25. November 2021, 14:35 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im Gebirgszug Sierra Nevada in Kalifornien brodelt es – und das schon seit Jahrhunderten. Hier befindet sich der Supervulkan Long Valley Caldera, der das letzte Mal vor fast 800.000 Jahren ausgebrochen ist. Doch bald schon könnte es wieder so weit sein. Das vermutet zumindest ein US-Forscher. Welche Anzeichen für die Spekulation sprechen: TRAVELBOOK hat es sich angeschaut.
Die Long Valley Caldera im Gebirge Sierra Nevada in Ostkalifornien ist einer der potenziell gefährlichsten Supervulkane weltweit – vor allem, wegen ihrer gigantischen Größe. Eine Caldera ist, geologisch gesprochen, ein großer, kesselartiger Krater, der vulkanischen Ursprungs ist, wobei die Long Valley Caldera außergewöhnlich groß ist. Insgesamt ist sie 32 Kilometer lang, 18 Kilometer breit und stellenweise mehr als 900 Meter tief. Ein gigantischer Vulkan, der zuletzt vor rund 760.000 Jahren ausbrach.
Lange war es ruhig um den Vulkan. Doch seit einigen Jahren wird in der Fachwelt wieder über ihn diskutiert. Die Frage ist dabei stets: Bricht die Long Valley Caldera bald aus oder doch nicht?
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Welche Anzeichen für einen Ausbruch sprechen
Anzeichen gibt es immer wieder. Vor allem wiederkehrende Erdbeben und Veränderungen bei den Thermalquellen und Gasemissionen sprechen laut mehreren Wissenschaftlern für einen Ausbruch. Viele halten eben solchen auf lange Sicht für unvermeidbar. Einige glauben sogar, dass es schon in naher Zukunft zu einem Ausbruch kommen könnte. So sagte etwa der US-Forscher Rob Nelson in der Dokumentation „Secrets of the Underground“, die auf dem Fernsehsender Science Channel lief, es gebe Hinweise auf eine zeitnah bevorstehende Eruption. Bei einem Besuch in der Region seien beispielsweise mehrfach Rauchsäulen gesichtet worden, die aus dem Boden aufstiegen.
Zudem stellte sich bei einer Analyse vor Ort heraus, dass die seismische Aktivität des Vulkans deutlich höher war als bis dato angenommen. In einer im Wissenschaftsmagazin „GeoScienceWorld“ veröffentlichten Studie berichten die Wissenschaftler von „beträchtlichen Mengen“ Magmaschmelze, die sich unterhalb der Long Valley Caldera befänden. Fast ein Drittel sei heiß genug, um flüssiges Gestein zu versengen.
Dabei wäre ein Ausbruch durchaus dramatisch, wie der Geophysiker Birger-Gottfried Lühr vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam TRAVELBOOK erklärt. Wenn es ein erneuter Ausbruch in der gleichen Größenordnung wie vor 760.000 Jahren wäre, müsste man „mit globalen Auswirkungen rechnen“, so Lühr.
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Andere Wissenschaftler halten dagegen
Doch es gibt auch Forscher, die eine andere Ansicht vertreten. So sagte beispielsweise der Geophyisiker Ashton Flinders von der US Geological Survey dem „Focus“, dass der Vulkan seiner Meinung nach das Potenzial für eine weitere Super-Eruption wie vor 760.000 Jahren hätte. Zeitgleich zweifelte er aber einen zeitnahen Ausbruch an. Er und seine Kollegen hielten es nicht für sehr wahrscheinlich, dass der Supervulkan noch zu ihren Lebzeiten ausbrechen werde.
Auch Geophysiker Lühr ist skeptisch. Er sagt TRAVELBOOK: „Die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruches in den nächsten Jahren ist, unter der Voraussetzung, dass sich Aktivitätsparameter wie Seismizität, Deformation, Entgasung etc. nicht ändern, als eher gering einzuschätzen.“ Allerdings betont Lühr auch, dass eine Eruptionsvorhersage immer „eine schwierige Sache“ sei. Dabei verweist er darauf, dass es für Vulkanausbrüche in den USA eine 4-stufige Warnskala gibt. Bis Stufe 3 sei zumeist alles klar definiert. Doch: „Die Setzung der Stufe 4 ist zumeist eine Bauchentscheidung“, sagt Lühr. Sicher weiß man es demnach nie, aber aktuell hat der Vulkan laut United States Geological Survey die Warnstufe 1. So bleibt also offen, wie nah der Ausbruch der Long Valley Caldera wirklich liegt.