24. August 2020, 6:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bislang wusste niemand, warum die 144 Seen in der Wüste Badain Jaran nicht austrocknen. Jetzt glauben Forscher, eine Antwort gefunden zu haben. Zweifel bleiben.
Im Nordwesten Chinas liegt, in der Nähe zur Grenze der Mongolei, eine ganz besondere Wüste: die Badain Jaran. Dieser Teil der Wüste Gobi ist zum Beispiel Heimat der größten Sanddüne der Welt, der 450 Meter hohen „Bilutu”, laut UNESCO auch der „Everest der Wüste” genannt, sowie unzähliger anderer hoher Dünen. Das wirklich besondere aber ist ein Naturphänomen, das wohl niemand in einer solchen Region erwarten würde.
Denn über die gesamte Badain Jaran, die eine Fläche von knapp 873.000 Hektar hat, erstrecken sich insgesamt 144 zum Teil bizarr gefärbte Seen – was Forscher stets vor ein Rätsel stellte, denn 74 von ihnen führen das ganze Jahr über, trotz oft sengender Hitze, Wasser. Zwölf sind sogar Süßwasser-Seen. Wie ist das möglich in einer Region, in der die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge gerade einmal 50 bis 60 Millimeter pro Quadratmeter beträgt? Zum Vergleich: In Berlin fielen im Juli 2020 im Schnitt 45 Liter pro Quadratmeter.
Großer Artenreichtum
Wie die „Geo” berichtet, haben Wissenschaftler nun vermutlich eine Antwort auf diese Frage gefunden: Die Gewässer werden wohl aus Quellen gespeist, die unterhalb des Wüstensandes verlaufen – diese wiederum würden gespeist durch Schmelzwasser, welches durch das Abtauen von Schnee und Eis in den hunderte Kilometer entfernten Bergregionen entstünde. Auch der Niederschlag trüge aber dazu bei, dass die meisten Seen niemals austrockneten. Der Größte von ihnen, der Nouerto-See, hat sogar eine Fläche von knapp 1,5 Quadratkilometern und ist bis zu 14 Meter tief.
Eine Forschergruppe, die eine Studie mit dem Titel „Origin of water in the Badain Jaran desert” veröffentlicht hat, widerspricht allerdings dieser Theorie; demnach gäbe es nach Untersuchung der Gewässer für keine der beiden oben geäußerten Ideen belastbare Fakten. Vielmehr seien die Seen vermutlich vor Urzeiten durch Meteoriten-Einschläge entstanden.
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Laut UNESCO beherbergt die Badain Jaran einen für eine Wüste absolut ungewöhnlichen Tier-Artenreichtum – so kommen in den Seen sowohl Fische als auch Krustentiere und Muscheln vor, auch Vögel und diverse andere, meist nachtaktive Tiere leben rund um die Gewässer. Der Einfluss durch den Menschen ist zudem in der Region überaus gering, nur ein paar mongolische Nomaden-Familien leben in der Gegend gemeinsam mit ihren Kamelen, Schafen und Eseln.
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Woher kommt die Farbe der Seen?
Und noch ein Wunder der Natur gibt es hier zu hören, denn die Dünen der Badain Jaran „singen” – laut „Welt der Physik” bezeichnet dieses Phänomen einen teilweise noch kilometerweit hörbaren Klang, der durch die Reibung der Sandkörner aneinander, durch deren Bewegung, entsteht. Die UNESCO hat die Badain Jaran – der Name bedeutet übrigens treffend so viel wie „Wunderseen” – mittlerweile in ihre Liste für Orte aufgenommen, die einer Auszeichnung als Welterbe würdig wären.
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Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Woher kommt die spektakuläre Färbung einiger der Seen? Dazu haben Wissenschaftler gleich zwei Theorien: Zum einen könnte sie durch spezielle, im Wasser vorkommende Mineralien entstehen, zum anderen könnten in den Gewässern lebende Mikro-Organismen das Phänomen hervorrufen.