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Von Hamburger Universität

Karte zeigt, welche deutschen Orte bis 2100 untergehen könnten

Die rot markierten Orte in Deutschland könnten, aufgrund des steigenden Meeresspiegels, im Jahr 2100 untergegangen sein
Die rot markierten Orte könnten, aufgrund des steigenden Meeresspiegels, im Jahr 2100 untergegangen sein Foto: Sealevelrise / HCU Hamburg
Larissa Königs
Larissa Königs Autorin

10. August 2023, 13:39 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Schon seit Langem ist bekannt, dass der zukünftige Meeresspiegelanstieg viele Orte bedrohen wird. Auch in Deutschland werden zahlreiche Küstenregionen betroffen sein. Norddeutsche Forscher haben eine Prognose aufgestellt, welche Orte, je nach Klimaprognose, bis zum Jahr 2100 untergehen könnten.

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Der durch den Klimawandel verursachte zukünftige Meeresspiegelanstieg wird dazu führen, dass diverse Küstenregionen weltweit überflutet werden, zahlreiche Ökosysteme werden zerstört werden, Tausende Menschen werden umsiedeln müssen. Schon seit vielen Jahren warnen vor allem Küstenstaaten über die zunehmende Bedrohung (TRAVELBOOK berichtete). Doch auch in Deutschland gibt es diverse Orte, die aufgrund des steigenden Meeresspiegels untergehen könnten. Wo die Folgen besonders dramatisch sein könnten, haben Hamburger Forscher in einer Studie analysiert und in Karten visualisiert.

Die Simulation von Wissenschaftlern der HafenCity University Hamburg basiert auf dem digitalen Höhenmodell TanDEM-X, aktuellen Messungen des Meeresspiegels, der vertikalen Landbewegung, sowie regionalen Meeresspiegelprojektionen für das Jahr 2100. Grundlage waren zwei verschiedene Klimaszenarien, die auf Prognosen der Organisation „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) basieren. Beim ersten, eher humanen Szenario, würde sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts im Mittel um circa 1,8 Grad Celsius erwärmen. Beim zweiten, deutlich dramatischeren Szenario, würde die Temperatur hingegen um das Doppelte steigen. Zudem wurde jeweils berechnet, wie die Situation mit Küstenschutz, also Deichen, Schutzwällen etc. aussehen könnte, sowie ohne einen solchen Küstenschutz – also dann, wenn beispielsweise Deiche brechen.

Diese Orte in Deutschland könnten mit einem steigenden Meeresspiegel untergehen

Die verschiedenen Szenarien führen zu deutlich unterschiedlich dramatischen Prognosen. Während im besten Fall „lediglich“ eine Fläche von 1061 Quadratkilometern betroffen wäre, würde im schlimmsten Fall eine Fläche von mehr als 9000 Quadratkilometern an den Küsten im Meer versinken. Entsprechend schwankt auch die betroffene Bevölkerung zwischen 5477 und 626.880 Menschen. Zudem zeigen sich gravierende Unterschiede zwischen Nord- und Ostseeküste. TRAVELBOOK zeigt die Ergebnisse im Detail.

Szenario 1

Mit Küstenschutz:

In dieser Simulation würde die Temperatur um 1,8 Grad Celsius ansteigen, woraufhin eine Fläche von etwa 1061 Quadratkilometern dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fallen würde. Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 40 Prozent der gesamten Überschwemmungsfläche die größte Fläche verlieren. Allerdings bestünde das Gebiet, das untergehen würde, hauptsächlich aus Wäldern, Feuchtgebieten und landwirtschaftlichen Flächen. Nur etwa 18 Quadratkilometer bebauter Flächen würden im Meer versinken. Insofern wären auch nur 5477 Menschen betroffen.

Szenario 1 mit Küstenschutz
Szenario 1 mit Küstenschutz Foto: Sealevelrise / HCU Hamburg

Ohne Küstenschutz:

Auch diese Simulation des Meeresspiegelanstiegs basiert darauf, dass die Temperatur um 1,8 Grad ansteigt. In diesem Fall allerdings wird prognostiziert, welche Auswirkungen es hätte, wenn es keine Deiche oder sonstigen Küstenschutz gäbe. Dann würde eine deutlich größere Fläche überflutet werden, insgesamt 8760 Quadratkilometer, und es wären auch größere Städte und dichter besiedelte Regionen betroffen. Deshalb wären auch 533.509 Menschen betroffen. Allerdings ist dieses Szenario eher unwahrscheinlich, da der Küstenschutz diesem Wasserstand theoretisch noch standhalten sollte. Anders sieht es hingegen bei Szenario zwei aus…

Szenario 1 ohne Küstenschutz
Szenario 1 ohne Küstenschutz Foto: Sealevelrise / HCU Hamburg

Szenario 2

Mit Küstenschutz:

Bei Szenario 2 gehen die Forscher von einer Klimaerwärmung von etwa 3,7 Grad aus. Überraschenderweise hätte das allerdings, vorausgesetzt der Küstenschutz bleibt intakt, kaum Folgen im Vergleich zu Szenario 1: Die überschwemmte Fläche nimmt nur geringfügig zu. Zwar wird das platte Land vor den Deichen überschwemmt, aber der Meeresspiegel übersteigt die Deiche nicht. Insgesamt würde hier eine Fläche von ca. 513 Quadratkilometern an der Nordseeküste und 644 Quadratkilometern an der Ostseeküste überflutet, 7636 Menschen wären betroffen.

Szenario 2 mit Küstenschutz
Szenario 2 mit Küstenschutz Foto: Sealevelrise / HCU Hamburg

Ohne Küstenschutz:

Allerdings sind die Deiche bei einem so viel höheren Wasserstand deutlich stärker belastet und die Gefahr eines Deichbruchs steigt. Insofern ist zu befürchten, dass die Deiche dem steigenden Meeresspiegel nicht standhalten können. Hier zeigt sich ein großer Unterschied in der überschwemmten Fläche zwischen Nord- und Ostsee: Während die Ostseeküste dank ihrer Steilküste vergleichsweise gut geschützt ist, würde die Nordseeküste zu großen Teilen überflutet werden. Die Überschwemmungsfläche an der Nordsee läge bei etwa 8096 Quadratkilometern. Insgesamt würde der Lebensraum von 626.880 Menschen versinken.

Die Landkreise Nordfriesland (circa 1268 Quadratkilometer), Dithmarschen (991 Quadratkilometer) und Cuxhaven (828 Quadratkilometer) würden die meisten Flächen verlieren. Tragisch: Die Stadt Wilhelmshaven läge in dieser Prognose im Jahr 2100 vollständig „hinter der Küstenlinie“. Das heißt, sie wäre den Wissenschaftlern zufolge komplett versunken.

Die rot markierten Orte in Deutschland könnten, aufgrund des steigenden Meeresspiegels, im Jahr 2100 untergegangen sein
Das Szenario 2 ohne Küstenschutz Foto: Sealevelrise / HCU Hamburg

Sie wollen sich genau anschauen, welche Orte konkret in welchem Szenario betroffen sind? Hier kommen Sie zu der interaktiven Karte von „Sealevelrise“.

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Worst-Case-Szenario 3

Tatsächlich ist das jedoch noch nicht das schlimmste mögliche Szenario. Denn auf er interaktiven Karte gibt es noch ein drittes Szenario. Hierzu schreiben die Forscher auf der Website: „Seit dem IPCC-Bericht im Jahr 2013 gibt es neue Erkenntnisse. (…) Aufgrund neuer Beobachtungen, Modellierungen und Expertenbewertungen gehen Forschende von einem Anstieg aus, der den vom IPCC prognostizierten Anstieg um mehr als das Doppelte übersteigt.“ Das liege daran, dass einige Faktoren, etwa das Schmelzen des Eis auf Grönland und der Antarktis oder das Auftauen von Permafrostböden bislang unterschätzt worden seien.

Im schlimmsten Fall könnte der steigende Meeresspiegel dazu führen, dass 10.000 Quadratkilometer in Deutschland untergehen
Im schlimmsten Fall könnte der steigende Meeresspiegel dazu führen, dass mehr als 10.000 Quadratkilometer in Deutschland untergehen Foto: Sealevelrise / HCU Hamburg

Sollte es tatsächlich zu einer so dramatischen Klimaerwärmung kommen, wären – ohne Küstenschutz, der diesen Wassermassen mutmaßlich kaum gewachsen wäre – 753.656 Menschen betroffen. Insgesamt würde dann aufgrund des steigenden Meeresspiegels in Deutschland eine Fläche von 10.116 Quadratkilometern untergehen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Szenario nicht eintritt.

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