17. Februar 2021, 6:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eines der größten Heiligtümer der Ureinwohner von Amerika trägt heute offiziell einen Namen, der vermutlich nur aufgrund eines Übersetzungsfehlers zustande kam – und durch den sich die Indigenen beleidigt fühlen. TRAVELBOOK erzählt die Geschichte des Berges Mato Tipila, der heute bekannt ist als Devil’s Tower.
Im Nordosten des US-Bundesstaates Wyoming erhebt sich am Rand der Bear Lodge Mountains ein skurriler Berg. Einsam steht er in der Prärie, ragt 265 Meter hoch in den Himmel, eine sprichwörtliche Naturerscheinung. Es fällt leicht zu verstehen, warum der Devil’s Tower auch heute noch zahlreichen indigenen Völkern der USA als heiliger Ort gilt. Die Ureinwohner nennen ihn Mato Tipila, was übersetzt so viel bedeutet wie „Haus des Bären”.
Heute ist der Berg, den Präsident Theodore Roosevelt 1906 zum ersten National-Denkmal der USA erklärte, allerdings nicht unter Mato Tipila bekannt, wie die amerikanische Nationalpark-Verwaltung auf ihrer Webseite erklärt. Er wird offiziell, zum Beispiel auf Landkarten, Devil’s Tower genannt, also der Turm des Teufels. Um diese Bezeichnung gibt es bereits seit langem Streit, denn die Indigenen finden sie für eines ihrer größten Heiligtümer verletzend.
Übersetzungsfehler oder Absicht?
Zumal Devil’s Tower wohl durch einen Übersetzungsfehler zustande kam, wie auf der Nationalpark-Webseite nachzulesen ist. Demnach unternahm der Armee-Angehörige Colonel Richard Irving Dodge 1875 eine geologische Expedition zu dem Berg, da in der Gegend angeblich Gold gefunden worden war. Seine Truppe untersuchte auch den Mato Tipila. Sie übersetzten seine Bedeutung statt mit „Haus des Bären” jedoch fälschlicherweise mit „Haus des bösen Gottes”. Daraus wurde dann bald schon der Name Devil’s Tower. Denn Dogde schrieb nach seiner Rückkehr ein überaus erfolgreiches Buch über die Expedition, in dem er den falschen Begriff verwendete. Es gibt allerdings auch Stimmen, die behaupten, Dogde habe den Namen absichtlich verändert.
Dafür spricht, dass bis 1901 auf offiziellen Karten für den Berg der Name „Bear Lodge”, also „Haus des Bären”, verwendet wurde. Doch spätestens mit der Ernennung zum National-Monument verschwand diese Bezeichnung. Ein Umstand, gegen den zahlreiche indigene Stämme, denen der Berg heilig ist, stets protestiert haben. Die Webseite „Indianz”, die Nachrichten mit Bezug auf die indigene Bevölkerung Amerikas veröffentlicht, berichtet unter anderem von einem 2015 offiziell gestellten Antrag der Ureinwohner, den Berg wieder in Mato Tipila umzubenennen.
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Mato Tipila – noch immer ein heiliger Ort
Dieser fiel noch in die Amtszeit von Ex-US-Präsident Barack Obama. Er hatte auch verfügt, der Mount McKinley in Alaska (USA), Nordamerikas höchster Berg, solle fortan wieder offiziell Denali genannt werden. Der Name, den er einst von den Ureinwohnern bekam. Jedoch unternahmen weder Obama noch sein Nachfolger Donald Trump Bestrebungen, dem Antrag in Bezug auf den Mato Tipila oder Devil’s Tower stattzugeben, was viele Indigene enttäuschte. Denn noch heute ist der Ort Schauplatz für zahlreiche heilige Zeremonien, die sie dort seit Urzeiten abhalten.
Aus deren Glauben erklärt sich auch, wie der Name Mato Tipila entstanden sein soll. So ist eine Legende überliefert, die die verschiedenen Stämme leicht abgewandelt erzählen, wie auf der Webseite der dem Berg nahen Stadt Rapid City nachzulesen ist. Demnach glauben beispielsweise die Sioux, dass eines Tages zwei Jungen von einem riesigen Bären (Mato) verfolgt wurden. Sie knieten nieder und flehten den Großen Geist an, sie zu retten. Daraufhin schoss der Berg mit ihnen darauf in die Höhe, der heute Mato Tipila genannt wird. Unfähig, sie zu erreichen, kratzte der wütende Bär mit seinen gewaltigen Krallen Risse bzw. Spalten in den Berg, die heute sein Äußeres kennzeichnen.
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Devil’s Tower – ein Berg als Hollywood-Star
In der Folklore der Kiowa verfolgte der Bär sieben Schwestern, die vor ihm gerettet wurden, als der Berg dank ihres Gebetes in die Höhe schoss. Die Mädchen stiegen in den Himmel auf, wo sie sich in das Sternbild der Plejaden verwandelten. Das kann man heute im Herbst nachts über dem Berg beobachten. Es gibt noch weitere Abwandlungen der Legende, doch in ihnen allen spielt ein großer Bär eine wichtige Rolle, so dass die Ureinwohner den Namen Mato Tipila prägten.
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Die amerikanische Nationalpark-Verwaltung liefert zur Entstehung des Berges gleich mehrere mögliche Erklärungen. Dort steht: Der Berg entstand vor 50-60 Millionen Jahren, lag aber zunächst mehrere Kilometer unter der Erdoberfläche, wo er sich aus erkalteter Magma gebildet hatte. Vor fünf bis zehn Millionen Jahren schließlich wurde er langsam durch die Erosionskräfte von Wasser und später auch Wind freigelegt, ein Prozess, der bis heute andauert.
Der Berg wächst und erodiert also quasi noch immer, wovon riesige Halden von Geröll an seinem Fuß zeugen, die einst Teil seiner Gesteinsmasse waren. Vom Mato Tipila geht eine derartige Faszination aus, dass er sogar zum Filmstar wurde: 1977 wählte Star-Regisseur Steven Spielberg ihn als Landeplatz seiner Außerirdischen in dem Film „Unheimliche Begegnung der Dritten Art”. Joe Alves, der damals die Location für Spielberg sichtete, sagte der Seite „Travel Wyoming”: „Ich hatte das Glück, an vielen Filmen zu arbeiten, und zahlreiche Locations dafür auszusuchen. Ich glaube nicht, dass es einen vergleichbaren Ort wie diesen Berg gibt.”