2. Juli 2020, 16:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Als Rudyard Kipling den Milford Sound in Neuseeland zum ersten Mal sah, war der Schriftsteller so beeindruckt, dass er den spektakulären Fjord als achtes Weltwunder bezeichnete. Und die meisten der unzähligen Touristen, die die wichtigste Touristenattraktion des Fjordland-Nationalparks auf der Südinsel besuchen, würden ihm sofort beipflichten.
Obgleich in einer der regenreichsten Gegenden der Erde gelegen, zählt der Milford Sound mit seinen majestätischen Landschaften und mehr als 100.000 Jahre alten Formationen zu den schönsten und spektakulärsten Flecken auf unserer Erde: Unberührte Regenwälder klammern sich an steile, bis zu 1000 Meter hohe Felswände und Wasserfälle stürzen Hunderte von Metern tief ins Meer.
Zum Milford Sound gelangt man über zwei Wege: von Queenstown (Dauer: fünf Autostunden) oder von Te Anau aus. Die zweite Strecke ist kürzer, aber man sollte sie aus einem anderen Grund wählen: In Te Anau beginnt die 119 Kilometer lange Milford Road, die durch eine atemberaubende, zerklüftete Landschaft führt.
Es geht vorbei an mehreren Seen (etwa dem Mirror Lake), an einem Zauberwald mit Moosen und Farnen, durch einen Tunnel und in eine Schlucht. Schnell fahren kann man nicht auf der Milford Road, aber wer will das schon bei dieser Aussicht? Im neuseeländischen Winter ist die Straße manchmal nicht passierbar. In dieser Zeit sollte man sicherheitshalber vorher im Besucherzentrum nachfragen.
Die langsame Fahrt ist eine gute Vorbereitung auf das, was Besucher am Milford Sound erwartet. Eine Bootstour auf dem Fjord zum Beispiel, bei der man direkt neben den Felswänden entlang fährt und eine Ahnung davon bekommt, wie hoch die Gipfel sind.
Bootstouren auf dem Fjord
Der sogenannte „Encounter Nature Cruise“ im Milford Sound dauert 2 Stunden und 15 Minuten. Vom Boot aus kann man Delfine und Pinguine beobachten und natürlich die Landschaft mit den steilen Felsen und moosbedeckten Bergen sehen. Tickets kosten ab 95 Neuseeland-Dollar für Erwachsene. Außerdem gibt es etwas kürzere „Scenic Cruises“ mit der „Pride of Milford“, einem Katamaran mit großen Fenstern und Aussichtsdeck (Preise ab 55 Dollar).
Wandern auf dem Milford Track
Noch intensiver lernt man den Milford Sound kennen, wenn man ihn mit Wanderstiefeln erkundet. Der bekannteste Wanderweg ist der Milford Track, der in etwa vier Tagen bewältigt wird. Zwischen Oktober und April ist die Strecke allerdings oft so nachgefragt, dass die Parkverwaltung die Zahl der Wanderer einschränkt. Maximal 90 Menschen dürfen sich pro Tag auf den Weg machen (50 in geführten Touren und 40 Individualwanderer).
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Der Milford Track ist einer der Great Walks, der bedeutendsten Wanderwege in Neuseeland. 53,5 Kilometer lang ist die Strecke, und wer jetzt meint, dafür brauche er nicht vier Tage, der sollte seinen Ehrgeiz bremsen, denn die Tour ist wirklich sehr anspruchsvoll und anstrengend. Unterwegs gibt es sechs Übernachtungshütten, jede davon darf nur für eine Nacht genutzt werden. Die Ausstattung mit Gaskochern, Holzofen und Stockbetten ist einfach. Unterwegs muss man Pässe überqueren, Hängebrücken bewältigen und Wasserfälle passieren. Ziel des Wanderweges ist der Sandfly Point, der nach den Insekten benannt ist, die dort in großer Zahl unterwegs sind. Zurück zum Startpunkt der Tour kommt man per Boot durch den Milford Sound.
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Milford Sound entdecken – per Kajak und unter Wasser
Eine wunderbare Art, den Milford Sound zu erkunden, sind außerdem Kajak-Touren. Die kann man in Verbindung mit den Bootstouren buchen. Man fährt in Doppel- oder Einzel-Kajaks, das notwendige Equipment wird gestellt, und ein erfahrener Kajak- und Natur-Guide ist dabei. Mit den kleinen Booten bekommt man eine gute Sicht auf den Pembroke-Gletscher. Zum Paket gehört auch ein Besuch im Unterwasser-Observatorium in der Ortschaft Milford, wo man durch Glasscheiben die Welt unterhalb der Wasseroberfläche bestaunen und schwarze Korallen und elfbeinige Seesterne entdecken kann. Außerdem werden Filme über die Milford Road gezeigt. Das Zentrum schwimmt auf dem Wasser im Piopiotahi Marine Reserve, und das, was man sieht, ist kein Aquarium, sondern das wahre Leben – denn die Fische sind nicht eingesperrt.
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Milford Sound – Infos
„Lage: im Westen der Südinsel Neuseelands
Nächste Orte: Te Anau und Queenstown, nächste größere Städte: Invercargill (278 km bzw. 4,45 Stunden) und Dunedin (411 km bzw. 6,5 Stunden Fahrzeit). Von Christchurch ist der Milford Sound 773 Kilometer entfernt.
Wetter: Die Zahl der Regentage am Fjord schwankt zwischen 13 im März und 18,5 im Oktober, und die Regenmengen sind eindrucksvoll: 6.715,7 Milliliter fallen pro Jahr, und die Luftfeuchtigkeit ist mit 88 bis 93 Prozent sehr hoch. Sehr warm wird es trotzdem nicht am Milford Sound: Im Juli (das ist in Neuseeland ein Wintermonat) steigt das Thermometer auf maximal 9,2 Grad, und im wärmsten Monat, dem Februar, werden höchstens 19,2 Grad gemessen. Oft sind die Gipfel der Berge in Nebel gehüllt.“
(Text: Silke Böttcher)