11. Mai 2022, 5:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In einer verlassenen Silbermine in der spanischen Provinz Almería machten Geologen 1999 eine sensationelle Entdeckung. Denn hier befindet sich die sogenannte Pulpí-Geode. Dabei handelt es sich um eine Höhle, gefüllt mit wahrhaft gigantischen Gipskristallen. Manche davon sind so groß wie ein ausgewachsener Mensch.
Es ist der Dezember des Jahres 1999, als Geologen der Universität Madrid in der spanischen Provinz Almería eine spektakuläre Entdeckung machen. Während sich die ganze Welt auf die Zukunft im Jahr 2000 vorbereitet, finden die Forscher einen Beweis für eine seit Urzeiten vergangene Ära. Denn in der alten Silbermine Mina Rica bei dem Ort Pulpí stoßen sie unter der Erde auf die größte Geode, die bis heute jemals in Europa gefunden wurde: die Pulpí-Geode.
Der Begriff Geode definiert einen steinernen Hohlraum, in dem sich Kristalle befinden. Laut der offiziellen Webseite des Ortes misst die Pulpí-Geode acht Meter in der Länge und zwei Meter in der Höhe. Das einzigartige an diesem Ort aber ist die Größe der Kristalle, denn manche sind bis zu zwei Meter lang. Und damit größer als die meisten ausgewachsenen Menschen. Weltweit gibt es außerdem nur in Mexiko in der Naica-Höhle größere Gipskristalle als hier. Ihresgleichen suchen die Kristalle der Pulpí-Geode aber auch wegen ihrer Reinheit und Klarheit. Sie weisen fast keine anderen mineralischen Einschlüsse auf.
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Wie entstand die Pulpí-Geode?
Wie konnten derart gigantische Gipskristalle überhaupt entstehen?. Erst 2019 kamen Wissenschaftler der Universität von Granada der Lösung dieser Frage zumindest näher. Wie die Wissenschaftsseite „Spektrum“ berichtet, sind für das Wachstum der Pulpí-Geode laut den Forschern verschiedene Faktoren verantwortlich.
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Da wäre zum Beispiel die Lage der Pulpí-Geode. Sie befindet sich zwar unterirdisch. Jedoch nahe genug an der Oberfläche, um auch von kleinen Klimaschwankungen im Laufe ihrer Entstehung beeinflusst worden zu sein. Anhand von Karbonat-Ablagerungen auf den Gipskristallen konnte das ungefähre Alter der Mineralien festgestellt werden. Sie haben sich demnach in einem Zeitraum zwischen zwei Millionen und 60.000 Jahren geformt.
Geologischer Kannibalismus
Der Entstehungsprozess der Pulpí-Geode an sich war wohl durchaus komplex. Wo sich heute die Kristalle befinden, lag früher ein Ur-Meer. Als dieses austrocknete, lagerte sich unter anderem der Gips ab, aus dem die Kristalle bestehen. Dieser Gips wurde dann im Laufe unvorstellbarer Zeiträume vom Grundwasser wieder ausgelöst. Er kristallisierte schließlich bei Temperaturen um die 20 Grad Celsius – die „Geburt“ der Pulpí-Geode.
Doch wie konnten die Gipskristalle eine derart gigantische Größe erreichen? Dafür ist eine Art geologischer Kannibalismus verantwortlich, auch bekannt als „Ostwald-Reifung“. Das bedeutet nichts anderes, als dass die größeren Kristalle auf Kosten der kleineren immer mächtiger wurden. Sie verleibten sich diese quasi sprichwörtlich ein. Auf diese Weise entstand schließlich die Pulpí-Geode in ihrer heutigen Form.
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Das Naturwunder bestaunen
Erst im Jahr 2019 wurde die Mina Rica-Mine mit der darin befindlichen Pulpí-Geode für Besucher geöffnet. Diese steigen über Treppen unter die Erde und können die riesigen Gips-Kristalle mit gebührendem Abstand bestaunen. Eine Tour von anderthalb Stunden führt die Gäste durch verschiedene Galerien. Körperlich eingeschränkte Menschen werden von einem Fahrstuhl in den Bauch der Mine gebracht.
Ein Wermutstropfen dürfte für viele Touristen aber sein, dass das Fotografieren unter der Erde nicht gestattet ist – bzw. den Tourguides vorbehalten bleibt. Wer einen Erinnerungs-Schnappschuss mit nach Hause nehmen will, kann diesen im Anschluss an die Tour erwerben. Die Betreiber der Höhle weisen darauf hin, dass sie allen Hygiene-Bestimmungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie folgen, und das die Örtlichkeiten mehrmals am Tag großflächig desinfiziert werden.