19. September 2020, 7:18 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Landschaft der Eifel wurde einst durch Vulkanausbrüche geprägt – und ist heute verblüffend vielseitig und schön. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann hat die Gegend eine Woche lang bereist und sagt, was Sie hier sehen sollten.
Spiegelglatt liegt der Laacher See in der Ebene, umgeben von den sanften, bewaldeten Hügeln der Eifel, in der Ferne ragen die vielen Türme des Klosters Maria Laach in den blauen Himmel, im Wald ab und zu das Zwitschern eines Vogels, ansonsten herrliche Ruhe. Wer genau hinsieht, der entdeckt sie, die Wasserbläschen, die an vielen Stellen am Ufer aufsteigen. Doch wohl nur die Wenigsten wissen, dass sie von einer Geschichte erzählen, die sich hier vor 12.900 Jahren zugetragen hat – von der Geschichte eines gewaltigen Vulkanausbruchs.
Es war nicht irgendein Ausbruch, sondern die zerstörerischste Eruption in Mitteleuropa der vergangenen 200.000 Jahre, die sich hier einst ereignete, als der Vulkan, der auch heute noch unter dem Laacher See schlummert, mit katastrophaler Gewalt ausbrach: 40 Kilometer hoch stieg die Aschewolke, erreichte sogar das heutige Schweden und Italien, bedeckte alles in ihrem Umfeld mit einer tödlichen, bis zu 50 Meter hohen Ascheschicht — und formte dabei gleichzeitig die Region mit, die wir als Vulkaneifel kennen.
Der Vulkan unter dem Laacher See schläft nur
Heute, da vom Laacher Seevulkan allenfalls eine diffuse Gefahr ausgeht und auch die anderen Feuerschlote in der Region längst erloschen sind, ist die Gegend um den kleinen Ort Mendig eines der vielseitigsten und schönsten Wanderreviere Deutschlands: Die Landschaft ist geprägt von vielen baumbestandenen Höhenzügen und Wäldern, genauso aber von sanften Ebenen und verschlafenen Dörfern und natürlich den vielen Maaren, Seen also, die sich in den Kratern erloschener Vulkane gebildet haben.
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Am besten beginnt man seinen Besuch mit einer Rundwanderung um den Laacher See, an dessen Ufern immer wieder Informationstafeln Aufschluss über dessen Geschichte geben — und auch über die eingangs erwähnten Wasserbläschen, genannt Mofetten: Hier steigt tatsächlich noch unterirdisches Gas an die Oberfläche, das aus dem Vulkan unter dem See emporkommt. Gut gekennzeichnete Wanderwege führen einmal um den See wie auch zu anderen Wanderzielen in der Nähe.
Gute Aussichten vom Lydiaturm
Ein erstes Highlight ist die Benediktiner-Abtei Maria Laach, die hier seit fast 1000 Jahren steht und für Besucher in Teilen zugänglich ist. Der absolute Besuchermagnet der Region, wo von selbstgebranntem Schnaps über Bibel-Lektüre bis hin zu Schutzengel-Anhängern und Kakteen wirklich alles verkauft wird, was man sich vorstellen kann. Besonders beliebt scheint das Klosterbier zu sein, man sieht auf jeden Fall zahlreiche Gäste die sündhaft teuren Sechserpacks mitnehmen. Wer vielleicht doch etwas anderes einkaufen möchte, findet sicherlich im Hofladen der Abtei etwas, wo ausgewählte und wiederum mitunter sehr teure Bio-Produkte aus der Region verkauft werden.
Einen schönen Überblick über den See und auch die gesamte umliegende Region bekommt man vom Lydiaturm aus, der hoch in den Wäldern thront und über einen vom Rundweg abzweigenden Wanderpfad erreichbar ist. An dieser Stelle steht er bereits seit 1896, wurde aber 1986 um sieben Meter erhöht, da ihn die umgebenden Bäume damals bereits an Höhe übertrafen. Von hier aus ist es dann nur noch ein kleines Stück bis zum Gipfel Veitskopf, oder aber zum Restaurant „Waldfrieden”, wo man sich zu fairen Preisen stärken kann.
Eine versteinerte Wand aus Asche am Laacher See
Nicht mehr weit ist es dann in den kleinen Eifel-Ort Wassenach, wo man das Erbe der Vulkanzeit wunderbar sehen kann, denn viele Häuser hier sind aus dem robusten Basaltgestein gebaut, dass die Schlote einst ausspuckten. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Kirche des Ortes. Wer ein kleines Souvenir mit nach Hause nehmen will, der wird eventuell im Atelier „Unartig” der Künstlerin Beate Reuter fündig, oder aber im wiederum sehr gut sortierten Dorfmarkt, der seinerseits auf regionale Spezialitäten setzt.
Ein weiteres beeindruckendes Zeugnis des Vulkanausbruchs am Laacher See ist die sogenannte Wingertsbergwand, wo man noch heute in versteinerter Form die 40 Meter hohe Ascheschicht sehen kann, die sich dereinst todbringend über die Landschaft legte. Nirgendwo aber wird die Geschichte so umfangreich erklärt und verständlich nachvollziehbar wie im „Lavadome” in dem kleinen Ort Mendig. In Experimenten und auf Schautafeln lernt man hier sowohl etwas über die Erdgeschichte an sich als auch über die der Vulkane, und wie sie die Region prägten. In einem verblüffend echt wirkenden „Nachrichten-Special” kann man sich zudem anschauen, was wohl passieren würde, wenn der Laacher Seevulkan irgendwann wieder ausbräche — was geologisch betrachtet tatsächlich nicht ausgeschlossen ist.
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Einst die höchste Brauerei-Dichte Deutschlands
Highlight des Besuchs ist zweifellos der Abstieg in den unterirdischen Lavakeller, den einst Bergleute beim Graben nach Basalt in den Fels gehauen haben – insgesamt eine Fläche so groß wie 80 Fußballfelder, wie uns der Guide bei unserem Besuch erklärte. Hier leben Fledermäuse, und wer möchte und sich nicht an der nass-kalten Atmosphäre stört, kann hier unten sogar heiraten. Skurril: Einst das deutsche Zentrum für Basalt-Abbau, war Mendig eine Weile lang nicht weniger als der Ort mit der höchsten Brauerei-Dichte im ganzen Land, denn die Kumpel waren nach der Arbeit durstig. Übrig davon blieb eine einzige, die „Vulkan Brauerei”.
Wer in der Gegend eine gute und sehr günstige Unterkunft sucht, ist mit dem „Naturfreundehaus Laacher See” gut beraten, in dem man je nach Bedarf auch gleich Halb- oder Vollpension mit dazu bestellen kann — das Haus ist eher eine Jugendherberge und bietet keinerlei Luxus, aber dafür einen sehr guten Startpunkt für alle Touren in der Region.
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Bahnen, Burgen und Berghöhlen
Ein schönes Erlebnis ist auch die knapp 18 Kilometer lange Fahrt mit der Brohltal-Eisenbahn, dem sogenannten „Vulkan-Express”, der Brohl am Rhein mit Orten in der Eifel wie Engeln verbindet. Die Züge verkehren das ganze Jahr über, an ausgewählten Tagen fährt sogar eine historische Dampf-Lokomotive. Spannend ist für Familien sicher ein Besuch der Burg Ohlbrück, die auf einem 460 Meter hohen Berg thront und von deren Turm aus man einen tollen Weitblick ins Land hat.
Beeindruckend sind in der Gegend um den kleinen Ort Burgbrohl auch die begehbaren Trass-Höhlen, in denen schon die Römer das weiche Gestein abbauten, aus dem sie mit Kalk vermischt eine Art Mörtel herstellten — auch der Trass ist übrigens ein „Produkt”, das durch den Ausbruch des Laacher Seevulkans entstand. Und wer schon einmal in der Gegend um Mendig ist, hat es von dort auch nicht mehr weit bis nach Andernach, wo der größte Kaltwasser-Geysir der Welt steht. Aber auch ohne einen Besuch dort ist die Eifel rekordverdächtig schön.