12. November 2024, 13:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nur knapp 2000 Menschen leben auf der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel im Indischen Ozean. Dafür aber Millionen leuchtend roter Krabben. Jedes Jahr machen sie sich wie auf Kommando auf den Weg zur Paarung ans Meer. Zurzeit ist es wieder so weit – TRAVELBOOK zeigt die beeindruckenden Bilder einer der größten Tierwanderungen der Welt.
Alle Jahre wieder kommt es auf der kleinen Insel Christmas Island im Indischen Ozean zu einem einzigartigen Naturschauspiel. Wenn die Regenzeit beginnt, wie jetzt gerade, setzen sich in den Wäldern der Weihnachtsinsel viele Millionen knallroter Krabben zu einem langen Marsch in Bewegung. Ihr Ziel: das Meer. Das Besondere: Zunächst sind es nur die männlichen Tiere, die zum Meer wandern. Dort nehmen sie Salzwasser auf, kehren wieder in ihre Höhlen im Inselinneren zurück und paaren sich mit den Weibchen. Anschließend wandern die Weibchen zum Meer und legen im Wasser ihre Eier ab, um dann wieder den Weg zurück auf sich zu nehmen.
Laut dem australischen Nachrichtenportal „ABC News“ waren die Regenfälle Anfang dieses Monats besonders stark, sodass man davon ausgeht, dass es eine der größten Krabbenwanderung seit Langem werden wird. Die Behörden schätzen die Zahl der Tiere in diesem Jahr auf bis zu 100 Millionen.
Im vergangenen Jahr hatte dem Bericht zufolge eine Dürreperiode den Beginn der Wanderung verzögert. Erst im Februar 2024 hatte sich eine geringere Zahl als sonst auf den Weg zur Paarung gemacht. Wenn die winzigen Jungtiere sich nach dem Schlüpfen wieder auf den Weg ins Inselinnere machen, färben sich die Strände und Straßen erneut rot.
Touristenspektakel auf Christmas Island
Die Wanderung der Weihnachtsinsel-Krabbe (Gecarcoidea natalis) ist inzwischen ein Touristenspektakel. Viele Naturliebhaber fliegen eigens auf die Weihnachtsinsel, um den Panzerträgern auf ihrem Weg zuzuschauen. Ein Großteil kommt aus Australien, wozu Christmas Island gehört, obwohl der Kontinent mit 1500 Kilometern viel weiter weg ist als die indonesische Insel Java. Bis zu dieser sind es aber auch noch 300 Kilometer.
Krabben sind auf Christmas Island deutlich in der Überzahl im Vergleich zu den rund 2000 Menschen, die dort leben. Die genaue Zahl der Weihnachtsinsel-Krabben kann jedoch nur vermutet werden. Meist bewegen sich die Schätzungen zwischen 60 und 100 Millionen. Zwei Drittel der Insel, dichter Regenwald, stehen unter Naturschutz.
Wer und was den Anstoß gibt, damit sich die roten Krabben wie auf Kommando in Bewegung setzen, haben die Forscher noch nicht herausgefunden. Man weiß aber, dass es richtig – nicht nur ein bisschen – regnen und der Boden sehr nass sein muss. In der Regel geht ein erfahrenes Männchen voran.
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Aus den Wäldern zum Meer
Auf ihrem Weg lassen sich die tellergroßen Krebstiere von natürlichen Hindernissen nicht aufhalten. Mit ihren zehn rundum beweglichen Gliedmaßen überwinden sie Wurzeln ebenso wie Felswände und Hausmauern. Gelaufen wird nur tagsüber. Nachts ist Pause. Im Schnitt legen sie 1,5 Kilometer pro Tag zurück. Für den Weg aus den Wäldern zum Meer – fünf bis sieben Kilometer – brauchen sie also mehrere Tage.
Natürliche Feinde haben sie eigentlich nicht, abgesehen von einer Ameisenart, die Gelbe Spinnerameise (Anoplolepis gracilipes), die in den 1990er Jahren wahrscheinlich von einem Schiff aus Afrika eingeschleppt wurde. Sie kann mit ihrem Gift die Augen der Krabben verätzen, sodass sie erblinden und sterben. Normalerweise werden Weihnachtsinsel-Krabben 15 bis 25 Jahre alt.
Gefahr droht auch vom Menschen, vor allem von Autos. Immer wieder kommen Krabben auf dem Weg zum Meer unter die Räder. Inzwischen hat man entlang der wichtigsten Strecke eigens für sie einen fünf Kilometer langen Zaun gebaut, Unterführungen und sogar eine Brücke. Denn die Weihnachtsinsel-Krabben sind streng geschützt. Und so wiederholt sich das Spektakel Jahr für Jahr aufs Neue.