24. März 2017, 16:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Amerikaner Steve Dee kommt Haien mit seiner Kamera so nahe wie kaum ein anderer. Im Interview mit TRAVELBOOK erzählt er, wie er zu seiner Leidenschaft kam, was sein gefährlichstes Erlebnis bei seinen Unterwasser-Abenteuern war und warum er den Schutz von Taucherkäfigen eigentlich nicht mehr braucht.
Steve Dee hat ein ungewöhnliches Hobby: So oft es geht, taucht er in die Tiefen der Meere, um Tigerhaie zu füttern oder weiße Haie zu beobachten. Dabei hat er stets seine Kamera dabei: Und macht spektakuläre Aufnahmen von den gewaltigen, brutal aussehenden Fischen, vor denen die meisten Menschen sich fürchten. Für Dee sind Haie „wunderschöne Kreaturen.“ Von Beruf ist der 44-Jährige eigentlich Psychotherapeut. Er wuchs sowohl an der Ostküste in New Jersey, als auch an der kalifornischen Westküste der USA auf und begann früh zu tauchen und das Unterwasserleben zu erkunden.
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„Mit 7 oder 8 Jahren brachte mich mein Vater zu einem wunderschönen, natürlichen Wasserbecken in Kalifornien“, erzählt er im Interview mit TRAVELBOOK. „Dort sah ich zum allerersten mal einen Hai und war von seinen eleganten Bewegungen fasziniert.“
Er glaubt, dass das Bild vom Hai als gefährlicher Killer, der nach Menschenfleisch giert, komplett von dem Medien konstruiert wurde.
„Haie wollen einen nicht fressen. Sie machen keine Jagd auf Menschen. Viele Leute erzählen mir, sie würden sich nicht mehr ins Meer trauen, weil sie Angst davor hätten, von einem Hai gebissen zu werden. Dabei stehen die Chancen dafür 1 zu 3 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, im Meer zu ertrinken, ist viel viel größer.“
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Nachdem er als Erwachsener seinen Tauchschein gemacht hatte, flog Dee auf die Insel Molokai in Hawaii. Beim Tauchen sah er einen Schwarm Hammerhaie über sich hinwegschwimmen. Sofort verspürte er den Wunsch, die silbernen Raubfische ganz aus der Nähe zu beobachten. Seitdem geht er überall auf der Welt auf Tauchgänge, um sie zu fotografieren.
In Guadalupe in Mexiko schwimmt er bevorzugt mit weißen Haien, aber seine Lieblingshaie sind Tigerhaie, denen er sogar Namen wie Cinnamon, Emma oder Hook gibt. Je mehr Zeit er mit den Knorpelfischen verbringt, desto vertrauter fühlt er sich Ihnen. „Fast alle Tauchtouren, die ich heutzutage mache, mache ich ohne Käfig. Manche Menschen finden das ein bisschen verrückt, aber wenn man sich mit Haien beschäftigt und weiß, wie man ihr Verhalten einschätzen kann, dann ist das ziemlich ungefährlich.“
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Dee wurde noch nie direkt von einem Hai angegriffen
Direkt angegriffen wurde Dee noch nie von einem der Fleischfresser. Sein gefährlichstes Erlebnis war stattdessen, als er mit Freunden Tigerhaie fotografierte und die großen Fische fütterte, während über Ihnen Zitronenhaie schwammen. Als plötzlich ein Engelfisch zwischen die Taucher schoss, wurde Ihnen klar, dass dieser vor den Haien über ihnen floh: Direkt hinter ihm her kamen die Jäger und stoben durch die Taucher und Tigerhaie hindurch. Letztere jedoch blieben ruhig, weil sie bereits gefüttert wurden. Nach einigen Minuten war der Engelfisch verschwunden und auch die Taucher wieder in Sicherheit vor den jagenden Haien.
Die Fotografien, die bei Dees unzähligen Tauchreisen entstanden sind, hat der Amerikaner jetzt auch als Buch veröffentlicht. Er hofft, dass er mit seinen Fotos auf die wilde Schönheit von Haien aufmerksam machen und ihr Image verbessern kann.
„Haie werden für ihr Fleisch, ihr Öl, ihre Flossen und ihre Zähne gejagt. Im Verlauf dieser Praktiken werden sie in hoher Zahl getötet und sie können sich nicht so schnell fortpflanzen, wie ihr Bestand schrumpft. Wenn also weiter so viele Haie getötet werden wie im Moment, werden wir die Spezies für immer verlieren, was einen katastrophalen Effekt auf das Ökosystem des Ozeans hätte.“
Tatsächlich sterben weltweit weit mehr Haie durch Menschen als umgekehrt. Die englische Haischutzorganisation Shark Trust etwa spricht von bis zu 73 Millionen Haien, die jährlich alleine durch die gezielte Jagd auf Flossen getötet werden.