14. Januar 2021, 9:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Russische Forscher haben auf zwei Halbinseln im Nordwesten Sibiriens riesige Krater gefunden. Gelöst ist das Rätsel um die brutal entstandenen Erdlöcher noch nicht.
Riesige, fast wie Wunden aussehende Krater zieren den dauergefrosteten Boden der nordwestsibirischen Tundra auf der Jamal-Halbinsel. Sie sind umgeben von Seen, die vielleicht ebenfalls einst solche Löcher waren. Löcher ist übrigens ziemlich untertrieben: rund 20 Meter breit sind die Krater und ganze 50 Meter tief. Drumherum Eisklumpen und angekokelte Pflanzenreste. Am Boden liegen fast schwarze Erde und Steine, Wasser sammelt sich dort.
Erster Krater 2014 entdeckt
Entdeckt wurden die gigantischen Naturschauspiele erstmals im Jahr 2014, als die Piloten eines Helikopterflug das erste, 52 Meter tiefe Loch entdeckten. Nach den Analysen von Satellitenbildern stand laut einem Bericht von „BBC“ fest, dass der Krater zwischen dem 9. Oktober und 1. November 2013 entstanden sein musste. Verschiedene russische Forscher machten sich seitdem auf den Weg, den und später weitere Krater zu untersuchen. Seit dem ersten Kraterfund wurden 16 weitere Erdlöcher dieser Art auf den benachbarten Halbinseln Jamal und Gydan entdeckt, der vorerst letzte im August 2020. Es gibt Hinweise, die vermuten lassen, dass derartige Deformationen des Bodens bereits seit den 1940er Jahren passieren.
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Wie entstehen die Krater?
Diese Frage ist bislang nicht abschließend geklärt. Laut „BBC“ entstehen die Erdlöcher nicht durch allmähliches Absinken, etwa weil das Eis schmilzt, sondern quasi das Gegenteil: eine Explosion.
Verschiedene Forscher aus aller Welt haben sich der sibirischen Krater angenommen und mehrere Theorien zu ihrer Entstehung entwickelt. Nach dem aktuellen Forschungsstand hat die Entstehung etwas mit Gas zu tun, weshalb sie auch den holprigen Namen „Gas-Emissions-Krater“ tragen. Es wird angenommen, dass an der Stelle des Lochs eine Art kuppelförmiger Hügels stand, Pingo genannt, entstanden durch gefrorenes Wasser, das den gefrorenen Boden nach oben drückt. Diese Art Hügel sind sowohl aus Russland als auch aus Kanada bekannt. Allerdings entstehen die bislang bekannten Pingos meist über Jahrzehnte und heben und senken sich je nach Jahreszeit. In der Arktis fallen die meisten von ihnen schließlich wieder in sich zusammen.
Nicht so die Hügel auf der Halbinseln in Nordwest-Sibirien. Die entstehen schneller, innerhalb von drei bis fünf Jahren, wachsen mehrere Meter in die Höhe und sprengen schließlich ihren Gipfel ab. Und das mit jeder Menge Dramatik: Augenzeugen wollen Flammen bis zu einer Höhe von vier bis fünf Metern gesehen haben, die rund 90 Minuten loderten. Statt Wasser befindet sich unter ihnen Gas und das sorgt anscheinend für die Explosion und die meterhohen Flammen. Woher das Gas kommt, ist unklar und wird weiterhin von Forschern untersucht.