11. Juli 2024, 10:13 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Jahrtausendelang hat sich das Wasser in Gebirgen den Weg nach unten gebahnt und an manchen Stellen sind Schluchten mit rauschenden Bächen und skurrilen Felsen entstanden, die vorwiegend jetzt im Sommer wunderschön sind. Vor allem kann man dort auch der großen Hitze entfliehen und wandert oftmals auf schattigen Pfaden und in angenehmer kühler Luft. TRAVELBOOK zeigt elf spektakuläre Schluchten in Deutschland – lassen Sie sich inspirieren!
Schluchten und Klammen gibt es viele in Deutschland. Sie sind beeindruckend anzusehen, zeigen aber auch, wie kraftvoll und gewaltig die Natur sein kann. Schluchten in Gebirgen entstehen, wenn Wasser, also Fluss- und Bachverläufe, kontinuierlich den Berg hinab fließt und sich so stetig seinen Weg durch das Gestein bahnt.
Klammen sind die extremere Variante. Dabei hat sich das Wasser mit solch einer Wucht förmlich durch die Felsen geschnitten, dass enorme Vertiefungen entstehen – teilweise stehen die Felsen an den umgebenden Wänden über. Die Voraussetzung für so eine Formation ist besonders hartes Gestein, das sich zwar von der Kraft des Wassers hat formen lassen, aber dennoch stabil genug ist, damit daraus solch beeindruckende Naturkonstruktionen entstehen können.
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11 spektakuläre Schluchten in Deutschland
In Deutschland haben sich über die Jahrtausende hinweg etliche Schluchten und Klammen ausgebildet und das nicht nur in der Alpen-Region, sondern häufig auch im Mittelgebirge, der Sächsischen und Fränkischen Schweiz sowie im Schwarzwald. Naturliebhaber planen ihre Wanderstrecken mit Fokus auf in bestimmten Gebieten vorhandene Klammen und Schluchten.
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Viele Touristen besuchen auch gezielt nur die schönen Naturphänomene. Ein besonderes Erlebnis ist oft der Weg zu den und durch die Schluchten. Teilweise mussten Holzstege und -wege angelegt werden, um die Täler für den Menschen zugänglich zu machen. Die schlängeln sich nicht selten abenteuerlich durch die Schluchten und Klammen.
Ehrbachklamm (Rheinland-Pfalz)
Die Ehrbachklamm im Hunsrück in Rheinland-Pfalz erinnert ein wenig an Beschreibungen aus Märchen. Kein tobendes, rauschendes Gewässer, sondern ein eher sanfter Bach fließt über mit leuchtend grünem Moss bewachsene Gesteine. Besucher wandern über Holzstege und -brücken, aber auch über Wege, die in das Gestein geschlagen wurden.
Von der Strecke kann man außerdem einen Abstecher zur ehemaligen Burg Rauschenberg machen, die heute nur noch eine Ruine ist. Wer eine etwas längere Wanderung auf sich nimmt, kann bis zur Ehrenburg wandern, die noch gut erhalten ist – und in der man auch übernachten kann.
Leutaschklamm (Bayern)
Die Leutaschklamm befindet sich in der südöstlichsten Spitze von Bayern in Mittenwald und verläuft teilweise auch durch Österreich. Über den Wasserfallsteig, den Koboldpfad oder den Klammgeistweg gelangt man in die Klamm, die von teils 75 Meter hohen Felswänden eingeschlossen ist. Sie wurde bereits 1880 erschlossen – so früh wie keine andere Klamm in den deutschen Alpen. Mit 134 Jahren ist der Wasserfallsteig der älteste Pfad, der die Wanderer 200 Meter tief in die Klamm und schließlich zu einem 23 Meter hohen Wasserfall führt.
Der Klammgeistweg führt die Besucher drei Kilometer lang durch die Gebirgswelt. Auf dem Weg durchquert man auch die sogenannte Geisterklamm, ein Teil der Leutaschklamm. Mit 1640 Metern ist die Leutaschklamm die längste erschlossene Klamm in den deutschen Kalkalpen.
Partnachklamm (Bayern)
Die Partnachklamm nahe Garmisch-Partenkirchen im Süden Bayerns ist 700 Meter lang und eine der beeindruckendsten Schluchten in Deutschland. Sie ist äußerst beliebt, denn die Klamm ist sehr leicht begehbar. Wenig sportliche Menschen, aber auch Kinder können problemlos durch das Tal spazieren. Die Wanderung durch die Klamm ist auch nicht gefährlich.
Im Winter gefriert das sonst an den Wänden herablaufende Wasser zu langen Eiszapfen und die Schlucht erinnert an eine weiße Eislandschaft. Die Felswände, die das Wasser der Partnach in ihrem Tal einschließen, sind bis zu 86 Meter hoch.
Höllentalklamm (Bayern)
Wem die Partnachklamm nicht genug ist, der kann seine Wanderung bis zur Höllentalklamm fortsetzen. Auch sie liegt im Süden Bayerns, in der Zugspitzregion. Die Schlucht ist nur zu Fuß zu erreichen, aber der Weg durch die Klamm ist leicht begehbar und auch für Ungeübte geeignet. An manchen Stellen wird es bis zu 150 Meter tief. Als Besucher ist man von zerklüfteten hellen Felsen, vielen kleinen und größeren Wasserfällen und von kühlen Temperaturen, selbst im Sommer, umgeben.
Der Name der Klamm stammt nicht von „Hölle“, sondern eher von dem Bergriff „höhlen“ bzw. „aushöhlen“. Geformt wurde die Schlucht vom Regen- und Schmelzwassers des Hammerbach.
Kirnitzschklamm (Sachsen)
Ebenfalls eine der beeindruckenden Schluchten in Deutschland: die Kirnitzschklamm. Die Kirnitzsch bildet mitten im Elbsandsteingebirge die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen. Besucher können die Kirnitzschklamm über mehrere Kilometer hinweg durchwandern, haben aber auch die Möglichkeit, auf einer Strecke von 800 Metern ein Boot zu nehmen. Ein Teil der Fahrgäste ist damit stets in Deutschland, der andere Teil in Tschechien.
Die Kirnitzsch wird an dieser Stelle von steilen Felsen und viel Grün eingerahmt. So schön das Wasser auch schimmert, Baden ist nur etwas für Hartgesottene, denn das Wasser ist ganz schön kalt.
Bodetal (Sachsen-Anhalt)
Das Bodetal hat sich über Jahrtausende hinweg durch den Harz in Mitteldeutschland gegraben. Das Tal ist insgesamt zehn Kilometer lang, aber genau genommen wird nur die Strecke zwischen Thale und Treseburg Bodetal genannt. Bereits 1820 wurden zwischen den Schluchten entlang der Warmen und Kalten Bode Wanderwege angelegt, 1937 wurde das Bodetal zum Naturschutzgebiet ernannt. Die Felsformationen sehen nicht ganz so zerklüftet aus wie in den Klammen und Schluchten im Süden Deutschlands.
Im Bodetal sind die Felsen häufiger von Waldgebiet durchsetzt und es gibt weniger Wasserfälle, dennoch lohnt sich ein Spaziergang durch die Schlucht.
Breitachklamm (Bayern)
Johannes Schiebel nannte die Breitachklamm bei Oberstdorf (Bayern) „ein Naturdenkmal von wilder Schönheit“. Er lebte um 1900, war Pfarrer und wollte seiner Gemeinde etwas Gutes tun: Er forcierte die Erschließung der Breitachklamm, damit Einnahmen für das ärmliche Dorf erwirtschaftet werden konnten. Heute kann man zwischen rauschendem Wasser und bizarren Baum- und Felsformationen durch die Klamm wandern, bedenkenlos allerdings nur in den wärmeren Monaten – im Winter ist die Klamm oft gesperrt, da durch die Eisbildung auch immer die Gefahr von Steinschlag gegeben ist. In der kalten Jahreszeit ist sogar eine Fackelwanderung möglich.
In der Breitachklamm wird es nie zu steil und wenn doch, kann man auf einen gut ausgebauten Weg ausweichen. Dafür wird sie mit bis zu 100 Meter besonders tief. Die Breitachklamm zählt zu den tiefsten Schluchten in Mitteleuropa. Ein Besuch vor Ort kann ein kleiner Teil einer langen Tour sein oder nur ein kurzer Spaziergang.
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Starzlachklamm (Bayern)
Die Starzlachklamm liegt bei Burgberg/Sonthofen im Allgäu und wurde im Jahr 1932 erschlossen. Sie ist eine sogenannte Nummulitenklamm. Der Begriff geht auf „nummus“, die lateinische Bezeichnung für Münze zurück. Tierreste in Kalkschalen erinnern in ihrer Form oft an Münzen und davon haben Geologen viele in der Klamm gefunden. Vor Millionen von Jahren wurden die Tiere einst im Meeresschlamm begraben. In der Starzlachklamm wurden auch Versteinerungen der seltenen Krabbe „Xanthopsis sonthofenensis“ gefunden.
Eine Besonderheit hat die Klamm außerdem noch: Im Hochsommer kann man in die „Gumpen“ springen, kleinere beckenförmige Wasseransammlungen, die vom Bach in den Felsen geformt wurden. Auch diese Schlucht ist im Winter mitunter offiziell gesperrt – das kann bis in den April hinein dauern.
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Wimbachklamm (Bayern)
Die Wimbachklamm im Nationalpark Berchtesgaden in Bayern ist nur 200 Meter lang, gilt bei Wanderern als besonders romantisch. Das Wasser verläuft hier durch sehr enge Felsformationen und gewinnt so an Geschwindigkeit. Es tost und rauscht, während man über die Holzstege und -brücken spaziert.
Die Felsen sind steil und mit Moos bewachsen, Wasserfälle fließen daran herab. Am Ende einer Tour kann man noch das Wimbachschloss, das den Wittelsbachern gehörte, besuchen oder in der Wimbachhütte zu Abend essen.
Drachenschlucht (Thüringen)
In dieser Klamm südlich von Eisenach kann man sprichwörtlich über Wasser gehen – der Weg führt 200 Meter lang auf einem vergitterten Pfad über einem Bach entlang. Laut der offiziellen Webseite ist die 10 Meter tiefe Schlucht mehr als 250 Millionen Jahre alt. Auf einer insgesamt 11 Kilometer langen Tour kann man sie das ganze Jahr über erkunden, leider ist der Weg jedoch nicht barrierefrei ausgebaut. Zudem ist die Tour wohl nichts für Menschen mit Platzangst: An ihrer engsten Stelle ist die Drachenschlucht gerade einmal 70 Zentimeter breit.
Ritterschlucht (Sachsen)
Wer den gut 500 Meter hohen Berg Oybin in Sachsen besteigen möchte, sollte einen Besuch in der Ritterschlucht ebenfalls einplanen: Laut „Geo” befindet sich diese nur unweit der Burgruine auf dem Berg – umso mehr erstaunt es, dass sich angeblich nur wenige Touristen hierher verirren, wie das Magazin schreibt. Der Weg ist allerdings gut zu finden, denn er ist mit einem hölzernen Ritter als Wegweiserschild deutlich gekennzeichnet.