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Experten warnen

Im Urlaub sollte man auf keinen Fall Steintürme bauen!

Im Urlaub Steintürme bauen? Nicht unbedingt die beste Idee...
Im Urlaub Steintürme bauen? Nicht unbedingt die beste Idee... Foto: Getty Images
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

26. November 2024, 16:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Bestimmt sind Ihnen auf Spaziergängen oder beim Wandern in der Natur auch schon mal akkurat aufgetürmte Steinhaufen am Wegesrand begegnet. Diese dienen heutzutage oftmals der Orientierung oder als Ortsmarke. Allerdings ist es in den vergangenen Jahren zunehmend Trend geworden, dass Urlauber an besonders schönen Orten Steine stapeln, die dann als Fotomotiv in den sozialen Netzwerken landen. Doch genau davor warnen Experten. TRAVELBOOK nennt die Gründe.

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Schon zu Urzeiten stapelten die Vorfahren des Menschen Steine, etwa um Unterschlüpfe oder Vorratslager für Nahrung zu bauen. Im Laufe der Zeit gab es in den verschiedenen Regionen der Erde die unterschiedlichsten funktionalen und kulturellen Gründe, warum man Steintürme baute.

Laut einem Bericht des „Lonely Planet“ markierten diese etwa in der Mongolei Begräbnisstätten auf Friedhöfen. In Tibet nutzten Buddhisten Steinstapel demnach für Zeremonien, um das Glück herbeizurufen und Energien auszugleichen. Und vor der Erfindung der Leuchttürme warnten Steinhaufen die Seefahrer vor den zerklüfteten Fjorden Norwegens. Und in den Sarntaler Alpen in Südtirol zeugen die sogenannten „Stoanernen Mandln“, eine Ansammlung zahlreicher Steintürme unterschiedlicher Größe. Diese stammen vermutlich von 500 Jahre alten Ritualen wie Hexentänzen und Teufelsfeiern.

Die „Stoanernen Mandln“ auf der Hohen Reisch bei Bozen in Südtirol (Italien) sollen schon mehr als 500 Jahre alt sein
Die „Stoanernen Mandln“ auf der Hohen Reisch bei Bozen in Südtirol (Italien) sollen schon mehr als 500 Jahre alt sein Foto: picture alliance / blickwinkel/R. Woehrl

Steintürme häufig in US-Nationalparks zu finden

In vielen US-Nationalparks werden heute noch Steintürme eingesetzt, um Wanderern die Orientierung zu erleichtern. Manchmal errichten Besucher in besonders abgelegenen Bereichen der Parks auf eigene Faust Steintürme, um nachfolgenden Wanderern den richtigen Weg zu weisen. Das ist zwar eigentlich verboten, aber Michael Larson vom US National Park Service rät im Gespräch mit „Lonely Planet“ dennoch davon ab, bereits bestehende Steinstapel umzuwerfen. Denn diese können orientierungslosen Wanderern mitunter das Leben retten.

Mit lebensrettenden Motiven hat jedoch der Trend, der sich in den vergangenen Jahren in den sozialen Medien bemerkbar macht, rein gar nichts zu tun. Unter dem Hashtag #stonetower findet man allein bei Instagram fast 40.000 Beiträge. Manche Fotos zeigen offenbar bereits bestehende Steinstapel in Nationalparks und auf Wanderwegen. Der Großteil aber sind selbst errichtete „Kunstwerke“ an Stränden oder in den Bergen, die vor allem einen Zweck erfüllen sollen: Likes generieren.

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Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Freizeitbeschäftigung erscheinen mag, kann allerdings ernsthafte Folgen haben. Wie es etwa auf der offiziellen Website der Nationalparks Südafrikas (South African National Parks) heißt, können durch das Umsetzen der Steine die darunter befindlichen Ökosysteme gestört oder sogar zerstört werden. Denn darunter finden viele Tiere Unterschlupf, um dort zu leben, sich fortzupflanzen oder sich vor Fressfeinden zu verstecken. „Das Versetzen und Stapeln von Steinen kann den natürlichen Lebensraum von Kleinstlebewesen stören. An der felsigen Küste sind diese Organismen, wie Krebse, Weichtiere und Algen, auf die Felsen und andere Strukturen in ihrer Umgebung angewiesen, um Schutz zu finden“, heißt es in dem Bericht.

In ähnlicher Weise könne das Aufschichten von Steinen auch negative Auswirkungen auf Insekten und Moose in Wildnisgebieten haben. Darüber hinaus trage das Bewegen von Steinen jeglicher Art zur Bodenerosion bei. Denn die Erde, die einst schützend unter den Steinen verborgen war, könne nun weggespült werden.

Steintürme
Wenn das mal nicht schiefgeht: Für Kinder oder auch andere Wanderer kann das Bauen ungesicherter Steintürme lebensgefährlich sein. Foto: Getty Images

Weitere negative Auswirkungen durch das Bauen von Steintürmen

Zum einen geht von scheinbar arglos aufgestapelten Steinen gerade in bergigen Gegenden eine Gefahr aus. Denn wenn diese Steintürme umstürzen, können sie andere Wanderer verletzen oder sogar größere Erdrutsche auslösen.

Zum anderen ist der kulturelle Aspekt nicht zu vernachlässigen. So heißt es auf der Website der South African National Parks: „Viele Menschen besuchen Felsküsten oder Wildnisgebiete, um deren natürliche Schönheit und Ruhe zu erleben. Der Bau von Felsenstapeln kann die natürliche Schönheit des Gebiets verändern und als eine Form von Vandalismus oder Schändung eines Kultur- oder Naturerbes angesehen werden.“

Auch Wegräumen ist keine Lösung

Angesichts der vielen Steintürme-Posts bei Instagram und auch bei TikTok scheint das Problem aber noch längst nicht bei allen angekommen zu sein. Der im US-Bundesstaat Colorado ansässige Steinstapelkünstler Michael Grab, der sich auf Instagram „Gravity Glue“ nennt und fast 90.000 Follower hat, meint zumindest, eine Lösung gefunden zu haben. „Ich baue alles wieder ab, wenn ich fertig bin, um den Kreislauf zu schließen“, sagt er zu „Lonely Planet“. Kritiker geben allerdings zu bedenken, dass man in dem Moment, in dem man einen Stein aufgehoben hat, bereits Lebensräume unwiederbringlich zerstört haben könnte. Besser wäre es, gar keine Steintürme mehr zu bauen – und sich an denen zu erfreuen, die es mitunter schon seit Jahrhunderten gibt.

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