12. Dezember 2022, 4:14 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Nationalpark Sächsische Schweiz bietet Wanderfreunden sprichwörtlich malerische Ausblicke – und genau die waren es auch, die ihre Namensgeber einst schon inspirierten. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann erklärt den Namen und verrät, wo man heute in der Sächsischen Schweiz noch ein wenig abseits der Massen wandern kann.
Vor den Toren Dresdens liegt eines der größten und schönsten Naturwunder unseres Landes: Das Elbsandsteingebirge, auch bekannt als Sächsische Schweiz. Hauptsächlich berühmt wegen seiner Tafelberge und wilden Felsformationen. Die Sächsische Schweiz ist ein Nationalpark mit gut 93 Quadratkilometern Fläche, umgeben noch einmal von einem Landschaftsschutzgebiet mit einer Größe von gut 287 Quadratkilometern.
Mehr Tipps und Inspirationen rund um die Sächsische Schweiz gibt Reisebloggerin Bambi in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt:
Laut der Seite „Sächsische Schweiz“ gibt es allein im Nationalpark mehr als 400 Kilometer an markierten Wanderwegen. Dazu kommen teils waghalsige Klettersteige wie die Häntzschelstiege. Insgesamt umfasst das Wegenetz mehr als 1100 Kilometer. Der Nationalpark Sächsisch-Böhmische Schweiz umfasst zudem noch ein mindestens ebenso sehens- und erwandernswertes Gebiet auf der tschechischen Seite. Die Grenze zwischen beiden Ländern überquert man auf manchen Touren fast ungestört.
Künstler gaben der Sächsischen Schweiz ihren Namen
Durchzogen von der Elbe und kleineren Gewässern wie dem Kirnitzsch-Fluss, ist das Gebiet ein einzigartiger Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Dazu gehören unter anderem der Fischotter, der Rothirsch, das Mufflon und diverse Fledermausarten. Doch auch der Luchs hat sich, nachdem er bereits als ausgerottet gegolten war, hier erneut angesiedelt. Seinen Namen hat die vor etwa 100 Millionen Jahren entstandene Region übrigens wirklich der Schweiz zu verdanken. Die Schweizer Maler Adrian Zingg und Anton Graff waren Mitte des 18. Jahrhunderts als Lehrer an der Dresdner Akademie tätig. So bannten sie gemeinsam mit ihren Schülern als erste die Schönheit der Gegend auf Leinwand.
Auch interessant: Was man im Elbsandsteingebirge gesehen haben muss
Weitere Künstler wie Caspar David Friedrich folgten, die Komponisten Richard Wagner und Carl Maria von Weber ließen sich ebenfalls von der Landschaft inspirieren. Der Adel am Dresdner Hof zeigte sich derart überrascht und begeistert von den Gemälden von Zingg und Graff, dass es Mode wurde, Ausflüge in die Sächsische Schweiz zu unternehmen – womit gewissermaßen der Tourismus in der Region erfunden wurde. Wer sich heute hier abseits der ausgetretenen Pfade bewegen will, hat es in Nicht-Corona-Zeiten schwer. Denn die Sächsische Schweiz ist eines der beliebtesten Reiseziele in Deutschland. Zudem ist er Deutschlands einziger Felsen-Nationalpark.
Weg von den Massen
Natürlich sind die Wahrzeichen der Region wie die Festung Königsstein, die Bastei oder auch das Prebischtor unbedingt sehenswert. Doch dank des ausgezeichneten Wegenetzes und einer umfassenden Ausschilderung, kann man sich auch noch andere Ziele erschließen, die nicht so überlaufen sind. Eine solche Tour, die man sogar problemlos mit einem Kinderwagen oder Rollstuhl machen kann, beginnt in dem kleinen, mehr als 700 Jahre alten Ort Wehlen. Dieser ist aufgrund seiner alten Häuser und seiner Lage im Schatten der Sandstein-Riesen auch so sehenswert. Von hier aus geht es ohne Steigungen (eine Seltenheit) in den sogenannten Uttewalder Grund. Dabei handelt es sich um eine Art Schlucht, in der auch ein großes Felsentor steht. Mit dem Gasthaus „Waldidylle” ist für Stärkung gesorgt – oder auch für ein kühles Bier an einem heißen Tag.
Ein weiteres spektakuläres Ziel ist der Pfaffenstein, ein Tafelberg mit fast 12 Hektar Fläche, auf den man über drei möglich Aufstiege gelangt. Einer davon ist ein schweißtreibender Klettersteig mit 600 Stufen, der wohl nur etwas für Schwindelfreie ist. Vom Pfaffenstein aus sieht man mit der 43 Meter hohen Barbarine auch eine der bekanntesten Felsnadeln in der Sächsischen Schweiz. Auch hier ist eine Einkehr möglich. Wer möchte, wandert von dort aus weiter auf den nahen Papststein, der ebenfalls eine schöne Aussicht bietet. Darauf befindet sich die Hütte „Berggast“ wo man auch abends und/oder im Winter lecker essen und gemütlich am Kachelofen sitzen kann.
In die Höhen und Höhlen
Hinterhermsdorf im Kirnitzschtal wurde 2001 einmal zu Deutschlands schönstem Dorf gewählt, und auch von hier aus kann man einige schöne Touren starten. Die beeindruckendste führt hinab in die Kirnitzschklamm, wo man kurz auf ein Boot umsteigt, das von einem Gondoliere gestakt wird. Sodann geht es immer entlang des Flusses mal über Höhenwege, mal direkt am Wasser durch unberührte Natur, vorbei an beeindruckenden Felsformationen wie den Rabensteinen.
Auch interessant: 11 spektakuläre Schluchten in Deutschland
Ebenfalls im Kirnitzschtal liegt die Kleinsteinhöhle, zu der man eine abwechslungsreiche Wanderung machen kann. Los geht es am Hotel „Sonnenhof“, wo man in Nicht-Corona-Zeiten hervorragend und günstig wohnen und speisen kann. Anschließend geht es über den Hausberg ein kurzes Stück durch den Wald nach Saupsdorf, das eingerahmt von weiten Kornfeldern, wie ein Farbtupfer in der Landschaft liegt. Von dort aus ist der Weg zur Höhle lückenlos ausgeschildert und führt wiederum mit wunderschöner Aussicht auf das im Tal liegende Dorf ans Ziel. Die Kleinsteinhöhle bietet einen tollen Weitblick auf das Land, den auch Fels-Kletterer bei ihren Übungen hier gerne genießen.
Legendäres Wanderziel Der Uttewalder Grund ist das Märchental der Sächsischen Schweiz
Sächsische Schweiz Elbsandsteingebirge – Deutschlands schönstes Naturwunder
Ruhe und spektakuläre Natur Kirnitzschtal – der Geheimtipp für Wanderer im Elbsandsteingebirge
Solidarität auf Sächsisch
Wer möchte, kann diese Tour noch mit einem Aufstieg auf das Kleine und/oder das Große Pohlshorn kombinieren. Zunächst einmal geht es von der Höhle zum Teil waghalsig steil bergab bis hinunter zur Straße, der man entlang der Beschilderung ein kurzes Stück folgt. Nur, um dann ebenso knackig wieder aufzusteigen. Besonders vom Großen Pohlshorn aus ist der Ausblick auf die Landschaft dann einmalig schön. Allerdings sieht man vorwiegend in jüngster Zeit leider ebenfalls die massiven Schäden, die der Borkenkäfer auch in der Sächsischen Schweiz anrichtet. Ganze Waldstücke ragen braun und abgestorben aus dem ansonsten dichten Grün heraus.
Ambitionierte Wanderer haben sogar die Möglichkeit, große Teile der Sächsischen Schweiz auf nur einer Reise kennenzulernen. Dabei handelt es sich um den 112 Kilometer langen Malerweg, der auf den Spuren alter Landschaftskünstler entlang der beeindruckendsten Natur-Sehenswürdigkeiten verläuft. Auf insgesamt acht Etappen beginnt der Weg in Pirna, wo er auch wieder endet. Unterwegs kann man in einem der mehr als 70 Gasthäuser übernachten, die das Zertifikat „Wanderfreundlich am Malerweg“ tragen.