17. Januar 2024, 14:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Im Schweizer Kanton Wallis befindet sich mit dem Barryland das vielleicht süßeste Museum der Welt. Hier dreht sich alles um die Hunderasse Bernhardiner, die eine der berühmtesten und beliebtesten Nationalsymbole der Eidgenossenschaft ist. Mit dem Museum hat sich eine Stiftung der Ehrung und Erhaltung dieser besonderen Tiere verschrieben. Und denen können Besucher wirklich ganz nah kommen.
Seit dem Jahr 2006 erfreut ein ganz besonderes Museum im Schweizer Kanton Wallis die Herzen kleiner und großer Hundefreunde. Denn im „Musée et Chiens du Saint Bernard“, oder einfach kurz Barryland genannt, dreht sich alles um die Rasse der Bernhardiner. Und denen können Besucher bei einem Ausflug ganz nahe kommen, denn sie werden in dem besonderen Lernzentrum in der Gemeinde Martigny auch gezüchtet. Die Geschichte der Tiere ist faszinierend – und reicht bereits einige hundert Jahre zurück.
Wie man auf der offiziellen Webseite von Barryland nachlesen kann, gibt es die Bernhardiner, liebevoll auch Barrys genannt, als Rasse bereits seit etwa 300 Jahren. Schon im 11. Jahrhundert gründeten Mönche auf der Passhöhe des Großen St. Bernhard ein Hospiz als Zufluchtsort für Reisende und Pilger. Die ersten Belege über die Haltung großer Berghunde dort datieren aus dem Jahr 1695. 1707 taucht erstmals eine Aktennotiz dazu auf. Diese Tiere nannte man zunächst Barrys, dann nach dem Pass Bernhardiner. Und sie erwiesen sich schnell nicht nur als nützliche Begleiter, sondern mitunter auch als wahre Helden.
Legendäre Lebensretter
So retteten die Bernhardiner unzählige Leben von Menschen in den Bergen. Mit dem Einfall von Napoleons Truppen auch in die Schweiz verbreitete sich ab dem Jahr 1800 der damals bereits legendäre Ruf der Tiere über ganz Europa. Die Barrys wurden damit zum Symbol des Rettungshundes schlechthin. So wie Barry I., der von 1800 bis 1812 in dem Hospiz lebte, und nachweislich mehr als 40 Menschen vor dem Tod bewahrte. Zu seinem Andenken gibt es noch heute in jedem Zuchtjahrgang einen Rüden, der seinen Namen fortträgt. Seit 1923 kann man den Hunde-Helden als Präparat im Naturhistorischen Museum in Bern bewundern.
Die Zucht vom Berghund zur heutigen Bernhardiner-Rasse auf dem Großen St. Bernhard dauerte nur wenige Generationen. Bereits seit 1884 gilt die Art wegen ihres robusten Auftretens, das Sanftmut und Stärke mühelos paart, als Nationalsymbol der Schweiz. Auf einem internationalen Kynologen-Kongress wurde der Barry 1887 dann auch offiziell als Schweizer Hunderasse anerkannt. Heute widmet sich das Barryland als weltweit einziges Museum zu dem Bernhardiner der Ehrung und Erhaltung dieser stolzen Tiere.
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300 Jahre Zucht
Für Besucher ist dieser Teil des Barryland besonders süß und spektakulär, denn pro Jahr werden auf dem Gelände etwa 20 Hundewelpen geboren. Die Fondation Barry, die den Ort betreibt, übernahm bereits im Jahr 2005 die etwa 300 Jahre alte Zucht vom geistlichen Orden der Chorherren vom Großen Sankt-Bernhard. Damit ist das Museum heute Schauplatz der ältesten und bedeutendsten Zuchtstätte für diesen Hundetyp auf der ganzen Welt. Etwa 30 Tieren, und zeitweise eben auch deren Nachwuchs, kann man dann bei einem Besuch mit etwas Glück ganz nah kommen.
„Unser Hauptprodukt sind die Wanderungen mit den Bernhardinern“, sagt Marilyne Emery, Projektleiterin Kommunikation/Marketing von Barryland, auf Anfrage zu TRAVELBOOK. Dabei haben Besucher die Chance, mehrere Stunden mit den Tieren an ihrer Seite die Gegend um Martigny zu erkunden. Im Sommer geht es zum Beispiel auf den St. Bernhard-Pass, laut Webseite eine sportliche Tour für geübte Wanderer. Im Winter kann man die Barrys dann bei einer Schlittenfahrt näher kennenlernen, wobei die starken Tiere das Gefährt für zwei bis acht Kinder selbst ziehen.
Die Barrys kann man auch adoptieren
Im Hundebereich von Barryland können Besucher live dabei zusehen, wie die Hunde gefüttert und gepflegt werden, wofür ein insgesamt 13-köpfiges Team vor Ort sorgt. Dieses führt die Tiere auch aus und trainiert sie. Über eine Webcam kann man die neugeborenen Welpen beobachten, die natürlich die unbestrittenen Stars des Museums mit Herz und Schnauze sind. Die Chance dazu gibt es laut Webseite vier- bis fünfmal pro Jahr. Vier Wochen verbleiben die jungen Hunde dann am Ort. Und wer einen besonderen „Eignungstest“ besteht, kann sogar einen Barry adoptieren.
„Wer einen solchen Hund halten will, sollte sich unbedingt vorab mit seiner Rasse vertraut machen“, so Emery. „Insbesondere benötigen künftige Halterinnen und Halter sehr viel Zeit, um sich ordnungsgemäß mit dem Hund zu beschäftigen, und ausreichend Platz zum Herumtollen im Freien.“ Jedes neue Adoptionsgesuch werde daher vorab sorgfältig geprüft. Und dass das Museum mit der Idee zur Ehrung der Barrys quasi auf den Hund gekommen ist, zeigen die wachsenden Besucherzahlen. Kamen 2022 noch 70.000 Besucher, waren es 2023 schon 75.000.
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Neue Attraktion geplant
Und um das Museum in Zukunft noch attraktiver zu gestalten, plant die Stiftung perspektivisch auf 20.000 Quadratmetern eine Erweiterung namens Themenpark Barryland. Ein größerer Außenbereich soll das Wohlbefinden der Hunde steigern. Und Besuchern die Chance geben, die Tiere noch besser kennenzulernen. Fünf Themenbereiche rund um die Barrys sorgen dann noch einmal für ein genaueres Verständnis dieser besonderen Hunde.
Und die tun auch außerhalb von Barryland Gutes, nämlich als sogenannte „Sozialhunde“. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich von Altenheimen über Krankenhäuser bis hin zu Gefängnissen. Auch die soziale Entwicklung und das Lernen bei Kindern und Jugendlichen können die Barrys fördern. Ebenfalls kommen sie als Therapiehunde für Menschen in schwierigen Lebenslagen zum Einsatz. Und tragen so dazu bei, die Legende der Bernhardiner als Nationalhund der Schweiz weiter zu nähren.