11. Februar 2019, 7:45 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Raumfahrtfirmen wie Blue Origin, Virgin Galactic oder SpaceX planen, Touristen ins All zu schicken. Während für viele „Normalos“ (mit dem nötigen Kleingeld) damit ein riesiger Traum in Erfüllung gehen würde, bedeuten die kommerziellen Weltraum-Reisen für die Umwelt eher einen Albtraum.
Konkrete Angaben, inwieweit Reisen ins Weltall (ob kommerziell oder für Forschungszwecke) Auswirkungen auf die Umwelt haben und die Ozonschicht beschädigen, gibt das 2018 veröffentlichte „United Nations Quadrennial Global Ozone“-Gutachten. Einer der führenden Autoren des Reports ist der Senior Projektingenieur für zivile und kommerzielle Projektstarts der Aerospace Corporation in Kalifornien, Martin Ross. Er betonte im Interview mit dem Online-Magazin Space, dass die Auswirkungen des ausgestoßenen Rußes und der Raketenabgase auf das Klima und die Ozonschicht miteinander verknüpft seien.
Was passiert mit dem ausgestoßenen Ruß einer Rakete?
Der von Raketen ausgestoßene Ruß sammele sich in der oberen Stratosphäre, wo die Partikel das Sonnenlicht absorbieren. Dadurch erhitze sich diese und verändere die chemischen Reaktionen, was wiederum zu einem Ozonabbau führe. In diesem Zusammenhang müssten aber nicht nur Starts von Raumschiffen, sondern auch deren Wiedereintritt in die Atmosphäre untersucht werden.
„In diesen entscheidenden 20 Sekunden beim Wiedereintritt geht es vom Erhitzen zum Schmelzen zur Verdampfung und dann zurück zum Staub. Wie passiert das? Was ist diese Kompensation? Das wissen wir nicht. Wir müssen von dem Gedanken loskommen, dass Verdampfung Verschwinden bedeutet. Verdampfung gleicht Staubproduktion. Dieser Prozess kann noch nicht richtig nachvollzogen werden“, erklärt Ross.
Wenn eine Rakete auf die Erde zurückkehrt, würden große Mengen Aluminium und andere Materialien großer Hitze ausgesetzt. Die chemische Kinetik der Partikel, die bei diesem Prozess produziert werde, sei laut Ross noch nicht untersucht worden. Einige dieser Partikel seien sehr reaktionsfreudig, daher könnten kleine Mengen bereits eine signifikante Auswirkung auf die Atmosphärenchemie haben.
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Ruß ist schlimmer als Raketenabgase
Auch Michael Mills vom „National Center for Atmospheric Research“ in Boulder, Colorado, und dessen Kollegen stellten bei einer Untersuchung im Jahr 2010 eine erstaunlich große Auswirkung der Weltraumfahrt auf das Klima der Erde fest. Bei ihren Untersuchungen seien sie von 1000 Raketenstarts pro Jahr ausgegangen. Dabei gehe die größte Klimaauswirkung nicht vom CO2, sondern vom Ruß aus, der von den Verbrennungsmotoren als Nebenprodukt ausgestoßen wird.
Raketen seien die einzigen Quellen von menschlich verursachter Emission oberhalb von 20 Kilometern Höhe. Die ausgestoßenen Rußpartikel würden sich in der Stratosphäre ansammeln und dort über Jahre verbleiben, wie Ross bereits ausführte. Allerdings würden diese nicht nur Sonnenstrahlen absorbieren und die Stratosphäre erhitzen, sondern auch Strahlen davon abhalten, die tieferen Schichten und die Erdoberfläche zu erreichen. Dies verändere die Zirkulationsvorgänge in der Luftschicht und im Weiteren das Klima.