29. März 2020, 8:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel ist die Great Ocean Road in Australien abgefahren und hat die Zwölf Apostel besucht. Die sind heute nur noch zu acht. Beeindruckend deswegen aber nicht weniger.
Gigantische 45 Meter hoch ragen die Apostel vor der zerklüfteten Küste im Südwesten Victorias aus dem Meer. Steinern. Still. Meterhohe Wellen krachen tosend dagegen, arbeiten sich an den beeindruckenden Felsformationen ab. Ich bleibe auf der Aussichtsplattform stehen, schaue und bin glücklich, heute diese Naturschönheit sehen zu können, die mich so sehr an die dramatischen Klippen der portugiesischen Algarve erinnert. Selbst das massenhafte Knipsen diverser Kameras kann mich dabei nicht stören.
Touristenziel Zwölf Apostel
Zahlreiche Touristen sind heute gekommen, um die Steinriesen zu sehen. Der Parkplatz in der Nähe ist voller Autos, Campervans und Reisebusse. Trotz Corona. Trotz der bis vor Kurzem noch wütenden Feuer. Leer soll es hier angeblich im Moment sein. Kaum jemand unterwegs. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie viele Besucher hierher kommen, wenn die Welt gerade nicht im Chaos versinkt.
Die Zwölf Apostel sind eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Australiens und für viele das Hauptziel der Great Ocean Road. Acht sollen es mittlerweile nur noch sein. Sind es auch: Ich sehe sechs vor und zwei hinter mir. Dazwischen Felsenreste, die vermutlich einmal Teil oder selbst Apostel gewesen sind.
Die Erklärung, wieso die Zahl der Apostel gesunken ist, ist einfach: mit der Zeit waren die tosenden Salzwasser-Wellen stärker und brachten die stolzen Kalksteinriesen zu Fall. Angeblich waren es aber ohnehin nur neun und niemals zwölf. Der Name „Zwölf Apostel“ soll bloß zu Marketing-Zwecken aufgekommen sein. Zuvor hieß die Landschaft aus Felsen und Küste „Sow and Pigs“, also eine Sau mit ihren Ferkeln.
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Wie sind die Apostel an die Great Ocean Road gekommen?
Die Ferkel sind die wohl beeindruckendste Felsformation ganz Victorias – und entstanden in ihren Ursprüngen bereits vor mehr als zwanzig Millionen Jahren. Das Land reichte damals weiter ins Meer hinein. Starke Stürme und Strömungen ließen Welle nach Welle gegen das Land krachen und mit der Zeit Teile der Küste wegbrechen, bis ganze Höhlen entstanden. Weitere Wellen, Stürme und Jahre weiter, brachen die Verbindungsstücke zum Land oder auch Höhlendecken weg, die Höhlen verschwanden und die Apostel entstanden.
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Dieser Prozess kann heute übrigens ein Stück weiter beobachtet werden. Wer die Great Ocean Road weiter Richtung Port Campbell fährt, kommt an die Sehenswürdigkeit Loch Ard Gorge und den Aussichtspunkt Island Arch. Hier sehen Sie neben riesigen Wellen auch ein riesiges Stück Felsen, in dessen unterer Mitte bereits ein großes Stück weggewaschen wurde.
So sind die Zwölf Apostel vielleicht aktuell bloß zu acht, in der Zukunft wird das Meer aber voraussichtlich zahlreiche weitere Kalksteinherren entlang der beeindruckenden Küstenstraße schaffen.