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Alarmierende Studie

Mehr als die Hälfte der Weltmeere hat bereits ihre Farbe verändert   

Grünfärbung im Meer
Die Weltmeere verändern ihre Farbe – TRAVELBOOK erklärt, was dahintersteckt Foto: Getty Images

17. Juli 2023, 12:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Das Meer ist blau – so lernen wir es bereits als Kind. Doch so langsam sollte man wohl umdenken. Denn die Weltmeere verändern ihre Farbe, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Entwicklung sei bei bereits mehr als 56 Prozent der Ozeane zu beobachten und die Ursache dafür mal wieder der Klimawandel. TRAVELBOOK erklärt es genauer.

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„Die Farbe des Ozeans hat sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich verändert.“ So ist es aktuell in einer Pressemitteilung der Massachusetts Institute of Technology (MIT) nachzulesen. Der weltweite Trend sei eine Folge des vom Menschen verursachten Klimawandels. Zu dem Thema haben Mitarbeiter der MIT und weiterer Forschungseinrichtungen eine gemeinsame Studie durchgeführt, diese erschien kürzlich im Fachmagazin „Nature“. TRAVELBOOK geht genauer darauf ein.

Mehr Grün als Blau – die Weltmeere verändern ihre Farbe

Wasser ist an sich bekanntlich nicht blau, sondern klar. Warum das Meer und oft auch Seen blau erscheinen, hat in einem früheren Beitrag der Experimentalphysik-Professor Dr. Tobias Kampfrath von der Freien Universität Berlin gegenüber TRAVELBOOK erklärt. Demnach finden, sobald ein Sonnenstrahl ins (Meer-)Wasser eingedrungen ist, zwei Prozesse gleichzeitig statt. „Zum einen wird das Licht vom Wasser absorbiert. Zum anderen wird es von den Wassermolekülen in alle Richtungen gestreut und kann so zu unseren Augen gelangen.“ Dadurch enthält das gestreute Licht mehr blaue als rote Anteile, das Wasser erscheint uns daher im Regelfall blau.

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Doch nun finden also erhebliche Veränderungen statt, und zwar insbesondere in den tropischen Ozeanregionen in Äquatornähe, heißt es in der Pressemitteilung. Hier seien die Meere im Verlauf der vergangenen beiden Jahrzehnte immer grüner geworden. Für das menschliche Auge seien die Farbveränderungen nicht so offensichtlich. Doch das Forscherteam hat über 20 Jahre erhobene Daten aus Satellitenüberwachungen der Nasa ausgewertet, und diese Detailaufnahmen zeigten sie deutlich. Betroffen sind demzufolge 56 Prozent der Weltmeere, eine Fläche also, die insgesamt größer ist als das gesamte Land auf der Erde. Dabei spiegele die Farbe der Weltmeere buchstäblich die Situation im Wasser wider.

Ursache sind veränderte Planktonbestände

Die Wissenschaftler können eine Erklärung für die Farbveränderungen vorlegen: veränderte Bestände an tierischen und pflanzlichen Organismen, in ihrer Gesamtheit Plankton genannt. In Plankton kommen hohe Mengen am grünen Farbstoff Chlorophyll vor, deshalb die deutliche „Vergrünung“ der Weltmeere. Gebietsweise seien aber auch Farbveränderungen ins Rot zu beobachten.

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Keine natürliche Entwicklung

Die Wissenschaftler haben weiterhin überprüft, ob es sich bei ihren Beobachtungen um eine gewöhnliche, mit der Zeit zu erwartende Entwicklung handelt oder doch eher um die Folge des Klimawandels. Dabei war für eine der Beteiligten, Studienautorin Stephanie Dutkiewicz, der Fall wohl von vornherein klar. Die MIT-Forscherin führt seit vielen Jahren Simulationen durch, um die drohenden Konsequenzen durch das menschliche Einwirken in die Klimabalance zu prognostizieren. Für die aktuelle Untersuchung wurde eines ihrer Modelle aus dem Jahr 2019 herangezogen. Darin hatte Dutkiewicz zwei Szenarien durchgespielt: einerseits, wie sich die Farbe der Weltmeere unter dem Einfluss von Treibhausgasen verändern würde, und andererseits ohne. Den Trend, den die Satellitendaten nun bestätigt haben, hatte sie so bereits damals voraussehen können. Auch wenn die derzeitige Situation sie also nicht überrascht – die Wissenschaftlerin beschreibt sie in der Veröffentlichung als „erschreckend“.

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Dass die Weltmeere ihre Farbe verändern, sei nicht die einzige Konsequenz. Das betont Dr. B. B. Cael vom National Oceanography Centre in Southampton, der ebenfalls an der Untersuchung beteiligt war. Demnach beeinflusse die Entwicklung unter anderem auch, wie viel Kohlenstoff die Weltmeere aufnehmen können. Denn abhängig von der jeweiligen Planktonart sei auch deren Eigenschaft als CO2-Speicher unterschiedlich. „Wir hoffen also, dass die Menschen das ernst nehmen“, so der Forscher in der Veröffentlichung. Es seien nun nicht mehr bloß Modelle, die entsprechende Auswirkungen vermuten ließen, sondern echte Fälle.

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