozent des Gebietes aus vegetationslosem Ödland, denn auch alte sowie nachwachsende Wälder und Sumpfgebiete findet man hier. Im Jahre 2002 erwarb der Ontario Heritage Trust das Gelände und verwaltet es seitdem.
Um weitere unnötige Erosion zu vermeiden, ist das Betreten der Gesteinsformation heute untersagt. Besucher können das Gebiet auf designierten Gehsteigen erkunden. Laut der Seite Credit Valley Conservation gibt es hier heute drei verschiedene, kurze Wanderwege. Auf ihnen kann man sich ein Stück der Cheltenham Badlands „erwandern“. Informationstafeln entlang des Weges geben Aufschluss über die Geschichte des Ortes. So zum Beispiel, dass die rostrote Farbe der Felsen von Eisenoxid verursacht wird. Die grünen Streifen auf dem Gestein wiederum entstanden durch das Einsickern von Grundwasser.
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Die Cheltenham Badlands sind das ganze Jahr von 8 bis 21 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt für einen Erwachsenen kostet aktuell 11,30 kanadische Dollar, das sind umgerechnet gut 8,50 Euro. Heute ist das Gebiet auch deshalb von solcher Bedeutung für die Natur, weil hier diverse seltene Pflanzenarten gedeihen können. Wer möchte, kann die Betreiber des Naturparks auch mit einer individuellen Spende unterstützen. Denn die Cheltenham Badlands mögen zwar durch ein menschliches Versehen entstanden sein. Zu ihrer Erhaltung aber kann jeder ganz bewusst beitragen.