3. Juli 2020, 10:48 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf Island gibt es ein weltweit einmaliges Tauchrevier: Mutige können hier im eiskalten Wasser zwischen zwei Kontinenten abtauchen. TRAVELBOOK erklärt, wie das Naturwunder entstand, und wie man hinkommt.
Es ist wohl selbst für erfahrene Abenteurer eine extreme Erfahrung: Auf Island kann man einen weltweit einmaligen Tauchgang absolvieren – man schwimmt dabei nämlich zwischen zwei Kontinenten. Möglich macht das ein ganz besonderes Naturwunder, die sogenannte Silfra-Spalte. Dabei handelt es sich um einen Riss zwischen der amerikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte. Die Silfra-Spalte ist ein Teil des Mittelatlantischen Rückens, der sich über eine Länge von 20.000 Kilometern durch den Ozean zieht. Entstanden ist dieser Riss bereits 1789 durch ein Erdbeben. Beide Kontinentalplatten driften seitdem mit einer „Geschwindigkeit“ von etwa zwei Zentimetern pro Jahr auseinander – ein natürlicher geologischer Prozess, der auch in anderen Erdteilen vorkommt.
Tauchen in Gletscher-Wasser
Getaucht wird übrigens nicht etwa im Meer, sondern im Thingvallavatn-See, dem größten See auf Island. Laut „Extreme Iceland“ hat dessen Wasser nur eine Temperatur von etwa zwei bis vier Grad, ist aber extrem klar, sodass man bis zu 100 Meter weit sehen kann. Zu erklären ist das dadurch, dass man hier nicht in Salz-, sondern in Frischwasser taucht, gespeist wird die Silfra-Spalte nämlich durch das abtauende Eis des Langjökull-Gletschers, dessen Wasser sich über 30 bis 100 Jahre durch poröses Gestein seinen Weg bahnt.
Die Silfra-Spalte ist als Unesco-Welterbestätte ausgezeichnet und in vier Hauptabschnitte unterteilt, die man während eines Tauchgangs bewundern kann: Zuerst kommt der „Silfra Deep Crack”, ein langes und schmales Teilstück, das in die „Silfra Hall” mündet. Es folgt die bis zu 22 Meter tiefe „Silfra Cathedral” und als letztes die „Silfra Lagoon”, der von vielen Tauchern wegen des besonders klaren Wassers als am schönsten bezeichnete Teil des Abenteuers.
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Doch nicht jeder kann diesen außergewöhnlichen Tauchgang erleben. So muss man laut „Extreme Iceland“ mindestens 18 Jahre alt sein und „eine ‚PADI-Bescheinigung für offene Gewässer‘ zusammen mit einem ‚Trockenanzug – Zertifikat‘ oder ein Minimum von 10 aufgezeichneten Trockenanzug – Tauchgängen“ nachweisen. Zudem muss man Englisch verstehen, um die Anweisungen der Instruktoren befolgen zu können. Wer nicht die nötigen Lizenzen für einen Tauchgang mitbringt, kann hier auch schnorcheln.
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Auch Hollywood war schon da
Die Silfra-Spalte befindet sich unweit des einzigen Inselflughafens im Þingvellir-, zu deutsch Thingvellir-Nationalpark. Die Fahrt vom Flughafen dorthin dauert etwa eine Stunde, ein Mietwagen empfiehlt sich auf Island ohnehin. Im Sommer kann man bei einer gebuchten Tour zwei Tauchgänge à 30 Minuten unternehmen, im Winter aufgrund des erheblich kälteren Wassers nur einen, der dauert dann aber immerhin 45 Minuten Dauer.
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Laut der Seite „Diving Passport” war die Silfra-Spalte aufgrund ihrer Schönheit bereits Drehort für zahlreiche Dokumentarfilme, auch ein Teil des Hollywood-Streifens „Noah” mit Russel Crowe wurde hier aufgenommen. Pro Jahr kommen zehntausende Besucher, auch Prominente wie der König von Schweden, Tom Cruise, Ben Stiller oder Bill Gates sind bereits in die blauen Tiefen abgetaucht.