13. Dezember 2022, 17:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In Costa Ricas Nationalpark am Fuße des Vulkans Tenorio findet sich eines der größten Naturwunder des Landes. Der Rio Celeste, der in einem geradezu überirdisch schönen Blau erstrahlt. Lange rätselten Wissenschaftler aus aller Welt über den Grund für die ungewöhnliche Färbung des Wassers. Dann fanden sie eine überraschende Erklärung.
Dass in dem kleinen mittelamerikanischen Land Costa Rica die Natur ganz groß aufspielt, dürfte wohl längst kein Geheimnis mehr sein. Doch im Nationalpark am Fuße des Vulkans Tenorio gibt es einen Ort, der ganz besonders zauberhaft wirkt – fast so, als wäre er nicht echt, sondern aus einem Märchen. Die Rede ist vom Rio Celeste, einem Fluss mit einer einzigartigen Färbung. Sein Wasser erstrahlt in einem beinahe unnatürlich wirkenden Blau. Und genau das hat ihn zu einem der größten Touristenmagneten des Landes gemacht.
Auf einer Strecke von insgesamt vierzehn Kilometern hat das Wasser des Rio Celeste diese äußerst ungewöhnliche Kolorierung. Celeste bedeutet aus dem spanischen wörtlich übersetzt zwar „himmelblau“, doch an manchen Stellen wirkt es wohl fast schon eher neonfarben. Lange Jahre konnten Wissenschaftler aus aller Welt nur darüber spekulieren, woher diese einzigartige Eigenschaft wohl käme. Eine populäre Hypothese war, die Färbung würde durch Metalle und/oder Mineralien im Wasser hervorgerufen. Erst 2013 fand dann ein einheimisches Forscherteam den wahren Grund heraus.
Warum leuchtet der Fluss so übernatürlich blau?
Die Wissenschaftler von der Universidad de Costa Rica (UCR) und der Universidad Nacional (UNA) wunderten sich vor allem über ein Detail. Der Rio Celeste wird nämlich durch den Zusammenfluss von zwei anderen Gewässern gebildet, und zwar des Rio Quebrada Agria und des Rio Buena Vista. Und beide weisen überhaupt keine Färbung auf, ihr Wasser ist völlig klar. Erst an dem Punkt, an dem sie sich zum Rio Celeste vereinigen, entsteht wie durch ein (Natur)Wunder das überirdisch schöne Blau. Proben aus dem himmelblauen Fluss führten dann zur nächsten Überraschung: Sobald man ihm Wasser entnahm, verlor dieses seine farblichen Eigenschaften, und wurde ebenfalls glasklar.
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Für die Forscher stand nach einigen weiteren Untersuchungen bald fest: Das Phänomen, das den Rio Celeste himmelblau färbt, konnte kein chemisches sein. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Art optische Täuschung, die das menschliche Auge hervorruft. Und die wiederum wird verursacht durch das Sonnenlicht selbst. In diesem nämlich sind sämtliche Spektren der Farbpalette enthalten – man denke nur an einen Regenbogen. Normalerweise nimmt nun Wasser Sonnenlicht auf, ohne eine besondere Farbe zu reflektieren. Im Rio Celeste jedoch wirft es aus einem ganz bestimmten Grund die Blauschattierungen zurück, so dass der Fluss dem Betrachter eben in diesem besonderen Farbton erscheint.
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Doch warum passiert dieses Phänomen genau hier? Bei ihren Nachforschungen entdeckten die Wissenschaftler im Flussbett des Rio Celeste eine weißliche Substanz, die die Steine und den Boden überzog. Hierbei handelt es ich um Partikel eines Minerals namens Aluminiumsilikat. Dieses besteht aus Aluminium, Silizium und Sauerstoff und ist der Verursacher dafür, dass das Sonnenlicht im Fluss auf eine so einzigartige Weise reflektiert wird. Und das wiederum hängt mit der Größe der Partikel zusammen, die im Nanometer-Bereich liegen. Wären die Partikel größer oder kleiner, würden sie vermutlich eine andere Farbe reflektieren.
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Die unzähligen Touristen, die den Rio Celeste jedes Jahr besuchen, glauben aber vermutlich lieber einer einheimischen Legende, die die Färbung des Rio Celeste zu erklären sucht. Demnach tunkte Gott hier seine Pinsel ins Wasser, nachdem er damit fertig war, den Himmel anzumalen. Rund um den Fluss warten heute zahlreiche Aktivitäten auf Urlauber. So kann man an seinen Ufern entlang wandern oder reiten. Auch Floßfahrten sind möglich, genauso wie ein Bad in dem wunderschönen Blau. Wenig verwunderlich werden dem Gewässer auch Heilkräfte zugeschrieben.
Wer unter dem Begriff „Rio Celeste Tours“ bei Google sucht, wird demnach auch sehr schnell und zahlreich fündig. Auf Tripadvisor überschlagen sich die User geradezu mit Lob für dieses einzigartige Naturwunder. „Definitiv einer der schönsten Orte, die ich je mit eigenen Augen gesehen habe“, meint einer. Ein Zweiter kommentiert: „Der gesamte Nationalpark ist atemberaubend. Ein Muss, wenn man in Costa Rica ist!“ Ein Dritter ergänzt: „Dieser Ort ist wirklich magisch. Die Bilder lügen nicht, es sieht wirklich so aus.“