17. September 2020, 5:42 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sie fischen Abfall aus den Kanälen von Amsterdam – und Tausende Touristen machen begeistert dabei mit. Das Unternehmen „Plastic Whale“ räumt seit 2011 in der Stadt der Grachten auf. Jetzt soll das Konzept auch auf andere Länder ausgedehnt werden.
Hand aufs Herz: Würden Sie im Urlaub den Müll sammeln, den andere Menschen weggeworfen haben? Was nicht unbedingt sehr verlockend klingt, ist in Amsterdam dank einer kleinen Firma mittlerweile zu einer Touristen-Attraktion geworden. „Plastic Whale”, so der Name des Unternehmens, gegründet 2011, bietet in der Stadt der Grachten Bootstouren an, bei denen man Abfall aus dem Wasser Fischen kann. Und das kommt an.
Laut eigenen Angaben haben sich 2019 fast 18.000 Touristen, die Amsterdam besuchten, an solch einem speziellen „Fischzug” beteiligt. Es wurden demnach alleine etwa 40.500 PET-Flaschen gesammelt, wofür eine Flotte von insgesamt 13 Booten zur Verfügung steht — elf davon in Amsterdam, zwei in Rotterdam. Das Besondere: All diese Boote sind aus dem Plastik gemacht, dass im Laufe der Jahre zusammenkam.
Die Touristen-Attraktion hat ihren Preis
Das Konzept haben die Menschen hinter „Plastic Whale” bereits nach ganz Europa und sogar bis nach Japan getragen, so organisierten sie alleine 2019 insgesamt 729 Events rund um das Müll-Sammeln. Mit Ghana kommt bald das erste afrikanische Land hinzu, in dem man sich engagieren und möglichst viel Müll einsammeln möchte. Und nicht nur Touristen scheinen begeistert, auch Firmen melden sich — Umweltschutz als Teambuilding-Maßnahme.
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Das hat allerdings seinen Preis. So kostet die Teilnahme an einem „Plastic Fishing” aktuell für eine Einzelperson 44,50 Euro, der Familientarif für maximal sechs Personen liegt bei 150 Euro. Firmen, die gerne einmal eine solche Ausfahrt buchen möchten, können 8-150 Personen anmelden, pro Kopf wird dabei eine Gebühr von 39,90 Euro fällig.
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Müllsammeln und Aufklärung
Umso schöner, dass es offenbar viele Menschen gibt, denen die Umwelt und ihr Schutz das Geld wert sind. Das Unternehmen engagiert sich längst auch darin, das Umweltbewusstsein von Schulkindern zu stärken. So können auch Klassen sich zu den Sammel-Aktionen anmelden. Nicht nur ihre „Rettungs-Boote” bauen die Macher von „Plastic Whale” aus gesammeltem Kunststoff, sondern auch Büro-Möbel — von deren Erlös werden dann an eine eigene Stiftung zehn Prozent gespendet, um an „Plastikmüll Hot-Spots” gegen Umweltverschmutzung zu kämpfen.
Das ist auch bitter nötig, wie eine Untersuchung der Universität von Leeds zeigt. Bis zum Jahr 2040 werden etwa 1,3 Milliarden Tonnen Plastik in unseren Weltmeeren „entsorgt”. Selbst bei den optimistischsten Szenarien würde man immer noch von einer Menge von 710 Millionen Tonnen rechnen müssen. Schon heute lande demnach etwa zehn Prozent unserer Plastikabfälle im Meer.