12. November 2019, 7:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Achtung, nur für Schwindelfreie: Europas wilde Seite kann man sehr eindrucksvoll in seinen zahlreichen Schluchten kennen lernen. Dabei ist wirklich für jeden etwas dabei – von der sanften Naturschönheit über die Märchenhafte bis zu einem Canyon, in dem Menschen schon seit Jahrtausenden wandern.
Mehrere hundert Meter tiefe Abgründe, bizarre Felsformationen, nicht selten durchzogen von rauschenden Flüssen: Wohl nirgendwo zeigt sich die Natur so gewaltig und archaisch wie in seinen Schluchten. Ihr Anblick lässt das Herz jedes Wanderers höher schlagen und prägt bleibende Erinnerungen an besonders spektakuläre Urlaubs-Erlebnisse. TRAVELBOOK zeigt sieben der schönsten Schluchten Europas.
Samaria-Schlucht, Kreta, Griechenland
Bis zu 600 Meter hoch türmen sich die Wände der Samaria-Schlucht über Wanderern auf, die diese Naturgewalt auf einer Strecke von insgesamt 16 Kilometern erkunden können. Beginnend auf einer Höhe von über 1200 Metern steigt man hinab und wandert über Formationen wie die „Eisernen Tore“, wo die Schlucht gerade einmal vier Meter breit ist, dafür aber bis zu 500 Meter hoch. Sie ist allerdings wegen ihrer Schönheit alles andere als ein Geheimtipp, laut der Seite „Cretan Beaches“ kommen in der Hochsaison täglich bis zu 3000 Wanderer. Die Tour von Omalos nach Agia Roumeli dauert je nach Kondition und Geschwindigkeit vier bis sieben Stunden.
Bodetal, Deutschland
Diese 10 Kilometer im Harz gehören zum Spektakulärsten, was Deutschlands Natur zu bieten hat: Zwischen den Orten Thale und Treseburg wandert man zwischen bis zu 230 Meter hohen Felswänden, während der Bodefluss, der das Tal in den Fels gegraben hat, entlang der Strecke mal donnert, mal gemächlich dahinplätschert. Am Eingang des Tales liegen mit dem Hexentanzplatz und der Roßtrappe zwei jeweils über 400 Meter hohe Felsformationen, von denen aus man einen Panorama-Ausblick hat. Wer Glück hat und sich ruhig verhält, kann mit den Mufflons die wilden Harzer Schafe in den steilen Hängen beobachten – bitte informieren Sie sich vor der Anreise, das Bodetal ist normalerweise in der kalten Jahreszeit für Besucher gesperrt.
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Tara-Schlucht, Montenegro
Die Schlucht der absoluten Superlative, nämlich bis zu 1300 Meter tief und ca. 78 Kilometer lang – damit ist sie die tiefste und längste in Europa, und nach dem Grand Canyon gar die zweittiefste auf der ganzen Welt. Gegraben wurde sie vom Tara-Fluss, der sich auf seinen insgesamt etwa 140 Kilometern Länge hier besonders beeindruckend und wild präsentiert. Schwindelerregend schön ist der Ausblick auf die Schlucht von der Durdevica-Tara-Brücke, die sich in 150 Metern Höhe über die Schlucht spannt. Dieses Naturwunder liegt im Durmitor-Nationalpark und ist besonders bei Rafting-Freunden beliebt.
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Verdon-Schlucht, Frankreich
In der Nähe von Nizza liegt dieser bis zu 700 Meter tiefe Canyon, der sich auf insgesamt rund 21 Kilometern erstreckt und wegen seiner Einzigartigkeit bereits 1997 zum Nationalpark gekürt wurde – er ist einer der längsten in ganz Europa. Wanderer sollten Kondition mitbringen, denn den 14 Kilometer langen Weg Sentier Blanc-Martel kann man unterwegs nirgendwo unterbrechen. Wegen seiner atemberaubenden Steilwände ist die Schlucht aber auch bei Paddlern sehr beliebt. Die schönsten Auslicke hat man von der etwa 45 Meter hohen Brücke Sainte-Croix oder dem Aussichtspunkt Belvédère Maugué.
Fjadrargljufur-Schlucht, Island
Zwar sind die Wände dieser Schlucht „nur“ bis zu 100 Meter hoch, doch sie besticht, wie viele Naturschauplätze auf Island, durch ihr geradezu überirdisches Grün. Auf zwei Kilometern Länge schlängelt sich ein Fluss zwischen den Felswänden hindurch – eine Kulisse, die Popstar Justin Bieber laut der isländischen Seite „Adventures“ auch für sein Video „I’ll show you“ nutzte. Die Schlucht wurde vermutlich durch Schmelzwasser eines sich zurückziehenden Gletschers am Ende der letzten Eiszeit geformt. Wanderer können den Canyon auf zwei möglichen Wegen erkunden. Seit 2018 war er allerdings bereits mehrfach gesperrt, damit die Natur sich von dem immensen Besucherandrang erholen kann.
Viamala-Schlucht, Schweiz
Im Kanton Graubünden liegt dieser Canyon, dessen Felswände sich bis zu 300 Meter in den Himmel erheben. Übersetzt heißt „Viamala“ so viel wie „schlechter Weg“, dennoch wurde der Canyon bereits in vorchristlicher Zeit als Zugang zu den Alpenpässen Splügen und San Bernardino genutzt. Über 359 Stufen steigen Besucher in die Schlucht hinab und wandern auf einer etwa zwei bis vier Stunden dauernden Strecke auch über zahlreiche alte Brücken aus Stein. Beliebt ist neben Wanderungen besonders das Canyoning (eine Kombination aus Klettern und Schwimmen), jedoch ist die Schlucht wetterbedingt nur von Ende März bis Anfang November geöffnet – zudem wird ein Eintrittsgeld fällig.
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Gola Gorroppu, Sardinien, Italien
Der Fluss Flumineddu hat auf Sardinien eine Schlucht mit bis zu 400 Meter hohen Wänden geschaffen, und bei einer Wanderung lädt er besonders im Sommer immer wieder zu einem Bad ein. Laut der Seite „Traumziel Sardinien“ erfordert die Durchwanderung ein hohes Maß an Kondition und auch Trittsicherheit, so sind zum Beispiel an einigen Stellen sogar Kletterhilfen angebracht. In den Nachmittagsstunden scheint die Sonne nicht mehr in die Schlucht, weswegen es deutlich frischer werden kann als zu Tagesbeginn – im Sommer ist daher diese zweite Tageshälfte die ideale Wanderzeit.