29. Dezember 2016, 16:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Schon bald kann man in einem Dorf in den Niederlanden autark in kleinen Gemeinschaften leben und eine ökologisch-bewusstes Leben führen. Auch in Deutschland ist ein solches Dorf geplant – ReGen Village heißt das Projekt. Eine Lebensform mit Zukunft? TRAVELBOOK hat mit dem Gründer James Ehrlich gesprochen.
Können Sie sich vorstellen, Teil einer kleinen Gemeinschaft zu sein, in der Sie Ihr Gemüse selbst anbauen, mit den Nachbarn einen Obstbaum teilen und umweltbewusst leben? Ein Ort, an dem man völlig unabhängig und nicht auf Lebensmittel aus dem Supermarkt und Strom von großen Anbietern angewiesen ist? Wem dieser Gedanke zusagt, wird das „ReGen Villages“-Projekt lieben.
Das visionäre Projekt, ins Leben gerufen von Unternehmer James Ehrlich und dem dänischen Architekturbüro EFFEKT, plant einen großen Schritt zurück zur Natur. Im Zentrum stehen dabei selbstständige und ökologische Wohnformen. Genauer bedeutet das, dass sich die kleine Gemeinschaft mit Nahrung, Energie und frischem Wasser selbst versorgt und den entstehenden Abfall selbst recycelt. „ReGen steht für Regenerierung. Der Output des einen Systems ist der Input eines anderen“, erklärt Gründer James Ehrlich im Gespräch mit TRAVELBOOK. So entsteht innerhalb der Dörfer ein biologischer Kreislauf.
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Die Klimaerwärmung regt zum Umdenken an
Das Umweltbewusstsein hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Schlagworte wie Klimaerwärmung und Nachhaltigkeit regen viele Menschen zum Umdenken an und fördern den Wunsch, minimalistischer und natürlicher zu leben. Der Trend, so Ehrlich, geht raus aus den großen Städten. Hochgeschwindigkeitsstrecken werden in Zukunft dafür sorgen, dass wir zum Arbeiten schnell in der Stadt sein können und trotzdem nicht auf ein Haus im Grünen verzichten müssen. Dabei sieht James Ehrlich die Zukunft in seinen ganz besonderen Öko-Dörfern: „Wenn man die Entwicklung der Wohnbebauung betrachtet, ist es eine Revolution – aber bezogen auf die Realität ist er der einzige Weg voran.“
Der Visionär beschreibt die „ReGen Villages“ gegenüber TRAVELBOOK als „Tesla of ecovillages“, also als das Tesla der Ökodörfer. Dabei bezieht er sich auf das US-amerikanische Unternehmen Tesla Motors, dass auf das Bauen von Elektroautos spezialisiert ist. Die beiden Unternehmen verbindet, dass sie eine umweltfreundliche und zukunftsweisende Alternative zu den aktuellen Lebensentwürfen der breiten Masse schaffen möchten. „Wir tun alles, damit Familien gut versorgt in eine sich ändernde ökonomische und umweltbewusste Zukunft schauen können.“
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Ehrlichs größte Motivation war sein Sohn
Seit elf Jahren befasst sich Ehrlich mit dem Thema, wie ein autarkes und minimalistisches Leben aussehen könnte. Zwar ist die Idee, in kleinen naturbelassenen Gemeinschaften zu wohnen, nicht neu, aber Ehrlich hat das Konzept einen Schritt weiter gedacht und auf eine globale Ebene übertragen. „Am wichtigsten war der Moment, als ich vor einigen Jahren in die Augen meines damals zweijährigen Sohnes sah und mir vorstellte, wie er mich in 30 Jahren fragt: ‚Wo warst du und was hast du getan?‘ Das war wohl die größte Motivation“, erklärt er TRAVELBOOK.
Fast wieder wie vor 70 Jahren
Wie man im Rockefeller Report 2013 lesen kann, hat die Gesellschaft früher sehr ähnlich funktioniert. Bis 1950 lebten 75 Prozent der 2,2 Milliarden Menschen in kleinen Gemeinschaften, die sich selbst versorgten – ganz ähnlich wie in Ehrlichs ReGen-Villages-Projekt. „Selbstständigkeit im Bezug auf Lebensmittel, Wasser, Energie und Abfall innerhalb einer kleinen Gemeinschaft ist wahrscheinlich der einzige Weg, wie die Menschheit in der Zukunft leben kann. Vor allem, wenn man bedenkt, dass bis 2050 zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben werden“, fasst der Ideengeber zusammen.
Geplant sind die Dörfer an verschiedenen Orten: In Almere, einer Stadt in den Niederlanden, soll 2018 das erste Dorf dieser Art eröffnen. 150 bis 200 Familien sollen hier ein neues, umweltfreundliches Zuhause finden. Die Häuser und Wohnungen werden vermietet oder verkauft, wobei Engagement innerhalb des Projekts mit geringeren Mieten belohnt wird. Um dies zu berechnen, soll es eine App geben.
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Man kann sich für die Dörfer vormerken
Das Interesse ist groß: Zahlreiche Bewerber haben sich schon für die ReGen Villages vormerken lassen. Auf der Homepage kann man sich schon heute für einen potenziellen Platz registrieren. „Ich glaube, die Menschen haben genug von Gemeinschaften, die keinen Sinn ergeben“, erklärt Ehrlich die hohe Nachfrage . Die Menschen haben wieder den Wunsch, einen Sinn in ihrem Verhalten, ihrem Konsum und ihrer Lebensweise zu sehen.
Auch in Deutschland ist ein ReGen Village geplant: „Wir schauen uns gerade ein paar sehr interessante Standorte in Deutschland an. Ein Ort in Bayern, nahe der TU Deggendorf, ist für ein regeneratives Wohnheim für 600 Studenten interessant, auch einige Gebiete in der Umgebung von Hamburg und Berlin haben wir im Auge.“ Entscheidend für die Lage sei, dass sich Universitäten in der Nähe befinden, dass es Investoren und Partner gebe und die Regierung sich maßgeblich beteilige.