30. Dezember 2021, 18:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Im Jigokudani-Affenpark in Japans Präfektur Nagano findet jeden Tag ein wahrlich skurriles Spektakel statt. Ein Rudel Japanmakaken zieht dann zu den im Park befindlichen heißen Quellen, um dort zu baden. TRAVELBOOK erzählt, wie Asiens wohl ungewöhnlichstes Touristen-Highlight entstand.
Es ist Fütterungszeit im Jigokudani-Affenpark in Japans Präfektur Nagano. Oder, genauer gesagt, Badezeit. Unzählige Touristen haben sich um die dampfenden heißen Quellen versammelt, die sich hier, im Herzen des Joshinetsu-Nationalparks, befinden. Die Kameras im Anschlag warten sie auf die tierischen Hauptdarsteller des gleich beginnenden Spektakels. Denn schon bald wird ein Rudel Affen, genauer Japanmakaken, in den heißen Quellen ein Bad nehmen.
Es ist eines der wohl ungewöhnlichsten und beliebtesten Touristen-Highlights in ganz Japan, vielleicht sogar Asien. Dabei entstand der Jigokudani-Affenpark, im Japanischen Jigokudani Yaen Kōen, eher aus einer Not heraus, wie die mit dem Park verbundene Seite „Snow Monkey Resorts“ berichtet. Demnach war ein Mann namens Sogo Hara im Jahr 1957 in der Gegend Jigokudani unterwegs, das wegen seiner steilen Klippen und des aus der Erde strömenden Schwefels bei Einheimischen auch als das „Tal der Hölle“ bekannt ist. Dabei beobachtete er fasziniert die Affen – zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass er für deren Überleben eine wichtige Rolle spielen sollte.
Ein „Badeunfall“ als Stunde Null
Demnach wurde ihr natürliches Habitat, die Berge um Jugokudani, um diese Zeit bereits vom Menschen bedroht. Denn seit den frühen 1950er Jahren wurde die Gegend in ein Ski-Ressort umgewandelt, der Bau von Pisten und Liften schränkte den Lebensraum der Affen dramatisch ein. Bis ihnen nichts mehr übrig blieb, als in tiefer gelegene Regionen abzuwandern, um ihr Überleben zu sichern. Und genau hier nimmt die Geschichte vom Jigokudani-Affenpark ihren Anfang.
Die Affen begannen nun, sehr zum Missfallen des Menschen, rund um das Dorf Yamanouchi Obst zu plündern. Sogo Hara konnte die Besitzer eines lokalen Badehauses, das selbst über heiße Quellen verfügte, zu einer Art List überreden. Um die Affen vom Dorf wegzulocken, streute man ab sofort rund um das Badehaus Äpfel für die Tiere aus. Diese kamen von nun an tatsächlich gerne zu der Lokalität namens „Korakukan“ – und so kam es eines Tages wohl zu einem folgenschweren „Badeunfall“, der heute als die Geburtsstunde des Jigokudani-Affenpark gilt.
Die Gründung des Jigokudani-Affenpark
Demnach versuchte wohl einer der Affen, einen in eine heiße Quelle gefallenen Apfel herauszuangeln. Und fiel dabei selbst hinein. Vielleicht hatten die Affen aber auch nur die zahlreichen Besucher des Badehauses bei ihrer genussvollen Prozedur beobachtet, und dieses Verhalten einfach kopiert. Wie dem auch sei, es dauerte nicht mehr lange, und schon waren die badenden Affen im „Korakukan“ ein nicht ungewöhnlicher Anblick. Einer, der natürlich viele Touristen anlockte.
Und so sehr das „Korakukan“ sich auch über den regen Zulauf und damit die zusätzlichen Einnahmen freute, waren die Affen doch auch ein Problem. Denn natürlich gab es gleichzeitig Bedenken über die hygienischen Zustände des Wassers, die durch das regelmäßige Affen-Bad gefährdet sein mochten. Und wieder war es Sogo Hara, der die Tiere rettete – indem er sich erfolgreich für die Gründung des Jigokudani-Affenparks im Jahr 1964 einsetzte.
Beliebtes Touristenhighlight
Hier hatten die Affen nun dank der Schwefelquellen, aus denen heißes Wasser strömte, genügend Bademöglichkeiten. Nicht nur das, man baute ihnen sogar künstliche Pools für ihr Vergnügen. Um sie an diesen neuen Ort im Jigokudani-Affenpark zu gewöhnen, begann man auch hier mit einer regelmäßigen Fütterung. Das Management des Parks besteht allerdings darauf, dass die Tiere sich bis heute selbstständig ernähren könnten. Das Futter – am liebsten mögen die Makaken Soja-Bohnen und Gerste – sei nur eine Ergänzung ihres Speiseplans, um sie anzulocken.
Sehr zur Freude der unzähligen Touristen, die die Affen jeden Tag bei ihrem Bad beobachten. Besonders beliebt ist diese fröhliche Prozedur im Herbst und Winter, wenn der Jigokudani-Affenpark unter einer dichten Schneedecke liegt. Laut „Snow Monkey Resorts“ ist der Park das ganze Jahr über für Besucher geöffnet. Erwachsene bezahlen 800 Yen, umgerechnet sind das etwa 6 Euro. Für Kinder werden 400 Yen berechnet, also gut 3 Euro.
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Füttern und baden verboten
Dafür geben die Betreiber aber auch eine Art Garantie, die Affen zu sehen. Vor einigen Jahren gab es auch den Versuch, Besucher die Tiere füttern zu lassen. Doch als diese in der Folge immer fordernder und teils aggressiver wurden, stellte man diese Bestrebungen wieder ein. Heute ist das Füttern der Tiere durch Gäste sogar verboten. Und auch das gemeinsame Baden mit den Makaken ist natürlich nicht gestattet. Der Zugang zum Jigokudani-Affenpark erfolgt über einen 1,6 Kilometer langen Wanderweg.
Auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die Nutzer begeistert von dem Erlebnis der badenden Affen. „Wir hatten viel Spaß, und die Affen haben das Wasser offensichtlich sehr genossen“, schreibt ein User. Ein zweiter ergänzt: „Es war eine unglaubliche Erfahrung, die Affen so nah und in den heißen Quellen zu sehen.“ Ein Dritter meint sogar: „Diese Affen zu sehen wird immer eine der schönsten Erinnerungen in meinem Leben sein.“